#46 Was denkt mein Pferd über sich selbst?

Shownotes

Weiß mein Pferd, wer es ist? Versteht es, was "Ich" bedeutet? Wie testet man das eigentlich und was bedeutet die eine oder andere Erkenntnis für das Pferdetraining? Darum geht es in dieser Folge. Wir unterhalten uns über den Spiegeltest, der aus der Wissenschaft bekannt ist und eine Studie, die genau diesen bei Pferden umgesetzt hat.

Quellen:

Baragli, P.; Demuru, E.; Scopa, C.; Palagi, E. (2017). Are horses capable of mirror self-recognition? A pilot study. PLOS One. 12(5). Baragli, P.; Scopa, C.; Maglieri, V.; Palagi, E. (2021). If horses had toes: demonstrating mirror self recognition at group level in Equus caballus. Animal Cognition. 24. 1099 - 1108.

Die erwähnte Folge mit Steffi BirkDie besprochene Studie

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Intromusik: →ElephantGreen

Transkript anzeigen

00:00:04: Psycholohü, der Podcast über Pferde und Psychologie.

00:00:07: Wir sind Carina Warnstädt, Pferdegestützer und Hypnose-Coach, mit abgeschlossenem

00:00:12: Psychologiestudium und Autorin.

00:00:13: Und Lea Schneider, Pferdeverhaltens-Trainerin und

00:00:16: Unterstützung für Selbstständige als virtuelle Assistenz.

00:00:18: Wir nehmen dich mit in unsere Gedanken zu verschiedenen Themen aus dem Bereich

00:00:23: Pferd-Mensch-Beziehung und in spannende Interviews zu den Themen

00:00:26: Pferde und Psychologie.

00:00:29: Hallo und Und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Psycholohü.

00:00:34: Ich sage das oft, glaube ich, aber ich war noch nie so unvorbereitet.

00:00:37: Ich weiß auch zu unserem heutigen Thema tatsächlich gar nichts.

00:00:41: Also ich weiß, worum es geht, aber Carina hat sich wieder um eine Studie bemüht und

00:00:47: weiß, worum es inhaltlich geht.

00:00:49: Und das ist, wie gesagt, ein Thema, zu dem ich tatsächlich auch gar nichts weiß.

00:00:53: Deswegen, Carina, worum geht es in dieser Studie?

00:00:57: Ja, bitte nicht abschalten, weil wir das Wort Studie in den Mund genommen haben.

00:01:00: Es geht den Spiegeltest.

00:01:03: Bitte auch jetzt nicht abschalten.

00:01:04: Ich weiß, das klingt erst mal noch komisch.

00:01:06: Vielleicht sagt der Spiegeltest dem einen oder anderen was.

00:01:09: Aber im Grunde genommen geht es um die Frage: Wissen Pferde von

00:01:13: sich selbst, wer sie sind?

00:01:15: Haben sie ein Ich-Bewusstsein?

00:01:17: Haben sie ein Selbstbewusstsein?

00:01:20: Selbstbewusstsein in diesem Fall wirklich im Wortsinne gemeint, nicht so,

00:01:25: wie es häufig im Alltag benutzt wird.

00:01:27: Das, was wir im Alltag meistens als Selbstbewusstsein bezeichnen, ist

00:01:30: ja eher so was wie Selbstsicherheit.

00:01:32: Selbstbewusstsein heißt eben tatsächlich sich seiner Selbstbewusstsein.

00:01:36: Also weiß mein Pferd, wer es ist, quasi.

00:01:42: Ja, das finde ich tatsächlich spannend.

00:01:43: Wie gesagt, so ganz am Rande habe ich mal schon davon gehört.

00:01:47: Ich meine auch so ein bisschen grob, die Richtung zu wissen, wohin es geht, aber

00:01:52: ich lasse es jetzt bewusst meiner Einschätzung nicht, sondern überlasse

00:01:58: dir das Erzählen dieser Geschichte.

00:02:01: Was genau, wie wurde das Ganze denn untersucht?

00:02:05: Genau, ich habe es gerade schon so ein bisschen angeteasert.

00:02:08: In der Regel wird, wenn man das erforscht, der Spiegeltest durchgeführt.

00:02:12: Das heißt nichts anderes, als dass ein Tier, bei dem man wissen möchte, ob es ein

00:02:17: Selbstbewusstsein hat, vor einen Spiegel gesetzt wird und beobachtet wird im ersten

00:02:22: Schritt, zu schauen, wie reagiert es auf das Spiegelbild.

00:02:26: Und im nächsten Schritt wird dem Tier in in der Form eine Markierung,

00:02:32: ich sage mal, aufgeklebt oder aufgemalt, wie auch immer.

00:02:35: Es kommt eigentlich aus der Forschung mit Menschenaffen.

00:02:39: Da ist es meines Wissens nach tatsächlich oft auf der Stirn gewesen, dass man da die

00:02:43: Markierung gesetzt hat und dann setzt, wie auch immer, man das

00:02:48: Tier wieder vor den Spiegel und schaut: Hat sich was verändert?

00:02:54: Reagiert das Tier jetzt anders?

00:02:56: Und vor allen Dingen: Versteht das Tier das dass jetzt nicht nur das Spiegelbild

00:03:01: anders ist, sondern im Umkehrschluss, dass etwas an ihm anders ist.

00:03:06: Das heißt, das war jetzt sehr abstrakt, zu erklären: Im Grunde genommen schaut man,

00:03:12: versucht das Tier, diese Markierung irgendwie abzuwischen, an

00:03:14: sich selbst, wohlgemerkt.

00:03:16: Nicht am Spiegel, sondern am eigenen Körper.

00:03:19: Man konnte das schon bei verschiedenen Tieren zeigen, dass die das können.

00:03:23: Wie gesagt, habe ich gerade schon erwähnt: Menschenaffen waren da die ersten, aber

00:03:27: auch Elefanten und Elstern Können das wohl, habe ich gelesen.

