#2 Angst bei Pferd und Mensch

Shownotes

Angst ist eine Basisemotion. Und obwohl jeder Mensch sie in seinem Leben hin und wieder spüren wird, spricht die Pferdewelt eher ungern darüber. Wir unterhalten uns über Ängste nach Stürzen, diffuse Ängste und persönliche Erfahrungen, darüber woher Ängste kommen und wie wir ihnen begegnen können. Natürlich geht es auch darum, wie wir sie bei unseren Pferden erkennen und diese unterstützen können.

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00:00:00: „Psycholohüt, der Podcast über Pferde und

00:00:02: Psychologie von Carina Warnstädt und Lea Schneider.

00:00:06: Hallo.

00:00:06: Hallo und herzlich willkommen zu unserer zweiten Folge von „Psycholohü.

00:00:11: Heute soll es das Thema Angst gehen – Angst im Umgang mit dem Pferd, Angst beim

00:00:16: Pferd, Angst beim Reiten und was uns da noch so alles einfällt.

00:00:20: Dafür kommen wir direkt auf die erste

00:00:22: Frage: Was ist denn eigentlich Angst, Carina?

00:00:24: Ja, Angst ist erst mal eine von den Basisemotionen, die der Mensch so hat.

00:00:29: Wir gehen davon aus, dass Angst ursprünglich ein

00:00:33: Schutz-oder Warnmechanismus unseres Körpers ist, also etwas, was total

00:00:37: sinnvoll für uns ist, damit wir am Leben bleiben.

00:00:40: Und wir gehen davon aus, dass Angst in der

00:00:42: Theorie etwas ist, was ungerichtet ist, unspezifisch und von innen kommt.

00:00:47: Das heißt, es ist etwas Allgemeines, was sich nicht immer auf eine spezifische

00:00:52: Situation bezieht, sondern auch einfach aus dem Nichts kommen kann.

00:00:56: Genau, und im Gegensatz dazu gibt es auch die Furcht.

00:00:59: Per Definition, eigentlich bezieht sich Furcht auf etwas Konkretes.

00:01:03: Das heißt, es ist eine bestimmte

00:01:04: Situation, ein bestimmter Ort, ein bestimmter Gegenstand und so weiter.

00:01:09: In der Praxis wird das allerdings natürlich relativ synonym benutzt.

00:01:13: Genau, und wir werden das jetzt hier für

00:01:14: den Podcast auch nicht weiter differenzieren.

00:01:17: Also da macht es Sinn, einfach von Angst

00:01:19: zu sprechen, auch wenn wir über konkrete Situationen reden.

00:01:22: Das ist sowieso sehr schwierig zu

00:01:24: unterscheiden und man ist sich da nicht so einig, ob das Sinn macht.

00:01:27: Trotzdem ist es mit Sicherheit

00:01:29: interessant, das einmal zu wissen, dass es diese Unterscheidung eben gibt.

00:01:32: Das ist ja auch gar nicht immer so leicht

00:01:35: abzugrenzen, genauso wie die Frage: Wo beginnt denn Angst und bis wohin gibt es

00:01:40: denn noch einfach einen gesunden Respekt vor dem Pferd, dass er nun mal einfach

00:01:44: groß und schwer ist und damit auch ein gewisses Gefahrenpotenzial mitbringt.

00:01:48: Ja, ich glaube, das ist auch eine große Frage, mit der man sich selber immer

00:01:53: wieder konfrontiert sieht, weil das ist manchmal gar nicht so einfach

00:01:56: zu sehen, wo hört der Respekt auf und wo fängt die Angst an?

00:02:01: Und auch da kann Angst ja auch manchmal

00:02:02: etwas Berechtigtes und Gutes sein, was uns dann in die Position versetzt, dass wir

00:02:08: zum Beispiel schneller reagieren oder auch wirklich aus einem Reflex heraus handeln.

00:02:12: Das kann auch sehr hilfreich sein. Auf jeden Fall.

00:02:15: Angst ist ja im Grunde auch einfach erst

00:02:17: mal ein Schutzmechanismus, dass man vorsichtig wird, dass man achtsamer wird,

00:02:21: aufmerksamer und vielleicht ein bisschen mehr aufpasst.

00:02:24: Genau und reaktionsschneller, das dürfen wir auch nicht vergessen.

00:02:27: Das kann manchmal einen großen Unterschied machen.

00:02:29: Generell ist es einfach so, dass Angst wirklich etwas völlig Normales ist.

00:02:33: Das betrifft eigentlich jeden von uns

00:02:35: irgendwann mal, den einen mehr, den anderen weniger.

00:02:38: Und ich glaube, das ist total wichtig, darüber auch zu sprechen.

00:02:42: Im Reitsport ist auch Angst ist so etwas, was

00:02:45: gerne mal unter den Tisch gekehrt wird und als Schwäche angesehen wird, glaube ich.

00:02:50: Aber ich würde trotzdem ganz gerne einfach mal von mir erzählen, weil das vielleicht

00:02:55: auch interessant für andere ist, zu hören, dass sie damit eben nicht allein sind.

