#41 Intuition vs. Plan - Vertraust du auf dein Bauchgefühl?

Shownotes

Pferdetraining nach dem Bauchgefühl oder streng nach Plan? Was ist sinnvoll und wie gut ist unser Bauchgefühl eigentlich?

Genau das haben Lea und Carina sich gefragt. Also haben sie in dieser Folge das Thema Intuition/Bauchgefühl auseinandergenommen. Was ist das überhaupt? Wo kommt es her? Kann man das messen? Oder trainieren? Und (wann) ist es sinnvoll, darauf zu vertrauen?

In dieser Folge erfährst du alles, was du über dein Bauchgefühl wissen musst und erhältst einen Impuls, dich selbst für dein Pferdetraining zu reflektieren.

Quellen: Antognazza, M. R.; Segala, M. (2023). Intuition in the history of philosophy (what’s in it for philosophers today?). British Journal for the History of Philosophy. 31(4). https://doi.org/10.1080/09608788.2023.2186833 Dörfler, V.; Ackermann, F. (2012). Understanding intuition: The case for two forms of intuition. Management Learning. 43(5). https://doi.org/10.1177/1350507611434686 Intuition. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/3540/intuition Intuition (Psychologie). Psylex. https://psylex.de/psychologie-lexikon/kognitiv/intuition/ Leach, S.; Weick, M. (2017). Can People Judge the Veracity of Their Intuitions? Social Psychological and Personality Science. 9(1). https://doi.org/10.1177/19485506177067

Buch: Timon Krause: Du bist Mentalist! Wer Gedanken liest, ist klar im Vorteil

Podcast: Never Mind - Psychologie in 15 Minuten: Wann eure Intuition euch weiterhilft, und wann das Bauchgefühl trügt

Die erwähne erste Folge zum Thema Angst

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Transkript anzeigen

00:00:04: Psycholohü, der Podcast über Pferde und Psychologie.

00:00:07: Wir sind Carina Warnstädt, Pferdegestützer und Hypnose-Coach, mit abgeschlossenem

00:00:12: Psychologiestudium und Autorin.

00:00:13: Und Lea Schneider, Pferdeverhaltens-Trainerin und

00:00:16: Unterstützung für Selbstständige als virtuelle Assistenz.

00:00:18: Wir nehmen dich mit in unsere Gedanken zu verschiedenen Themen aus dem Bereich

00:00:23: „Pferd-Mensch-Beziehung und in spannende Interviews zu den Themen

00:00:25: Pferde und Psychologie.

00:00:28: Hallo und herzlich willkommen Willkommen zu einer neuen Folge von „Psycholohü.

00:00:33: Heute zu einem Thema, zu dem es mehrseitige Inspiration gab, möchte ich

00:00:38: mal sagen, denn ich habe neulich einen Podcast zu dem Thema Intuition gehört, in

00:00:44: dem unter anderem auch über eine Studie gesprochen wurde und ich habe gedacht:

00:00:47: „Ach, das kommt mir doch bekannt vor.

00:00:49: Ein Podcast, in dem man Themen anhand von Studien bespricht.

00:00:52: Carina, ich habe hier einen Arbeitsauftrag für dich.

00:00:54: Was sagt denn die Wissenschaft eigentlich zum Thema nach Bauchgefühl,

00:00:58: nach Intuition arbeiten?

00:01:00: Was hast du herausgefunden?

00:01:01: Was möchtest du uns erzählen?

00:01:05: Ja, ich habe mich natürlich direkt reingehängt und das Spannende war, dass in

00:01:10: dem gleichen Moment, wo du das gerade geschrieben hattest, ich ein Buch las,

00:01:15: wo das ein Teilthema war.

00:01:16: Das hat sich perfekt überschnitten und da dachte ich: Super, das muss

00:01:20: jetzt doch genauso sein.

00:01:21: Ich glaube, bevor wir in das wissenschaftliche Thema starten, würde

00:01:26: ich die Frage mal kurz an dich geben.

00:01:28: Ich glaube, du hast dich nicht weiter als den Podcast darüber informiert.

00:01:34: Von daher: Wie würdest du denn spontan Bauchgefühl oder Intuition definieren?

00:01:40: Ich glaube, das fände ich erst mal spannend.

00:01:42: Das ist eine gute Frage, weil ich gar nicht weiß, ob man das

00:01:48: so genau definieren kann.

00:01:49: Ich würde sagen, es ist so als ein erster Impuls, den man hat in einer Situation,

00:01:55: eben den man nicht danach noch zehn Minuten rational überdacht hat.

00:02:00: Und andererseits schätze ich, dass Bauchgefühl, Intuition – ich weiß gar

00:02:05: nicht, ob man das überhaupt synonym benutzen kann,

00:02:07: ob es da noch Unterschiede gibt.

00:02:09: Ich denke, da wirst du gleich noch was zu sagen – beruht im Endeffekt ja

00:02:14: wahrscheinlich trotzdem viel auf Wissen, das wir unterbewusst abgespeichert haben.

00:02:18: Wissen und Erfahrungen, die wir gesammelt haben, die uns in Sekundenbruchteilen

00:02:23: intuitiv eine Entscheidung treffen lassen.

00:02:25: Ich schätze, das wäre so die sehr unpräzise, lange Formulierung.

00:02:34: Ja, aber da war schon sehr viel Richtiges drin.

00:02:36: Also erst mal, was ich gefunden habe, ist, dass man Bauchgefühl und Intuition

00:02:41: tatsächlich sehr synonymen verwenden kann.

00:02:44: Und Ich möchte jetzt mal kurz einmal die Definition von Psylex vorlesen.

00:02:50: Das ist ein psychologisches Online-Lexikon,

00:02:53: damit wir einmal die wissenschaftliche Definition aus psychologischer Sicht haben

00:02:57: und dann wirst du sehen, dass sich da viel mit dem deckt, was du schon gesagt hast.