00:03:32: Und man wollte dann eben wissen, ob Pferde das auch können.

00:03:37: Ja, spannend.

00:03:38: Du hast gerade schon gesagt, man beobachtet, ob sie versucht,

00:03:41: das abzuwischen oder so.

00:03:43: Oder woran gibt es noch weitere Faktoren, woran man erkennen kann, dass

00:03:47: die Tiere sich selbst erkennen?

00:03:50: Genau, das ist tatsächlich hauptsächlich diese Reaktion auf diesen Punkt.

00:03:56: Natürlich kann man generell das Verhalten des Tieres beobachten Also das wird auch

00:04:01: immer mit beobachtet und mit dokumentiert, wie das Tier überhaupt auf den Spiegel

00:04:05: reagiert, ob es irgendwie darauf zugeht, ob es sich damit beschäftigt, vielleicht

00:04:09: irgendwie austestet, indem es den Kopf hin-und her bewegt oder so was.

00:04:14: Das sieht man schon, aber das eigentliche Selbstbewusstsein testet man eben

00:04:19: tatsächlich über diesen Punkt und die Frage, ob das Tier den an sich

00:04:23: selbst versucht, wegzumachen.

00:04:27: Wie, in welchem Rahmen hat man das - also wie Wie viele Pferde waren das?

00:04:31: Wie groß war diese Studie?

00:04:33: Also es gibt tatsächlich zwei Studien dazu.

00:04:36: Ich habe mich mal auf eine fokussiert, die die Neuere ist.

00:04:40: Das erste war eine Pilotstudie und die zweite war dann etwas ausführlicher.

00:04:44: Die wurde mit 14 Pferden durchgeführt.

00:04:47: Jetzt haben wir vielleicht schon mal gehört, war ja auch schon mal in einer

00:04:50: anderen Folge, das ist eine echt kleine Stichprobe.

00:04:53: Das können wir direkt schon mal vorweggeschicken.

00:04:55: Wir müssen also ein bisschen vorsichtig sein.

00:04:58: Und – das war jetzt auch ganz Gut, dass wir das schon angesprochen haben,

00:05:02: es mussten auch noch zusätzlich drei Pferde aus dieser Stichprobe

00:05:06: rausgenommen werden.

00:05:08: Warum?

00:05:10: Weil die sich, ich sage mal ganz platt, komisch verhalten haben.

00:05:15: Ich will sagen, man hat die vor den Spiegel gestellt und die haben-.

00:05:19: Also ein Pferd hat ein sehr ängstliches Verhalten gezeigt und

00:05:23: wollte sich dem gar nicht nähern, sondern ist quasi in die andere Ecke

00:05:27: der Halle sozusagen geflohen.

00:05:30: Und zwei Pferde haben tatsächlich dem Spielbild gegenüber

00:05:34: aggressives Verhalten gezeigt.

00:05:36: Können wir vielleicht, wenn wir daran denken, nachher noch mal drüber sprechen,

00:05:39: was uns das sagen könnte oder was da vielleicht der Hintergrund sein könnte?

00:05:43: Das wurde wenn ich das richtig gesehen habe, in der Studie nicht weiter beachtet

00:05:48: beziehungsweise nicht näher beschrieben, nicht weiter beachtet, das

00:05:50: ist der falsche Begriff.

00:05:52: Genau, aber das heißt, wir haben im Endeffekt eine Studie mit elf Pferden,

00:05:57: was eben, wie gesagt, sehr wenig ist.

00:06:00: Dann erzähl uns doch, wie diese elf Pferde reagiert haben, genau.

00:06:05: Das mache ich gerne, ganz kurz noch mal zum Aufschlüsselen.

00:06:08: Es war eine ganz schöne Studie, weil die haben verschiedene

00:06:13: Situationen sich angeschaut.

00:06:15: Sie haben eben den Spiegel einmal abgedeckt gehabt, einmal normal geöffnet,

00:06:19: sozusagen, die Baseline, um zu gucken, wie reagiert

00:06:23: das Pferd überhaupt auf den Spiegel.

00:06:25: Das habe ich ja eben schon beschrieben.

00:06:26: Und dann gab es zwei verschiedene Experimentalgruppen – ist eigentlich

00:06:32: falsch, Experimentaldurchläufe sozusagen.

00:06:34: Es gab einmal die normale Markierung und es gab aber einmal eine

00:06:38: unsichtbare Markierung.

00:06:40: Das heißt, im Grunde genommen, man hat diese Markierung vorgenommen, ohne dass

00:06:44: das Pferd es dann nachher visuell im Spiegel sehen konnte.

00:06:48: Das fand ich sehr spannend und auch eine wirklich gute Sache, weil wir natürlich

00:06:52: immer das Problem haben bei diesen Markierungen.

00:06:54: Es könnte ja sein, dass das Pferd das riechen kann, wenn das jetzt irgendwie

00:06:57: eine Farbe ist oder so was, oder wenn man was aufklebt, dass es das spüren kann,

00:07:01: weil da einfach jetzt was an der Haut anders ist.

00:07:04: Das heißt, das ist einmal wichtig zu wissen.

00:07:07: Wir haben hier tatsächlich auch das noch mal, wurde da mit bedacht.

00:07:11: Und dann hat man, wie gesagt, die Pferde eben vor die Spiegel gestellt, sich das

00:07:15: angeguckt und das Ergebnis ist im Grunde genommen ein bisschen zwiegespalten.

00:07:23: Also im Prinzip war es so, dass bei neun von diesen elf

00:07:27: Pferden sich eine Veränderung zeigte. Alle?

00:07:31: Nein, ich weiß nicht, ob alle. Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht.

00:07:33: Aber ich glaube, der Großteil der Pferde hat erst mal so ein – in der Studie stand

00:07:37: „Contingency Behaviour – heißt so viel wie „Zufälliges Verhalten gezeigt.