00:03:02: Die Definition lautet nämlich in dem Fall: „Die Fähigkeit, Wissen ohne Beweise,

00:03:07: Belege oder bewusste Argumentation zu erwerben oder ohne zu verstehen,

00:03:12: wie das Wissen erworben wurde.

00:03:15: Das heißt, im Grunde genommen ist es eine spontane und schnelle Mustererkennung,

00:03:19: weil unser Gehirn eben sehr darauf ausgelegt ist, generell Muster im Leben zu

00:03:23: erkennen, nicht zu viel Energie zu verbrauchen und Ressourcen zu verbrauchen.

00:03:28: Deswegen ist unser Gehirn da super gut drauf ausgelegt.

00:03:31: Und das heißt, in der Definition steht jetzt erst mal

00:03:35: noch nicht, dass zwangsläufig viel Wissen vorhanden sein muss.

00:03:41: Wir werden aber gleich noch darauf eingehen, dass das definitiv hilft.

00:03:47: Genau, was noch dazukommt, ist aber tatsächlich, dass man

00:03:51: über diese Definition hinaus noch sagt, dass diese Intuition oft

00:03:56: mit Gefühlen einhergeht.

00:03:57: Und das hattest du jetzt eben noch nicht in deiner Definition drin.

00:04:00: Und das fände ich aber ganz spannend, denn es gibt ein Gefühl von Richtigkeit.

00:04:05: Ja, stimmt.

00:04:07: Genau, wenn man eine Intuition hat, hat man das Gefühl erst mal, das, was ich da

00:04:12: intuitiv denke oder was mir da in den Kopf kommt, ist auch

00:04:16: richtig und das gibt irgendwie der Situation einen Sinn.

00:04:19: Und dadurch lässt es sich eben abgrenzen – und das fand ich auch noch wichtig

00:04:24: – von Instinkt, Wahrheit und Glaube.

00:04:27: Ich glaube, das ist ein Punkt über den man noch mal ein bisschen länger nachdenken

00:04:31: kann, aber der sehr wichtig ist, dass wir da

00:04:35: auch die Abgrenzung schaffen, denn auch wenn es sich richtig anfühlt, muss es

00:04:41: nicht zwangsläufig die Wahrheit sein, was uns unser Bauchgefühl da sagt.

00:04:45: Ja, ich glaube, so ein bisschen unser Gedanken zu dem Thema war ja auch so ein

00:04:48: bisschen die Frage von Intuition gegen Plan.

00:04:52: Was hilft uns gerade im Umgang mit den Pferden?

00:04:54: Ja, wir haben vorhin von Studien zum Thema Intuition gesprochen,

00:04:59: was wahrscheinlich ein sehr schwieriges Feld ist, überhaupt das zu messen, in

00:05:04: irgendeiner Form wissenschaftlich greifbar zu machen.

00:05:08: Was hast du gefunden zu dem Thema?

00:05:11: Ja, das ist tatsächlich sehr schwierig, das zu messen,

00:05:14: aber es wird trotzdem häufig versucht und meistens machen die Wissenschaftler*innen

00:05:20: das über implizites Lernen.

00:05:23: Jetzt muss man wissen, implizites Lernen ist im Grunde jede Form von Lernen, die

00:05:27: automatisch passiert oder ohne, dass wir jetzt das so bewusst machen.

00:05:31: Also nicht, wenn wir uns hinsetzen und sagen, wir lernen jetzt Vokabeln, sondern

00:05:35: implizites Lernen würde zum Beispiel passieren, wenn wir statt die Vokabeln in

00:05:39: einem Vokabelheft zu lernen, das über einen Song oder ein Video oder sonst was

00:05:44: aufschnappen und gar nicht genau nachher wissen, woher kennen wir dieses

00:05:47: Wort eigentlich in der Fremdsprache.

00:05:49: Das ist alles, was implizites Lernen eben abdeckt.

00:05:52: Das ist genau das, was dann genutzt wird.

00:05:55: Das heißt, wenn man versucht oder es ist eine Möglichkeit, Intuition zu messen,

00:06:00: dabei werden dann verschiedene Reize den Personen gezeigt,

00:06:05: die in irgendeiner Form zusammenhängen.

00:06:07: Wichtig ist dabei, dass dieser Zusammenhang

00:06:10: aber so komplex ist, dass wenn man ihn wirklich bewusst herausfinden wollen

00:06:15: würde, das aufwendig und schwierig wäre.

00:06:17: Es ist jetzt nicht so, dass mehrere Reize gezeigt werden und man auf Anhieb sagen

00:06:21: kann: Ach klar, das ist der Zusammenhang, denn ansonsten wäre das natürlich nicht

00:06:26: sinnvoll, da jetzt Intuition messen zu können.

00:06:29: Und das heißt, der Hintergedanke ist, wenn jetzt hier

00:06:34: Personen einen Zusammenhang erkennen, dann ist er implizit erlernt worden,

00:06:38: also quasi über Bauchgefühl.

00:06:40: Und trotzdem muss man natürlich sagen, dass auch hier in irgendeiner Form

00:06:46: explizites Wissen, also das, was wir uns über eine ganze Zeit lang angeeignet

00:06:49: haben, eine Rolle spielen kann.

00:06:52: Wenn wir Vorerfahrung haben, spielt das natürlich eine Rolle.

00:06:55: Das heißt, es ist immer die Frage: Ist das dann 100% Intuition?

00:07:01: Und da kommt natürlich die nächste Frage daran: Basiert denn nicht Intuition

00:07:05: vielleicht sowieso auf Wissen?

00:07:07: Deswegen, darüber diskutieren wir bestimmt gleich auch noch.

00:07:11: Das wäre tatsächlich auch gerade meine Frage gewesen: Gibt es überhaupt

00:07:15: eine hunderprozentige Intuition?

00:07:18: Genau.

00:07:19: Also da kann ich, denke ich, vorweggreifen.

00:07:22: Intuition basiert letztendlich auf Wissen.

00:07:26: Ich konnte nicht herausfinden, ob es theoretisch logisch möglich wäre, dass

00:07:31: Intuition ohne jegliche Form von Wissen existieren kann.

00:07:36: Ich denke, das wäre dann eher Zufall.

00:07:38: Also wenn ich dir jetzt eine Frage zu irgendeinem Feld stellen

00:07:42: würde, zu dem du noch nie irgendwas gehört hast – keine Ahnung – Quantenmechanik,

00:07:47: ich weiß es nicht, dann könntest du trotzdem auf gut Glück

00:07:51: versuchen, die Frage in irgendeiner Form zu beantworten.

00:07:54: Ich glaube aber nicht, dass man das dann Intuition nennen könnte, sondern das

00:07:57: wäre dann tatsächlich eher Zufall.

00:08:00: Das wäre jetzt meine Vermutung, das wäre dann vielleicht auch

00:08:03: Instinkt wahrscheinlich schon wieder eher nicht, weil es keinen instinktiven

00:08:06: Charakter hat, das irgendwie überleben oder so was gesichert wird.

00:08:10: Aber dazu habe ich nichts weiter in der Forschung gefunden.

00:08:13: Das wäre nur meine Theorie.

00:08:14: Das fällt mir aber tatsächlich spontan ein Beispiel an, wobei auch das wieder

00:08:17: fraglich ist, ob das Intuition ist.

00:08:19: Aber das ist so eine Erfahrung, die ich ganz oft gemacht habe.

00:08:23: Wenn man ein lahmendes Pferd oder in irgendeiner Form nicht klar läuft vor

00:08:29: sich, dann hab ich ganz oft das Gefühl, dass Laien, die überhaupt keine Ahnung von

00:08:33: Pferden haben, das oft viel besser sehen tatsächlich als

00:08:38: Pferdemenschen, die es eigentlich sehen müssten, weil irgendwie da genau diese

00:08:43: Intuition da ist, das ist so nicht richtig, so sieht kein gesundes Tier aus,

00:08:47: während wahrscheinlich sich die Pferdemenschen an sich an komische

00:08:50: Gangbilder schon viel mehr gewöhnt haben.

00:08:54: Weiß nicht, ob man das Intuition nennen kann, aber auch das ist …

00:08:58: Ich glaube, das ist, ja, mit Sicherheit, weil das garantiert

00:09:03: eine Mustererkennung ist.

00:09:04: Das ist ja letztendlich auch ein Gefühl für einen Takt zu haben und vielleicht

00:09:09: dann auch herleichtbar von anderen Tieren.

00:09:11: Genau, das wäre nämlich auch mein Gedanke gewesen, dass so im Vergleich zu anderen

00:09:15: Tieren, dass einfach dadurch, dass der Blick

00:09:18: neutraler ist tatsächlich, das viel eher auffällt.

00:09:22: Ja, das könnte ich mir auch vorstellen und das habe ich auch schon oft mitbekommen.

00:09:26: Ich glaube, das ist ein ganz gutes Beispiel.

00:09:28: Genau, und was ich jetzt auch noch ganz spannend fand,

00:09:31: wo wir vielleicht noch mal drauf eingehen können, so ein bisschen,

00:09:36: ist zum einen, dass auch erforscht wurde oder erforscht werden kann: Wie schätzen

00:09:41: Personen ihre eigene Intuition ein?

00:09:44: Und dafür gibt es diverse verschiedene Fragebögen.

00:09:49: Das ist natürlich dann eben eine Selbsteinschätzung und kann nicht immer

00:09:54: auch übertragen und überprüft werden, aber man versucht das natürlich.

00:10:00: Und was ich da sehr spannend fand, war, dass Personen, die sich selbst als

00:10:05: Intuitiver einschätzen, im Vergleich zu rational – das hatten wir ja vorhin schon

00:10:08: mal kurz angerissen –, dass diese Personen eher glauben, dass

00:10:12: ihre Intuition auch zu guten Ergebnissen führt.

00:10:16: Und leider ist das nicht immer der Fall.

00:10:21: Also es konnte auch herausgefunden werden, dass vor allen Dingen bei moralischen und

00:10:26: sozialen Urteilen die Zuverlässigkeit von der Intuition oft überschätzt wird.

00:10:31: Das heißt, wir haben hier potenziell – wir müssen immer vorsichtig sein, wenn wir

00:10:35: Studienergebnisse interpretieren, das waren alles meiner Meinung

00:10:38: nach Einzelstudien.

00:10:39: Ich müsste noch mal genauer reingucken.

00:10:40: Ich glaube, es waren alles Einzelstudien.

00:10:42: Das heißt, das ist immer nur ein Hinweis.

00:10:44: Aber wenn wir uns jetzt vorstellen, dass das ein valides Ergebnis

00:10:49: wäre, könnte es sein, dass Personen, die glauben, dass sie sehr viel

00:10:55: intuitiv handeln und dass ihre Intuition sehr gut ist,

00:10:59: tatsächlich eher eine schlechte Intuition haben und eher vielleicht rational

00:11:04: betrachtet schlechte Urteile verändern.

00:11:07: Das ist tatsächlich ein spannender Punkt.

00:11:11: Gibt es da eine Begründung zu, warum das so ist?

00:11:16: Nein, eine Begründung habe ich tatsächlich nicht gefunden.

00:11:18: Es war wirklich einfach nur, dass sie das erforscht haben.

00:11:22: Aber ich glaube, das ist sehr spannend, auch im

00:11:26: Kontext von unseren Pferden, denn ich glaube, da gibt es viele

00:11:30: Personen, die ohne viel Hintergrundwissen agieren

00:11:35: und vieles auf ihr Gefühl basieren.