00:07:43: Das heißt, die haben erst mal in den Spiegel geschaut, haben

00:07:47: den Kopf so ein bisschen hin-und her bewegt, den hatten wir in der Studie

00:07:50: Peek-a-boo, also immer wieder aus dem Bereich des Spiegels raus und wieder rein,

00:07:55: den Kopf bewegt, die Zunge bewegt, so was.

00:07:57: Das haben wohl fast alle Pferde gemacht gemacht, aber neun von elf Pferden

00:08:04: haben dann nach diesem zufälligen Verhalten eben den Fokus tatsächlich auf

00:08:08: die Markierung gelegt und haben sich dann entweder am Kopf gekratzt oder

00:08:13: eben am Körper gekratzt, stand da.

00:08:18: Und das wurde dann natürlich verglichen mit der normalen Anfangsvariante, wo die

00:08:25: Pferde noch keine Markierung hatten, und mit der unsichtbaren Markierung.

00:08:30: Und da war es so, dass sich tatsächlich auch in der unsichtbaren Markierungsgruppe

00:08:36: Pferde gekratzt haben.

00:08:37: Also wir hätten uns natürlich jetzt gewünscht, dass es nur bei der

00:08:41: sichtbaren Markierung gewesen wäre.

00:08:43: Es war auch in der unsichtbaren Gruppe so.

00:08:46: Trotzdem statistisch signifikant länger in der Gruppe der sichtbaren Markierungen.

00:08:53: Und – und das ist auch interessant – vier Pferde, von diesen elf immerhin, könnte

00:08:58: man zeigen, dass die einen Unterschied zwischen der der sichtbaren und

00:09:00: der unsichtbaren Markierung haben.

00:09:01: Das heißt, in der unsichtbaren Gruppe haben sie nichts gemacht oder zumindest

00:09:05: sich nicht gekratzt und in der sichtbaren Gruppe haben sie sich dann gekratzt.

00:09:10: Das kann bei vier Pferden theoretisch ein Zufall sein, ist aber natürlich trotzdem

00:09:14: schön zu sehen, dass es da einen Unterschied gibt.

00:09:17: Das heißt, das war jetzt erst mal nur kurz zusammengefasst, was wir gesehen haben.

00:09:22: Was können wir aber jetzt daraus für uns quasi zurückschließen oder sagen?

00:09:28: Na ja, Ja, so richtig genau wissen wir es leider immer noch nicht.

00:09:33: Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Pferde zumindest teilweise im

00:09:38: Spiegel erkennen, nicht alle.

00:09:40: Wobei die Frage ist: Ist das tatsächlich für das Pferd das geeignete

00:09:47: Mittel, das zu testen?

00:09:48: Also heißt, wenn sie sich da jetzt nicht kratzen, wirklich, sie haben kein

00:09:53: Selbstbewusstsein oder spielen da andere Faktoren eine Rolle?

00:09:57: Sind sie einfach vielleicht weniger neugierig „Kennen Sie schon

00:10:01: einen Spiegel von einer Reitbahn?

00:10:02: Das kann ja durchaus sein und haben dann gar kein Interesse mehr daran.

00:10:06: Haben Sie vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht mit Strafen, wenn Sie

00:10:10: sich irgendwo kratzen oder so was?

00:10:13: Sind Sie vielleicht weniger intelligent?

00:10:15: Es kann jetzt viele Faktoren geben, die das beeinflussen, warum das bei einigen

00:10:20: Pferden geklappt hat und bei anderen nicht.

00:10:22: Rein theoretisch kann das natürlich auch sein, dass es Zufall war, dass das

00:10:25: bei einigen Pferden geklappt hat.

00:10:27: Trotzdem sagen die Forscher: innen jetzt auf Basis dieser beiden Studien:

00:10:33: „Wir brauchen auf jeden Fall mehr Forschung, aber

00:10:37: es geht zumindest mal in die Richtung, dass wir glauben, dass Pferde ein gewisses

00:10:41: Maß an Selbstbewusstsein haben und dass es nicht an dem Geruch

00:10:47: oder dem Gefühl der Markierung liegt.

00:10:50: Aber eindeutige Bestätigung haben wir im Grunde genommen nicht.

00:10:57: Ja, spannend.

00:10:57: Ich glaube, man hat es ja doch immer mal wieder, wenn man in Hallen mit Spiegeln

00:11:03: ist oder so, dass auch da die Pferde ja super unterschiedlich reagieren, dass

00:11:07: manche total interessiert sind und andere nicht mal …

00:11:09: Also die wahrscheinlich auch, hat er schon tausendmal daran vorbeigelatscht,

00:11:12: dass es ihnen egal ist.

00:11:13: Ja, kann Wann denn noch irgendwelche Erkenntnisse sonst daraus ziehen aus

00:11:18: dieser Studie oder hast du uns eigentlich schon alle Ergebnisse gerade verraten?

00:11:22: Im Grunde habe ich das jetzt schon vorweggenommen, sozusagen.

00:11:28: Beziehungsweise es bleibt natürlich so ein bisschen die Frage, die jetzt nicht in der

00:11:31: Studie aufgenommen wurde, so explizit, aber die Frage bleibt natürlich: Was

00:11:35: machen wir jetzt damit, mit diesem Wissen?

00:11:38: Man kann es ja auch noch hypothetischer formulieren: Wenn wir davon ausgehen

00:11:42: würden, die Pferde hätten sicher ein Selbst „Das würde das etwas

00:11:47: an unserem Training ändern?

00:11:48: Wenn ja, was?

00:11:50: Und was sagt das vielleicht über unser Training, wenn wir diese Gewissheit erst

00:11:54: bräuchten, eine Veränderung zu machen?

00:11:56: Ich glaube, das ist für mich tatsächlich die Frage Frage, die

00:12:00: dahinter steckt und die am spannendsten eigentlich ist.