00:11:39: Ich glaube, dass das manchmal eine sehr gute Sache ist, aber

00:11:42: hier kann man dann sehen, vielleicht gibt es da auch Personen, die

00:11:47: dadurch das Falsche machen.

00:11:49: Und ich glaube, dass das schon etwas ist, was einem begegnet im Reitsport.

00:11:54: Da würde mir zum Beispiel spontan einfallen, das Gefühl von …

00:11:59: Oder ich mache intuitiv nicht so viel Training mit meinem Pferd.

00:12:02: Ich möchte es ja nicht überfordern, weil ich es vielleicht ein bisschen

00:12:06: an meiner Fitness auch messe.

00:12:09: Und für das Pferd wäre es aber vielleicht sogar besser, wenn es

00:12:11: mehr trainiert würde.

00:12:13: Ich glaube, da haben wir so einen Fall, wo das passieren könnte, dass Personen das

00:12:17: Gefühl haben, ich mache das alles nach meiner eigenen Intuition, nach

00:12:22: meinem Bauchgefühl und die ist total gut.

00:12:25: Aber eigentlich wäre das realistisch betrachtet vielleicht Vielleicht besser,

00:12:30: wenn man sich mehr mit den Fakten beschäftigen würde.

00:12:32: Ja, das finde ich tatsächlich einen sehr, sehr spannenden Punkt, weil ich glaube, da

00:12:35: können wir auch wieder zu unserem, ich weiß nicht, ob es das Lieblingsthema

00:12:38: ist, aber zu einem Thema, wo wir da immer wieder zu kommen: Thema Haltung.

00:12:42: Während der Mensch sich intuitiv in einer gemütlichen Box vielleicht wohler fühlen

00:12:47: würde, ist das jetzt rein von der Natur des Pferdes wahrscheinlich im

00:12:52: Regelfall nicht die beste Wahl. Das stimmt.

00:12:55: Und auch da Intuition, Gefühl, Bauchgefühl, sagt es ja schon,

00:13:00: spielt da wahrscheinlich tatsächlich auch eine große Rolle.

00:13:03: Selbst wenn man den Menschen die Fakten bereitstellt, wenn sie das Wissen haben

00:13:08: könnten, habe ich das Gefühl, dass es trotzdem auch ein Punkt ist, dass sie

00:13:13: selber sich aber da wohlfühlen und das als gemütliche Umgebung oder wie auch immer

00:13:19: man es sagen möchte, wahrnehmen, sich deshalb auch nicht für eine andere

00:13:22: Haltung entscheiden, dass da noch mehr Faktoren reinspielen, wie vielleicht auch,

00:13:26: weiß ich nicht, Reichweite, Faktor Geld, bisschen auch Bequemlichkeit.

00:13:31: Bequemlichkeit.

00:13:32: Genau, da brauchen wir gar nicht drüber reden, dass das ja nie nur eine

00:13:36: Einfaktorentscheidung ist.

00:13:37: Aber ich glaube, tatsächlich an dem Punkt spielt die Intuition auch

00:13:41: noch mal eine gute Rolle.

00:13:43: Ja, auf jeden Fall.

00:13:45: Und alles das, was wir jetzt gerade erklärt haben, sind ja so intuitive

00:13:51: Entscheidungen sozusagen.

00:13:53: Also dass wir in irgendeiner Form entscheiden müssen: Trainiere

00:13:56: ich mein Pferd jetzt viel? Trainiere ich es wenig?

00:13:58: Höre ich jetzt mit dem Training auf?

00:14:00: Oder mache ich weiter?

00:14:01: Behalte ich es in der Boxenhaltung oder stelle ich es woanders hin?

00:14:05: Was wir aber eben auch sehen können, sind neben diesen Urteilen auch

00:14:09: noch intuitive Erkenntnisse.

00:14:11: Das fand ich sehr spannend, weil ich darüber selber nicht nachgedacht hätte.

00:14:15: Aber das sind diese Momente, wo man ein Aha-Erlebnis hat oder so eine plötzliche

00:14:21: Einsicht, die auch durchaus irgendwie kreativ sein kann, so

00:14:23: eine Eingebung oder so.

00:14:26: Das fand ich sehr spannend, weil ich das im ersten Moment selber, glaube ich, nicht

00:14:29: als Intuition eingeschätzt hätte, aber dann mit der Definition, die ich gelesen

00:14:34: habe, dann doch dachte: Doch, das passt auf jeden Fall.

00:14:38: Und das finde ich sehr spannend, weil ich

00:14:41: glaube, auch diese Momente kennen wir alle, irgendwie vom Reiten oder von

00:14:45: unseren Pferden, wo man dann plötzlich merkt: Ah, so sollte das sein, oder so

00:14:50: versuche ich das jetzt mal und dann klappt das plötzlich.

00:14:53: Ja, auf jeden Fall.

00:14:54: Oder ich hatte das tatsächlich mal genau andersrum, gerade in Bezug auf das Pferd.

00:15:00: Bei dem gleichen Pferd, von dem wir auch sogar schon mal gesprochen hatten, bei der

00:15:03: Folge Angst, bei dem ich gestürzt bin, wo ich, bevor ich aufgestiegen bin, schon das

00:15:08: Gefühl hatte, irgendwie ein schlechtes Bauchgefühl hatte.

00:15:11: Da gab es keinen rationalen Grund.

00:15:13: Es war alles ruhig, das Pferd war ruhig.

00:15:15: Es war auch die gesamte Reiteinheit alles gut und dann in der letzten Sekunde, mehr

00:15:19: oder weniger, hat sie sich vor was erschrocken, was auch eine total

00:15:23: begründete Schreckreaktion war.

00:15:24: Aber genau da bin ich dann leider gefallen.