00:12:03: Denn bei all der Kritik, die man, wie gesagt, auch äußern kann – ich habe es ja

00:12:06: eben schon genannt – klar, da gibt es methodische

00:12:11: Schwierigkeiten, aber es bleibt ja Das ist auch die Frage:

00:12:15: Warum haben wir hier so unterschiedliches Verhalten von den Pferden?

00:12:19: Und warum ist das für uns so wichtig,

00:12:22: außerhalb der Erkenntnis darüber: „Okay, sind gewisse Tiere vielleicht

00:12:27: uns ähnlicher, als wir denken?

00:12:29: Müssen wir denen mehr zugestehen, als wir vorher dachten?

00:12:32: Ja, genau.

00:12:33: Das ist, glaube ich, das, was das für mich interessant macht.

00:12:36: Und ich glaube, bevor ich da jetzt in meine Gedanken gehe, würde ich

00:12:38: das gerne mal an dich weitergeben.

00:12:41: Muss ja gar nicht sein, aber vielleicht ist dir ja beim Zuhören was eingefallen

00:12:45: wurde und du dachtest, dafür wäre das vielleicht irgendwie interessant oder so.

00:12:49: Oder das würde man dann vielleicht anders machen.

00:12:51: Weiß ich nicht. Hattest du da einen Gedanken zu?

00:12:55: Im ersten Impuls nicht.

00:12:56: Ist ja fast auch irgendwie schon eher eine philosophische Frage,

00:13:00: die man sich da stellt.

00:13:01: Also ich glaube, für mich persönlich macht das jetzt auch keinen Unterschied,

00:13:05: weil ich glaube, das ist ja hier auch ein bisschen unser

00:13:10: Sinn, dass wir das Pferd respektvoll so oder so behandeln wollen, dass es da am

00:13:16: Ende des Tages keinen Unterschied macht, ob wir jetzt wissen, dass das Pferd sich

00:13:20: seiner selbst bewusst ist, es mal so auszudrücken, oder ob es die

00:13:25: Fähigkeit eben nicht hat, weil so oder so wollen wir …

00:13:29: Ja, respektvoll ist – das ist schon genau der richtige Ausdruck –

00:13:31: und fair mit ihm umgehen.

00:13:33: Ist natürlich fraglich, ob das in anderen Kreisen, wo das Pferd mehr ein

00:13:37: Arbeitstier vielleicht noch ist oder so, ob das da etwas verändern könnte

00:13:42: oder ob man diese Leute mit solchen Informationen gar nicht erreicht.

00:13:46: Ich meine, da ist das ja auch wieder ein großes, großes Spektrum,

00:13:54: weiß ich nicht, wo die Leute sich einordnen, wie offen die für

00:13:59: solche Themen sind und so weiter.

00:14:01: Aber ich habe gerade gedacht, vielleicht ist es ja auch gar nicht jetzt für den

00:14:05: Menschen am Pferd so relevant, aber vielleicht für zukünftige Forschungen

00:14:08: einfach, dass man aufgrund dieses Wissens wieder andere Themen sich anschauen kann

00:14:14: und mit Pferden weitere Studien durchführen kann, die wiederum dann

00:14:18: andere hilfreiche Erkenntnisse geben.

00:14:22: Ja, also das auf jeden Fall.

00:14:24: Ich gehe ganz stark davon aus, dass das auch noch mal erforscht wird.

00:14:27: Ich glaube nicht, dass es jetzt dabei bleibt.

00:14:29: Vielleicht gibt es dann irgendwann auch mal noch eine klarere Einschätzung.

00:14:34: Mit Sicherheit wird man da noch mal weiter forschen und ich glaube, dass das sehr

00:14:38: spannend ist, zu schauen, wie intelligent sind unsere Tiere, unsere Pferde.

00:14:45: Und vor allen Dingen, ich glaube, es geht da ganz viel das Innenleben.

00:14:48: Ich denke, du hast es gerade schon ganz richtig gesagt: Wir sind jetzt auf einer

00:14:51: philosophischeren Ebene als auf einer wissenschaftlichen, aber ich glaube,

00:14:57: wir Menschen definieren uns ja selber ganz viel über dieses Selbstbewusstsein.

00:15:00: Wir sind uns unserer selbst bewusst.

00:15:02: Wir wissen, wer wir sind, was uns ausmacht.

00:15:05: Wir können uns von anderen abgrenzen, sehen uns irgendwie als Individuum an und

00:15:10: können aber auch für uns selber in die Zukunft planen.

00:15:13: Also wenn wir jetzt diese Handlung machen, dann hat das die und die Konsequenz.

00:15:17: Und wir sind ja ganz oft in der Position, dass wir das anderen Lebewesen absprechen.

00:15:24: Ich weiß nicht, ob ich es Intelligenz nennen

00:15:27: möchte, aber wir sagen zumindest, andere Tiere haben diese Art von

00:15:30: Innenleben und Bewusstsein nicht.

00:15:33: Und ich glaube, das ist natürlich eine ganz grundlegend spannende Frage, ob das

00:15:38: vielleicht bei mehr Tieren der Fall ist, als wir eigentlich denken.

00:15:40: Aber auch beim Pferd.

00:15:43: Ich finde, wir haben in den letzten Jahren immer wieder Studien gesehen, die zeigen:

00:15:48: Pferde sind eigentlich intelligenter, als wir das wussten und können vielleicht

00:15:51: sogar auch mehr voraus planen, als wir das gedacht haben.

00:15:54: Also lange Zeit wurde immer gesagt, dass sie das gar nicht können.

00:15:59: Und ich glaube, Ich glaube schon, dass das langfristig den Umgang mit dem Pferd

00:16:03: verändern könnte, wenn wir das Pferd noch mehr als,

00:16:09: ich sage mal, eigenständiges, bewusstes, intelligentes Wesen sehen.

00:16:17: Also das klingt jetzt irgendwie so hochtrabend und ich glaube, allen,

00:16:20: die jetzt hier zuhören, ist das klar.

00:16:22: Also wir wissen alle, unser Pferd hat seinen ganz eigenen Charakter und

00:16:27: vielleicht ist das eine auch intelligenter als das andere, aber Das ist auch eine

00:16:30: grundsätzliche Intelligenz, mit der wir viel auch machen können.

00:16:34: Aber ich glaube, dass das eben schnell auch viel von diesen

00:16:37: ethischen Fragen aufwirft.

00:16:38: Also sobald wir wissen, das Tier ist sich seiner selbst bewusst,

00:16:43: glaube ich, müssen wir uns zwangsläufig die Frage stellen:

00:16:46: Ist das alles richtig, was wir mit dem Tier machen und

00:16:49: was bedeutet das für das Tier, so wie wir es halten, so wie wir es behandeln?

00:16:55: Und deswegen finde ich das schon eine spannende Frage.

00:16:58: Bin aber zu dem gleichen Schluss gekommen wie du.

00:16:59: Jetzt höre ich gleich mal auf, meinen Monolog hier zu führen.

00:17:02: Im Grunde genommen ist respektvolles Verhalten dem Pferd

00:17:06: gegenüber ja immer wichtig, aber vielleicht wäre das noch mal ein weiterer

00:17:11: Punkt, zu sagen: Hey, jetzt ist es wirklich wichtig, dass wir uns den Tieren

00:17:14: gegenüber fair und respektvoll verhalten.

00:17:16: Und dafür finde ich es dann eigentlich schön und dafür bin ich dann auch

00:17:19: persönlich geneigt, zu sagen: Okay, ja, methodisch wissen wir es

00:17:23: jetzt nicht so ganz genau.

00:17:24: Es war eine echt kleine Stichprobe.

00:17:26: Man kann da schon hinterfragen, ob das auch irgendwie subjektiv eingefärbt war,

00:17:29: was Sie da beobachtet haben, aber ich wäre trotzdem geneigt, zu

00:17:32: sagen, es spricht mehr dafür als dagegen.

00:17:35: Ja, da habe ich jetzt zwei Gedanken zu.

00:17:38: Zum einen ist das, glaube ich, gesellschaftlich ein Thema, eine

00:17:41: Entwicklung, dass sich da die letzten Jahre wahnsinnig

00:17:45: viel getan hat, wenn man mal überlegt, wie krass Veganismus zum Beispiel mittlerweile

00:17:49: boomt, wie weit verbreitet das ist.

00:17:52: Das war ja vor zehn Jahren noch undenkbar in der Masse und

00:17:56: Verbreitung, wie es heutzutage ist.

00:17:58: Und auch am Ende des Tages ist das ja doch auch nur ein Teil der Gesellschaft.

00:18:02: Aber auch das ist ja mit Sicherheit ein Faktor, weil die

00:18:06: Menschen dieses Bewusstsein haben, dass Tiere, jetzt nicht nur

00:18:10: Pferde, fühlende Lebewesen, sind eigenständige Lebewesen,

00:18:15: denkende, handelnde Persönlichkeiten sind.

00:18:18: Zum einen, das fiel mir gerade noch ein dazu.

00:18:21: Und was ich wiederum interessant wäre, kann

00:18:24: man dieses Selbstbewusstsein in irgendeiner Form vielleicht sogar

00:18:29: fördern beim Pferd, dass es sich mehr mit sich selber auseinandersetzt, vielleicht

00:18:34: darüber wiederum sein Körpergefühl auch ändert und dann das, was wir ja klassisch

00:18:38: als Selbstbewusstsein sehen, den Selbstwert vielleicht sogar auch

00:18:42: verändert, weil einfach es ein besseres Gefühl für sich selbst hat.

00:18:45: Das ist ja was, was man bei Menschen auch oft merkt, dass

00:18:49: Menschen, die sich selbst mehr bewusst sind, ein besseres Selbstbewusstsein in

00:18:54: dem klassischen Sinne mehr Selbstwert haben.

00:18:58: Ja, ohne irgendwie jetzt alle Angaben ohne Gewähr quasi.

00:19:04: Aber von meinem eigenen Gefühl her, würde ich sagen, auf jeden Fall.

00:19:08: Ich habe das so oft schon erlebt, dass Pferde …

00:19:13: Okay, das ist natürlich immer die Frage, worauf Worauf schließt man jetzt zurück?

00:19:17: Das ist jetzt vielleicht meine persönliche Interpretation, aber Pferde, die ein

00:19:21: besseres Körpergefühl entwickeln, die merken, was sie mit ihrem

00:19:25: Körper anstellen können.

00:19:28: Das ist natürlich jetzt nicht ganz das klassische Selbstbewusstsein, wovon

00:19:32: wir hier gesprochen haben, würde ich aber vielleicht so ein bisschen als

00:19:36: angrenzenden Bereich schon auch noch mit ansehen, dass die viel selbstsicherer

00:19:41: durch die Gegend laufen.

00:19:42: Verständlicherweise natürlich.

00:19:43: Also ganz blöd gesagt, sie müssen nicht ständig Angst haben, irgendwie

00:19:46: in ein Loch zu treten oder so.

00:19:48: Klingt jetzt sehr vereinfacht, aber was ja für ein Fluchttier enorm wichtig.

00:19:52: Und ich glaube ganz bestimmt, dass man das fördern kann und dass man das vielleicht

00:19:57: auch fördern sollte und dass da viele Pferde davon profitieren.

00:20:01: Und das, was du gerade gesagt hast, erinnerte mich auch daran:

00:20:05: Ich muss jetzt ein bisschen aufpassen, wie ich das formuliere, aber in

00:20:10: meiner Bubble wird immer mal wieder gesagt: Naja die Sportpferde sind so ein

00:20:15: bisschen dazu gezüchtet worden, zu funktionieren.