00:15:27: Das fand ich sehr spannend, weil ich vorher die irgendwie schon das Gefühl

00:15:31: hatte, irgendwie passt es nicht, obwohl es auch im Nachhinein betrachtet

00:15:35: rational keinen Grund dafür gab.

00:15:37: Okay, das hätte ich jetzt nämlich genau gefragt: Konntest du im Nachhinein

00:15:40: sagen, woran es gelegen hat? Aber weißt du auch nicht?

00:15:43: Nein, in dem Falle würde ich Würde ich sagen, das ist halt einfach das Risiko,

00:15:46: was bleibt, wenn man sich auf so ein Tier setzt.

00:15:49: Ja, mir war bewusst, dass das ein sehr schreckhaftes Pferd ist, die

00:15:52: auch schnell sehr stark reagiert.

00:15:54: Das war mit ein Grund, warum ich dieses Pferd geritten bin.

00:15:57: Aber das war zu einem Zeitpunkt, wo die schon wahnsinnig große

00:16:00: Fortschritte gemacht hat.

00:16:01: Und wie gesagt, es war die gesamte Zeit alles ruhig und dann ist

00:16:04: halt leider am Ende, als ich schon mit langen Zügeln nur noch drauf saß und die

00:16:08: ein paar Minuten zum Runterfahren geben wollte, direkt neben uns ein Trecker

00:16:12: gestartet und sie hat sich vor dem Geräusch erschreckt.

00:16:14: War also absolut begründet und ich bin halt einfach blöd runtergerutscht.

00:16:18: Aber ich kann rational bis heute mir nicht erklären, warum das Bauchgefühl da war,

00:16:23: weil ich hatte eine andere Situation, in der ich gestürzt bin mal und ich weiß, ich

00:16:27: kriege die Zusammenhänge gar nicht mehr zusammen, aber das war auch genau das.

00:16:31: Ich bin wirklich selten gefallen die letzten Jahre, aber genau die zwei Male

00:16:35: hatte ich vorher irgendwie ein komisches Gefühl und das war

00:16:39: für mich zum Beispiel die Lernerfahrung: Okay, wenn mein Gefühl

00:16:44: nicht stimmt, dann steige ich nicht mehr auf.

00:16:45: Auch wenn ich rational weiß, es passt alles.

00:16:48: Wenn das Gefühl nicht stimmt, dann mache ich es nicht mehr.

00:16:51: Das hat zweimal mir gesagt: Tue es nicht, und ich habe es getan und bin geflogen.

00:16:55: Das ist die Lernerfahrung, die ich daraus gezogen habe.

00:16:58: Ja, ja Das heißt, vielleicht hast du tatsächlich ein gutes Bauchgefühl oder

00:17:02: doch gutes implizites Wissen, was dahinter steckt, wo du dann nachher gar nicht

00:17:06: benennen kannst, was es gewesen ist.

00:17:09: Vielleicht, weiß ich nicht, hast du unterbewusst bemerkt, dass das Pferd schon

00:17:13: angespannter war, als sonst einen höheren Muskeltonus hatte,

00:17:16: die Ohren anders bewegt hat.

00:17:17: Das kann ja theoretisch sein, dass dir das gar nicht bewusst geworden ist, aber es

00:17:20: irgendwo unterbewusst eben halt Klick gemacht hat und du gesagt

00:17:24: hast: Nein, heute besser nicht.

00:17:26: Wir müssen natürlich bei so was nur aufpassen, denn – das hatten wir vorhin

00:17:31: schon mal kurz – das Bauchgefühl kann uns eben auch täuschen.

00:17:36: Wir haben gesagt, das ist ein schneller Prozess, der nicht rational passiert,

00:17:41: der nicht auf logischen Regeln basiert, der aber das Ganze im Blick

00:17:46: behält, das ganze Szenario.

00:17:48: Und diese Erkenntnis, die wir da haben, oder dieses Urteil, fühlt sich für uns

00:17:54: eben richtig und subjektiv vertrauenswürdig an.

00:17:59: Das Problem dabei ist, dass das natürlich trügerisch sein kann.

00:18:02: Und wenn wir jetzt das Beispiel nehmen, was du gerade hattest – ich will jetzt gar

00:18:05: nicht auf dich eingehen, aber nehmen wir das Beispiel mal bei einer ganz fremden

00:18:08: Person –, dann könnte es ja rein theoretisch auch passieren, dass diese

00:18:12: Person gar nicht die Erfahrung gemacht hat, dass es tatsächlich

00:18:16: ein Bauchgefühl war, was begründet war, sondern dass diese Person einfach sagt:

00:18:20: Ich vertraue auf mein Bauchgefühl und deswegen steige ich nicht auf und

00:18:24: es wäre aber gar nichts passiert.

00:18:26: Und dann wäre aber das Learning potenziell von der Person, weil sie die Situation

00:18:31: dann vermieden hat, trotzdem: Ich sollte auf mein Bauchgefühl

00:18:35: hören und nicht aufsteigen.

00:18:36: Und das kann natürlich auch dann wieder zu Angst führen.

00:18:39: Das heißt, da müssen wir immer aufpassen, weil unser Bauchgefühl

00:18:43: kann eben auch falsch sein.

00:18:45: Ja, wie immer.

00:18:46: Es kommt drauf an und es ist ein schmaler Grat.

00:18:49: Absolut.

00:18:51: Aber da gibt es auch noch eine gute Nachricht, weil es gibt Möglichkeiten, das

00:18:57: so ein bisschen zu trainieren und zu verbessern.

00:19:00: Und es gibt Faktoren, die man in der Wissenschaft gefunden hat, wo man sagen

00:19:03: kann, das führt dazu, dass wir eher bessere unterbewusste Entscheidungen

00:19:09: treffen und bessere intuitive Entscheidungen treffen.