00:20:19: Die hinterfragen nicht, was der Mensch will, sondern machen halt einfach.

00:20:23: Und die Ponys sind eher so die, die ihren eigenen Kopf haben und charakterstark sind

00:20:30: und viel ihren eigenen Willen da reinbringen.

00:20:34: Sicherlich ist das nicht alles nur eine Frage der Züchtung und sicherlich hat das

00:20:37: ganz viel mit Training zu tun und wie das Pferd vom Menschen behandelt wird.

00:20:41: Gleichzeitig glaube ich aber, dass wir da auch so ein Stück weit in einen zumindest

00:20:47: angrenzenden Bereich von diesem Selbstbewusstsein kommen, weil ich schon

00:20:52: glaube, dass ein Pferd, das sein Leben lang lernt,

00:20:56: zu gehorchen, anstatt selber Ideen mitzubringen,

00:21:00: mitbringen, auch weniger, ich sage mal, Neugierde, Interesse,

00:21:06: so was mitbringt und im Zweifelsfall dann vielleicht auch weniger

00:21:10: Bewusstsein für sich selbst.

00:21:12: Das ist jetzt alles hochinterpretativ und hoch subjektiv, aber das

00:21:17: könnte ich mir zumindest vorstellen, dass das da auch ein Faktor ist.

00:21:20: Ich glaube auch, dass das jetzt nichts ist, was wir hier endgültig

00:21:23: und faktisch klären können. Nein, auf gar keinen Fall.

00:21:26: Aber wir haben ja auch in der Folge mit Steffi schon viel darüber gesprochen, dass

00:21:29: sich ja auch beim Pferd noch mehr als bei Menschen Körper und Psyche einfach nicht

00:21:34: trennen lassen und das unweigerlich total verknüpft ist.

00:21:38: Das wäre eben interessant, das mal zu beobachten, vielleicht eben auch

00:21:42: tatsächlich unter einer Studie, wie die Selbstwahrnehmung sich verändert.

00:21:48: Oder andersherum.

00:21:51: Eigentlich egal, in welche Richtung.

00:21:53: Ob die Selbstwahrnehmung einen Einfluss auf das Körpergefühl hat oder andersherum,

00:21:59: ist natürlich auch schwierig, wie man beides messen möchte.

00:22:03: Ist ja jetzt nicht so, dass man einfach dem Pferd einen Fragebogen geben kann.

00:22:08: Richtig, ja.

00:22:09: Aber das fände ich tatsächlich auch einfach mal im Alltag darauf zu achten,

00:22:13: wie sich das Pferd so gibt.

00:22:16: Also ob man, na, jetzt habe ich den Faden

00:22:20: verloren, aber ja, das auch im Alltag zu beobachten,

00:22:24: wenn man tatsächlich mal einen Spiegel hat in der Halle, dem Pferd vielleicht auch

00:22:28: mal die Zeit zu geben, sich damit aus dann auseinanderzusetzen und nicht

00:22:31: einfach stumpf daran vorbeizureiten.

00:22:33: Also klar, manchmal möchte man vielleicht auch jetzt nicht,

00:22:37: dass das Pferd in jeder Runde da reinschielt.

00:22:38: Das ist natürlich auch irgendwie auf Dauer kontraproduktiv, aber

00:22:42: wirklich mal einfach nur locker am Strick in die Halle zu gehen und sich vor den

00:22:46: Spiegel zu stellen und einfach mal zu schauen: Was passiert denn eigentlich?

00:22:48: Womit setzt sich denn mein Pferd auseinander?

00:22:50: Setzt es sich überhaupt damit auseinander oder ist es ihm eh egal?

00:22:54: Fände ich auch eigentlich mal spannend, als Impuls, das mal mit seinem Pferd

00:22:58: auszuprobieren, wenn man denn dann Halle mit Spiegel hat.

00:23:00: Ist ja auch nicht überall.

00:23:02: Ja, auf jeden Fall.

00:23:03: Und ich bin ganz froh, dass du das ansprichst, weil ich wollte da ja auch

00:23:06: noch mal drauf hinaus, dass in der Studie da ja auch drei Pferde waren, die nicht

00:23:12: mehr mit in die Analyse aufgenommen wurden, weil sie eben so

00:23:15: außergewöhnliches Verhalten gezeigt haben.

00:23:19: Bevor ich jetzt dazu was sage, habe ich dann nur darüber nachgedacht.

00:23:23: Ich glaube eben, dass dieses Kennen von Spiegeln ein sehr relevanter Faktor ist

00:23:28: bei den Pferden und deswegen vielleicht der Spiegeltest auch tatsächlich einfach

00:23:31: nicht unbedingt so optimal ist, das bei Pferden durchzuführen.

00:23:36: Ich habe daran gedacht an zwei Sachen: Einmal daran, dass

00:23:41: es ja Pferde gibt, die zum ersten Mal einen Spiegel sehen und anfangen zu

00:23:44: wiehern, weil sie ein anderes Pferd daran vermuten, was ja erst mal nicht dafür

00:23:50: sprechen würde, dass sie sich daran erkennen.

00:23:53: Aber das ist natürlich auch kein wissenschaftlicher Aufbau und wir haben

00:23:56: hier auch keine Veränderung im Sinne von, sie können sich damit beschäftigen und

00:23:59: dann kriegen sie diese Markierung und wir gucken mal, was sie dann machen.

00:24:03: Das ist so das eine.

00:24:05: Das andere ist, es gibt ja auch leider immer wieder die tragischen Fälle, wo

00:24:09: Pferde in den Spiegel reinspringen.

00:24:13: Jetzt Ist das natürlich noch ein bisschen komplexer, weil da ist

00:24:18: dann sehr viel Bewegung.

00:24:19: Da ist die Frage: „Wie ist die visuelle Fähigkeit von Pferden in Bewegung?

00:24:24: Das weiß ich zum Beispiel gar nicht, ehrlich gesagt, ob es untersucht

00:24:29: wurde, ob man viel zu sagen kann.

00:24:32: Also ich will sagen, ab wann können sie z. B.

00:24:34: Scharf sehen? Wie verändert sich das in Bewegung?

00:24:38: Das ist das eine.

00:24:39: Da ist natürlich auch sehr viel Raum

00:24:42: drumherum, sage ich mal, aber sie würden ja potenziell auch da

00:24:45: andere Pferde dann sehen.

00:24:48: Hier wäre natürlich dann ein Selbstbewusstsein auch sehr von Vorteil,

00:24:52: denn das Pferd würde ja dann vielleicht auch sich selbst in dem Spiegel erkennen.

00:24:56: Ich glaube aber, dass das in der Regel so komplexe Situationen sind, dass da das

00:25:00: Selbstbewusstsein gar nicht so zum Tragen käme.

00:25:02: Ich wollte das noch mal aufnehmen, weil man das natürlich jetzt als klassischen

00:25:05: Kontrapunkt quasi nehmen könnte, zu sagen: Nein, die Pferde haben kein

00:25:09: Selbstbewusstsein, weil sonst würden sie da ja nicht reinspringen

00:25:13: oder nicht wiehern, bei dem anderen Fall.

00:25:16: Aber ich glaube tatsächlich, dass das was völlig anderes ist, ob man jetzt ein

00:25:19: aufgeregtes Pferd hat, was ja hier in der Studie eben auch rausgenommen wurde, weil

00:25:23: es nicht mehr aussagekräftig genug war, was vielleicht im Fluchtmodus ist, im

00:25:28: Panikmodus ist, nur noch will, keine Ahnung, oder ob man ein ruhiges Pferd hat,

00:25:32: das sich ganz in Ruhe damit auseinandersetzen kann.

00:25:35: Ich glaube, das sind Faktoren, die man bei dieser ganzen Frage oder Diskussion so

00:25:40: ein bisschen im Kopf behalten muss, dass das keine Punkte sind, bei denen man jetzt

00:25:44: sagen muss: Nein, dann können Pferde ja gar kein Selbstbewusstsein haben.

00:25:47: Das war mir noch wichtig.

00:25:49: Ja, aber das ist gut, dass du die drei Pferde noch mal ansprichst, weil du

00:25:51: wolltest noch mal auf die eingehen.

00:25:53: Oder hast du das damit schon getan? Nein, genau.

00:25:56: Ich wollte darauf noch mal eingehen, allerdings nicht in dem Kontext

00:25:59: von dem Selbstbewusstsein.

00:26:01: Ich fand das aber spannend, auch noch mal so aus der Sicht des

00:26:05: Pferdeverhaltens-Trainers, Lea, aus deiner Sicht noch mal zu sehen,

00:26:11: wie man das einschätzen würde.

00:26:12: Also das ängstliche Verhalten, das finde ich jetzt erst mal nicht so ungewöhnlich.

00:26:17: Also ja, ungewöhnlich vielleicht, aber nicht für ein Fluchtier jetzt nicht-

00:26:23: Nein, ich wollte gerade sagen, es ist für ein Fluchtier erst mal logisch.

00:26:26: Genau.

00:26:27: Aber das aggressive Verhalten, es wurde Ich habe leider, wenn ich es richtig

00:26:31: gesehen habe, nicht näher beschrieben, was aggressives Verhalten war.

00:26:34: Ich habe vorher persönlich noch nie gehört, dass ein Pferd einem Spiegelbild

00:26:39: gegenüber aggressives Verhalten gezeigt hat.

00:26:41: Das soll nicht heißen, dass es das nicht auch häufiger gibt.

00:26:44: Das will ich gar nicht sagen.

00:26:46: Vielleicht habe ich das einfach noch nie mitbekommen.

00:26:48: Ich habe mich aber gefragt: Woher kommt so was?

00:26:51: Das Einzige, was mir in den Sinn kam, war tatsächlich schlecht

00:26:54: sozialisiert worden oder so.

00:26:56: Aber hast du dazu noch einen Gedanken?

00:26:59: Das ist jetzt Muss jetzt nicht irgendwie korrekt sein

00:27:03: oder so was, einfach nur, weil ich das spannend fand.

00:27:05: Das ist natürlich schwierig jetzt nur anhand der Aussage: Das Pferd hat

00:27:09: aggressiv auf den Spiegel reagiert und man hat keine Ahnung, was war

00:27:12: das denn für ein Pferd?

00:27:14: Weil Geschlecht spielt da garantiert auch eine große Rolle.

00:27:16: Du sagst es schon, wie ist es aufgewachsen?

00:27:19: Wie ist vielleicht auch generell seine Haltung?

00:27:21: Wie geht das generell mit anderen Pferden?

00:27:23: Wie wird mit dem Pferd umgegangen vom Menschen?

00:27:25: Also das fände ich jetzt in Blaue rein recht schwierig, ist natürlich die Frage

00:27:30: tatsächlich, wie verhält sich das sonst gegenüber anderen Pferden?

00:27:34: Ist es da ähnlich?

00:27:35: Und hat das gar nicht als „sich selbst wahrgenommen, sondern einfach,

00:27:40: keine Ahnung, wenn natürlich auch ein neugierig

00:27:44: angespannt dass dir ein sehr interessantes Pferd erst mal auf diesen Spiegel zugeht,

00:27:48: ohne direkte Aggressivität, aber dir kommt ein genauso aufgeplustertes Pferd

00:27:52: entgegen, vielleicht hat das auch ein bisschen die Aggressivität getriggert und

00:27:56: das steigert sich dann natürlich unendlich hoch.