00:19:12: Und das finde ich wiederum super, dass es für mich immer so.

00:19:15: Ich denke, klasse. Das ist nichts, wo wir ausgeliefert sind.

00:19:18: Wir müssen jetzt nicht einfach sagen: Okay, das ist unser natürlich gegebenes

00:19:22: Potenzial, das wir haben an Intuition und wenn das nicht gut ist, dann ist es nicht

00:19:27: gut, sondern wir haben Möglichkeiten, dass wir es verbessern.

00:19:30: Und das finde ich immer super.

00:19:32: Dann kläre uns doch alle auf.

00:19:34: Was sind diese Möglichkeiten?

00:19:37: Sehr, sehr gerne. Genau.

00:19:40: Man muss auf jeden Fall sagen, wir hatten es eben schon: Wissen, die Basis ist.

00:19:45: Und man geht davon aus, dass je besser das Wissen ist, das wir haben, desto

00:19:51: besser sind auch unsere Entscheidungen.

00:19:53: Sogar bei Expert*innen ist es so, dass am Ende, wenn sie wirklich, wirklich

00:19:58: Expert*innen in ihrem Bereich sind, Dass viele von ihren Entscheidungen gar

00:20:02: nicht mehr analytisch getroffen werden, sondern hauptsächlich über die Intuition

00:20:06: und dass sie sich darauf auch sehr stark verlassen können.

00:20:10: Das funktioniert aber eben erst, wenn sie sehr viel Wissen haben und Erfahrung

00:20:16: Das ist auch dieses faszinierende, was passiert, wenn Personen von einem

00:20:20: Meister in Anführungszeichen auf seinem Fach lernen können, weil die geben

00:20:26: ganz viel implizites Wissen mit.

00:20:28: Es ist dann nicht das, was dass wir über Bücher lernen, sondern das ist das,

00:20:32: was wir im Umgang lernen, was wir an Erfahrungen mitnehmen,

00:20:35: was wir beobachten können.

00:20:37: Wichtig ist eben einfach, wenn wir unser Wissen verbessern

00:20:42: und unsere Erfahrung nutzen, Und dafür heißt es auch immer wieder, zu

00:20:46: reflektieren, was wir gemacht haben, Feedback anzunehmen, Feedback uns

00:20:50: geben zu lassen überhaupt erst mal.

00:20:52: Dass das Chancen sind, unser Gehirn zu trainieren, Muster zu erkennen, die

00:20:59: unter diesen Situationen liegen.

00:21:01: Und zusätzlich, und das finde ich das Schöne, weil das noch ein bisschen von

00:21:05: diesem Lernaspekt weggeht, hat man auch noch gefunden, dass es zwei

00:21:09: Faktoren gibt, die das Ganze zusätzlich fördern, und zwar ist es

00:21:13: einmal eine kreative Umgebung.

00:21:14: Also das heißt, wenn wir uns mit Natur umgeben, mit Kunst, mit Musik, dass das

00:21:21: zumindest mal dieses intuitive Erkennen, dieses kreative Arbeiten, das

00:21:26: Aha-Erlebnis fördern kann.

00:21:28: Und aber auch Achtsamkeit und Entspannung können ein großer Faktor sein.

00:21:32: Das war auch gerade ein Faktor, den ich im Kopf hatte, dass ich auch gedacht habe,

00:21:34: wenn man so unter Spannung und Stress steht, dass man überhaupt gar nicht mehr

00:21:38: in der Lage ist, sinnvoll zu entscheiden oder das Gefühl überhaupt wahrzunehmen.

00:21:43: Ja, ganz genau. Das ist der Punkt.

00:21:45: Und natürlich zusätzlich, wenn du zum Beispiel meditierst,

00:21:49: schafft dir das ja auch wieder die Möglichkeit,

00:21:52: Dinge zu reflektieren, die du erlebt hast, die du gelernt hast, da

00:21:56: noch mal zu verknüpfen.

00:21:58: Das heißt, das sind wirklich zwei Dinge, die wir selber in die Hand nehmen können

00:22:03: oder sogar drei, wenn man so will.

00:22:05: Wir können selber unser Wissen aneignen, wir können uns Feedback einholen und wir

00:22:11: können selber dafür sorgen, dass wir immer wieder Momente der die Spannung der

00:22:15: Achtsamkeit in unser Leben reinbringen.

00:22:17: Und dadurch können wir möglicherweise unsere Intuition verbessern.

00:22:23: Das ist doch schön zu hören, dass wir auch was tun können.

00:22:27: Finde ich auch.

00:22:27: Das ist immer super, wenn man nicht ausgeliefert ist.

00:22:30: Mir sind auch während unseres Gesprächs tatsächlich ein paar

00:22:34: Situationen noch eingefallen.

00:22:36: Einer davon hat überhaupt nichts mit Pferden zu tun.

00:22:40: Mindestens eine andere habe ich noch mit Pferd.

00:22:44: Aber genau dieses Thema: Wie trifft man denn eine Entscheidung?

00:22:50: Da ging es neulich eine Zusammenarbeit, gar nichts mit den Pferden zu tun hatte.

00:22:56: Und wir hatten dann ein erstes Kennenlernen-Gespräch und ich hatte schon

00:23:00: irgendwie ziemlich schnell das Gefühl: Okay, das passt hier irgendwie nicht, habe

00:23:03: aber mir das Gespräch weiter angehört und war trotzdem offen und habe versucht, das

00:23:09: Ganze erst mal neutral aufzunehmen und mir weitere Informationen einzuholen,

00:23:13: bevor ich da eine Entscheidung treffe.

00:23:15: Und im Nachhinein, also wie gesagt, mein Bauchgefühl hat nach fünf Minuten

00:23:19: gesagt: Okay, das hier passt nicht.