00:27:59: Es gibt zu viele Gedanken dazu, zu viele Optionen, was da einen

00:28:02: Einfluss spielen könnte.

00:28:05: Jetzt da ins Blaue rein raten zu können, daran wird es gelegen haben.

00:28:08: Also ich weiß, dass du das auch nicht erwartet hast.

00:28:10: Nein, nein.

00:28:11: Aber ich finde, da können tatsächlich unheimlich viele Faktoren ein Grund sein.

00:28:16: Aber das fand ich jetzt einen spannenden Gedanken, weil natürlich sich das ja

00:28:20: spiegelt und das Pferd das dann potenziell wieder aufnimmt, quasi diese Haltung des

00:28:24: vermeintlichen Gegenübers, das ja vielleicht auch schon aggressiv ist.

00:28:27: Oder sagen wir mal, zumindest eine hohe Energie die mit sich bringt

00:28:30: und einen hohen Muskeltonus.

00:28:32: Das könnte ich mir schon vorstellen, dass das auch eine Rolle spielen kann.

00:28:35: Hast du das denn schon mal gehört im Vorfeld, dass Pferde irgendwie im

00:28:38: Spiegelbild gegenüber aggressiv sich verhalten haben?

00:28:42: Na, aggressiv jetzt nicht unbedingt, aber tatsächlich so aufgeplustert, sage ich

00:28:49: mal, finde ich jetzt nicht so ungewöhnlich oder eben auch, wie du schon sagst,

00:28:53: anwiehernd, aufgeregt, und dass sich dann so hochpotenziert, wenn das Gegenüber

00:28:59: auch so hochtrabend da steht, dass es vielleicht daran irgendwie den Funken

00:29:04: gibt, dass es in Aggressivität umschlägt oder so.

00:29:07: Aber ich habe auch, ehrlich gesagt, selten Pferde erlebt, die sich generell bewusst

00:29:11: mit diesem Spiel auseinandersetzen, weil meistens kennen sie es

00:29:16: und das ist ihnen dann egal oder sie gucken halt mal so ein bisschen

00:29:18: rein, wenn man sie lässt.

00:29:19: Aber es ist jetzt auch irgendwie selten tatsächlich der Fall, dass die jetzt sich

00:29:24: ganz bewusst damit auseinandersetzen.

00:29:26: Oft sind die auch so hoch, dass man nur einen Teil des Pferdes dann sieht, wenn

00:29:30: sie direkt davor stehen oder so, also dass man sich jetzt selber mal einen Spiegel

00:29:33: aufbaut, dass man aus sicherer Entfernung das Pferd sich ganz sehen kann, ist

00:29:38: ja dann doch auch irgendwie selten.

00:29:40: Ja, aber das ist natürlich ein guter Punkt.

00:29:42: Das kann natürlich eine Rolle gespielt haben, hier auch bei der Studie

00:29:46: grundsätzlich, dass das einfach noch mal was anderes ist für die Pferde, wenn sie

00:29:50: das andere Pferd oder sich selbst komplett sehen, anstatt nur teilweise.

00:29:55: Das ist in dem Fall ja eher ein guter Punkt,

00:29:59: dass sich dann noch was verändert hat und die Pferde nicht vielleicht schon total

00:30:02: abgestumpft waren, was den Spiegel angeht und da gar nicht groß reingeguckt haben.

00:30:06: Das ist ja dann eher was Positives.

00:30:10: Genau.

00:30:11: Ansonsten, glaube ich, können wir daraus, wie gesagt, für uns jetzt

00:30:15: erst mal nur mitnehmen.

00:30:17: Wir wissen es halt nicht sicher, aber ich wäre da immer eher dabei,

00:30:22: dem Pferd das lieber zuzugestehen, dieses Bewusstsein zu haben und vielleicht dann

00:30:27: ihm oder das Pferd zu überschätzen, als es zu unterschätzen.

00:30:31: Ich glaube, damit tun wir ihm immer den größeren Gefallen bei solchen Dingen.

00:30:35: Natürlich nicht trainingstechnisch einfach überschätzen, aber im Sinne von

00:30:39: Intelligenz und Bewusstsein erst mal anzunehmen, dass das Pferd viel

00:30:44: kann und viel über sich selber weiß und merkt, ist, glaube ich, für das Pferd

00:30:50: dann das Bessere, als es zu unterschätzen.

00:30:53: Ich finde, das war ein wahnsinnig schönes Schlusswort.

00:30:55: Ich glaube, mehr kann ich da auch gar nicht zu sagen.

00:31:00: Ich bin sehr gespannt auf unsere nächste Folge, wieder mit einem tollen

00:31:03: und sehr passenden Gast für hier.

00:31:05: Und ich bin gespannt, ob sich jemand wirklich mal die Zeit nimmt, mit seinem

00:31:10: Pferd einfach den Spiegel zu erkunden und was ihr dabei vielleicht

00:31:14: erlebt mit euren Pferden.

00:31:15: Also schreibt uns gerne, berichtet uns davon, wie das euer Pferd denn zu einem

00:31:20: Spiegel gesagt hat, wenn ihr mal die Gelegenheit habt, in Ruhe sich wirklich

00:31:23: damit auseinandersetzen zu können.

00:31:26: Danke fürs Zuhören bei dieser Folge von Psycholohü.

00:31:29: Wenn sie dir gefallen hat, hinterlass uns doch eine positive Bewertung

00:31:32: und teile die Folge.

00:31:34: Wir freuen uns über Feedback, Themenwünsche und deine

00:31:36: Gedanken zum Thema.

00:31:37: Du findest Carina auf Instagram unter @begegnung_pferd und @carinaWarnstaedt.

00:31:41: Autorin.

00:31:41: Und Lea unter @LeaSchneider_Pferdetraining und @virtuelleAssistenz_Lea.

00:31:46: Alle Links findest du auch in den Show Notes.

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