00:23:22: Ihr zwei wollt nicht zusammenarbeiten, das wird nicht funktionieren, oder die ganzen

00:23:26: Umstände drumherum, wie auch immer.

00:23:28: Und dann erst im Nachhinein kamen für mich die ganzen rationalen Gründe, warum denn

00:23:33: das so ist, wie mein Bauchgefühl das gesagt hat.

00:23:36: Weil das hat mir wiederum keine Ruhe gelassen, erst mal im ersten Impuls, nur

00:23:40: auf dieses Gefühl mich zu verlassen, sondern eben da im Nachhinein auch

00:23:45: rationale Gründe dafür zu finden.

00:23:48: Und da haben wir, glaube ich, genau dieses Thema Bauchgefühl basiert auf Erfahrung

00:23:54: und Wissen, das man bereits hat.

00:23:56: Und das konnte ich erst aber im Nachhinein wirklich in Worte fassen und

00:24:00: rationalisieren, das mal so zu sagen.

00:24:04: Und das ist so ein Thema, das habe ich mit den Pferden auch schon mal häufiger,

00:24:09: wenn ich irgendwie Unterricht gebe und merke, irgendwie funktioniert das nicht,

00:24:13: das, was ich dem Menschen vermitteln möchte beziehungsweise der Mensch kommt

00:24:17: mit dem Pferd so nicht weiter, wenn ich dann das Pferd einfach mal übernehme, dass

00:24:21: es ganz oft ich gar nicht rational erklären kann, warum ich jetzt dieses oder

00:24:26: jenes gemacht habe im ersten Impuls, das im Nachhinein aber wieder begründen

00:24:31: kann, aha, deswegen hat das wahrscheinlich funktioniert, aber woher dieser Impuls

00:24:34: kam, das auf diese oder jene Weise mal zu probieren?

00:24:38: Das kommt, finde ich, bei mir zumindest sehr intuitiv dann oft.

00:24:43: Das fände ich tatsächlich auch ein spannendes Thema, wie das denn bei dir

00:24:46: aussieht in der Arbeit mit dem Pferd.

00:24:48: Bist du Team Intuition oder bist du Team Plan?

00:24:54: Team ein bisschen von beidem.

00:24:57: Also ich stecke mir im Vorfeld meistens einen einen groben Plan.

00:25:02: Zum Beispiel Anhänger Training mache ich ausschließlich eigentlich mit dem Clicker.

00:25:07: Betonung liegt auf eigentlich, weil auch da kann es dann mal Situationen

00:25:11: geben, wo es irgendwie sich dann zeigt, dass es doch anders

00:25:14: sinnvoll war, ist in dem Moment.

00:25:17: Aber das heißt, ich gehe meistens schon mit einem Plan da dran,

00:25:20: aber dann habe ich genau das, was du gerade auch beschrieben hast, auch häufig.

00:25:24: Also ich merke dann irgendwo, es hakt, ich probiere mal was anderes aus und ich

00:25:29: könnte dir aber nicht in dem Moment sagen, warum ich das jetzt ausprobiere oder warum

00:25:34: ich glaube, dass das jetzt der richtige Weg ist für dieses Pferd oder

00:25:37: für dieses Pferd-Mensch-Paar?

00:25:39: Und oftmals kann ich aber dann im Nachhinein,

00:25:42: wenn ich anfange, es zu reflektieren oder wenn mich die Besitzerin womöglich fragt:

00:25:47: Warum hast du das denn jetzt so gemacht?, dann fange ich an, darüber nachzudenken.

00:25:52: Und dann kann ich oftmals schon ableiten: Das und das sind die Hintergründe.

00:25:56: Manchmal braucht das ein bisschen länger, manchmal geht das sehr schnell.

00:25:59: Und ich finde schon, dass das oft damit zu tun hat, wie gerade so

00:26:03: die Mimik des Pferdes ist.

00:26:05: Da kann ich viel drin ablesen und das passiert aber oftmals so schnell, würde

00:26:10: ich behaupten, dass ich das gar nicht so bewusst mache,

00:26:14: dass ich jetzt gar nicht sage: Ich guck mir jetzt mal an, wie sind denn die Augen,

00:26:17: wie sind denn die Nüstern, wie sind denn die Ohren, sondern das passiert, glaube

00:26:23: ich, sehr viel unterbewusst und ich würde vermuten, dass das eine Basis ist, die

00:26:28: da ist, die Entscheidung zu treffen.

00:26:30: Eigentlich sehr ähnlich wie du, aber trotzdem vorher hast du mal den Plan, aber

00:26:35: ich halte dann mich stur daran fest, sozusagen.

00:26:38: Und das ist, finde ich, bei Pferden und Menschen eigentlich sehr ähnlich.

00:26:41: Wir haben ja ganz oft diese nonverbale Kommunikation, die wir nicht bewusst

00:26:45: wahrnehmen, egal ob bei Pferd oder Mensch, wo wir jetzt nicht sagen: Die Person hat

00:26:50: sich jetzt gerade ein Stück zurückgelehnt.

00:26:52: Sie ist jetzt vielleicht nicht so begeistert von dem, was ich gesagt habe,

00:26:55: oder würde lieber gehen, oder so was, sondern das nehmen wir

00:26:58: ja unterbewusst wahr.

00:26:59: Und ich finde das immer sehr spannend, wenn

00:27:02: man im Nachhinein dann erkennen kann, wo die Anzeichen waren und wo man

00:27:05: vielleicht selber Wissen hatte, das man genutzt hat, ohne es zu wissen.

00:27:09: Ja, und ich glaube, das ist ein gesunder Umgang mit dem Bauchgefühl,

00:27:14: dass man zwar darauf vertraut, aber jetzt auch nicht komplett blind,

00:27:17: sondern vielleicht dann gerade …

00:27:19: Man hat ja nicht in jeder Situation Zeit, diese

00:27:23: Entscheidung jetzt auch noch zu reflektieren, sondern dass, wenn man eine

00:27:26: Bauchgefühlentscheidung getroffen hat, dass man sich im Nachhinein mal die Zeit

00:27:29: nimmt und eben hinterfragt, warum könnte das denn rational auch so gewesen

00:27:35: sein, eben sein eigenes Bauchgefühl zu stärken oder eben auch zu hinterfragen und

00:27:39: zu merken, in solchen Situationen macht es vielleicht keinen Sinn, auf mein

00:27:43: Bauchgefühl zu vertrauen, dass man eben daraus lernen und das Bauchgefühl

00:27:48: steigern kann im Endeffekt.

00:27:51: Ja, auf jeden Fall.

00:27:52: Ich glaube, das ist das Allerwichtigste, dass man das alles nicht blind annimmt,

00:27:55: sondern immer wieder hinterfragt und wie du schon gesagt hast, dadurch ja auch

00:27:59: wieder diese seine Erfahrung macht und es dann ja sogar wieder dadurch verbessert.

00:28:03: Oder sogar eben auf der anderen Seite, wenn man keinen rationalen Grund findet

00:28:08: und trotzdem das Bauchgefühl einen irgendwie in eine andere Richtung schickt,

00:28:12: dass man das durchaus auch mal hinterfragen kann, ob es nicht

00:28:17: doch irgendwo einen Grund gibt.

00:28:19: Und dann muss man wahrscheinlich einfach entscheiden, was für ein Mensch man ist,

00:28:23: ob man jetzt sich trotzdem auf das Bauchgefühl verlässt oder ob man

00:28:27: den rationalen Gründen glaubt.

00:28:28: Ich glaube, da gibt es keinen per se, richtig oder falsch.

00:28:32: Das ist wahrscheinlich für jede Person sehr individuell.

00:28:35: Absolut.

00:28:36: Und vielleicht kann ich da noch ganz kurz einwerfen, das fand ich nämlich auch

00:28:40: spannend, wenn wir ganz kurz einmal den Blick Richtung Philosophie wenden.

00:28:45: Da gab es schon ganz früh Plato, der sogar Intuition als Überlegen gegenüber

00:28:51: der Kognition angesehen hat.

00:28:54: Und das finde ich sehr spannend, weil er heute diskutiert,

00:28:58: so wie ich das gesehen habe – Philosophie ist ja nicht mein Fachgebiet –, aber so

00:29:02: wie ich mich da reingelesen habe, diskutiert die Philosophie da heute noch

00:29:05: drüber, was denn jetzt wirklich überlegen und wichtig ist.

00:29:08: Und Plato hat aber eben die Intuition als Form von höherem Wissen angesehen,

00:29:14: dass das wahre Sein hinter der Erscheinung erfasst.

00:29:17: Und irgendwie fand ich das ganz schön, diese Einstellung zu haben, weil ich

00:29:22: glaube, ich bin ein Mensch, der vieles rational durchdenkt.

00:29:26: Und ich finde das ganz schön zu sehen, dass das auch ein möglicher Blick auf

00:29:32: Bauchgefühl sein kann und dass man da aber wirklich auch

00:29:36: da wieder die beiden Seiten hat.

00:29:38: Ich würde immer sagen, die Extreme – ich glaube, das hatten wir

00:29:42: hier auch schon beim Podcast – die Extreme sind meistens schwierig,

00:29:45: aber wenn wir sie doch vereinen können, dann haben wir meistens das

00:29:49: Beste daraus rausgeholt.

00:29:50: Und ich glaube, das gilt auch letztendlich für Intuition gegen Kognition.

00:29:54: Ich finde, das war eine sehr, sehr schöne Zusammenfassung und eigentlich

00:29:58: ein wunderschönes Schlusswort.

00:29:59: Oder gibt es noch was, worüber wir noch reden müssen,

00:30:02: was du noch ergänzen möchtest?

00:30:04: Ich glaube, wir haben alles Wichtige besprochen.

00:30:07: Ich hoffe, dass es auch verständlich war.

00:30:09: Ja, war nicht ganz so viel Pferdebezug dieses Mal, aber ich glaube, wir haben das

00:30:13: Pferd trotzdem mal ein bisschen mit ins Boot geholt und ich finde es trotzdem mal

00:30:16: ein sehr, sehr spannendes Thema, was einem ja auch allgemein im Leben

00:30:20: immer wieder begegnet.

00:30:23: Absolut.

00:30:23: Und ich denke, man kann auch da das nutzen, zu reflektieren,

00:30:28: sich selber mal zu fragen: Wie gehe ich denn mit meinem Pferd um?

00:30:31: Gehe ich da viel eher von meinem Bauchgefühl her ran

00:30:35: oder nutze ich da viel mein Wissen?

00:30:37: Wo ist vielleicht auch noch der Punkt, wo ich mein Wissen ein bisschen erweitern

00:30:40: darf, wenn ich das möchte, vielleicht dann auch wieder mein Bauchgefühl zu stärken?

00:30:45: Und ich denke, das ist ja ein guter Anstoß, sich zu reflektieren und damit

00:30:49: auch sein Bauchgefühl zu verbessern.

00:30:53: Danke fürs Zuhören bei dieser Folge von Psycholohü.

00:30:56: Wenn sie dir gefallen hat, hinterlass uns doch eine positive Bewertung

00:30:59: und teile die Folge.

00:31:00: Wir freuen uns über Feedback, Themenwünsche und deine

00:31:02: Gedanken zum Thema.

00:31:03: Du findest Carina auf Instagram unter @begegnung_pferd und @carinaWarnstaedt.

00:31:07: Autorin.

00:31:08: Und Lea unter @LeaSchneider_Pferdetraining und @virtuelleAssistenz_Lea.

00:31:13: Alle Links findest du auch in den Show Notes.

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