00:02:59: Ich hatte eine sehr konkrete Situation,

00:03:02: aus der sich dann Angst entwickelt hat, die mich auch heute noch begleitet.

00:03:06: Also ich habe mein erstes Pferd mit 13 Jahren bekommen, war mit diesem Pferd und

00:03:12: einer weiteren Person ausreiten und Die Geschichte ist ehrlich gesagt

00:03:16: relativ wenig spannend, weil ich mich an wenig erinnern kann.

00:03:20: Ich weiß aber, dass das Pferd in der Situation durchgegangen ist.

00:03:24: Ich kann noch nicht mal wirklich sagen, warum.

00:03:27: Ich habe bis heute keine Ahnung, ob es ein dass es vielleicht einen Auslöser gab.

00:03:31: In jedem Fall ist dieses Pferd mir eben

00:03:33: durchgegangen und es ist für mich nach wie vor das Allerschlimmste beim Reiten, wenn

00:03:38: ich das Gefühl habe, ich habe überhaupt keine Kontrolle mehr über das Pferd.

00:03:42: Das ist eine sehr, sehr beängstigende

00:03:45: Situation, wenn das Pferd unter einem rennt und man eigentlich nur noch blinder

00:03:51: Passagier ist und überhaupt nicht mehr einwirken kann.

00:03:54: Dann sind da sehr viele Gedanken plötzlich im Kopf: Wie reagiert man richtig?

00:04:00: Was hat man gelernt?

00:04:00: Was kann man tun, dieses Pferd irgendwie noch aufzuhalten?

00:04:04: Und wenn das aber alles nicht funktioniert, dann ist das ziemlich blöd.

00:04:09: Wir hatten insofern Glück, als keine große Straße oder so was in der Nähe war.

00:04:14: Wir waren mitten im Wald.

00:04:15: Ich war auch in Begleitung, was wirklich

00:04:17: gut war, denn ich bin im Endeffekt irgendwann runtergefallen

00:04:21: und hatte aber einen Schock und hätte mich selber nicht irgendwie aufrappeln können

00:04:27: und mir selber helfen können, geschweige denn mein Pferd einfangen können.

00:04:31: Das heißt, das hat meine Begleitung alles glücklicherweise in Angriff genommen und

00:04:35: ich bin dann natürlich danach ins Krankenhaus gekommen mit einer

00:04:39: Gehirnerschütterung und Prellungen und einem Bänderriss.

00:04:41: Es hätte aber auch alles ganz anders ausgehen können.

00:04:44: Und jedenfalls aus dieser Situation heraus hat sich bei mir diese Angst entwickelt.

00:04:50: Also ich hatte erst mal kurz so dieses

00:04:52: Gefühl, hoffentlich will ich mich überhaupt noch mal auf den Pferd setzen.

00:04:55: Das hat sich relativ schnell erledigt.

00:04:57: Ich wollte auf jeden Fall wieder aufs Pferd.

00:04:58: Das war dann irgendwie keine Frage.

00:04:59: Aber diese Angst beim Ausreiten ist sehr, sehr lange geblieben.

00:05:05: Also ich bin danach erst mal jahrelang gar

00:05:08: nicht ausgeritten oder nur mal eine ganz kleine Runde im Schritt, wenn jemand dabei

00:05:12: war, der das Pferd notfalls hätte führen können.

00:05:15: Und das hat echt viel ausgelöst in mir.

00:05:19: Und mittlerweile kann ich wieder

00:05:22: ausreiten, mittlerweile kann ich auch Schritt, Trab, Galopp draußen reiten.

00:05:24: Aber Galopp ist nach wie vor etwas, wo die Angst schnell hochkommt.

00:05:29: Und wenn ich das Gefühl habe, das Pferd wird jetzt irgendwie schnell und

00:05:31: unkontrollierbar, dann weiß ich, dass das ganz viel mit mir macht.

00:05:35: Und das Blöde ist, dass ich natürlich weiß, was auch meine Reaktion, meine

00:05:39: körperliche Reaktion mit dem Pferd machen kann.

00:05:42: Und da muss man echt aufpassen, dass man sich nicht da reinsteigert.

00:05:45: Aber jedenfalls will ich damit sagen, ich

00:05:48: weiß echt, wovon ich da rede, weil das kann extrem belastend sein und

00:05:53: den Alltag mit dem Pferd total einschränken, wenn man so eine Angst hat

00:05:56: und nicht wirklich weiß, wie man damit umgehen soll oder das Thema auch einfach

00:06:01: von sich wegschiebt und gar nicht damit sich konfrontiert.

00:06:05: Und das kann einen auch wirklich sehr, sehr lange beschäftigen.

00:06:09: Ja, jetzt habe ich erst mal sehr viel von mir erzählt.

00:06:12: Lea, hast du denn auch vielleicht eine

00:06:13: konkrete Situation, wo du mal Angst im Umgang mit dem Pferd erlebt hast?

00:06:18: Ich muss sagen, dass bei mir

00:06:20: glücklicherweise Angst immer eher weniger ein Thema war.

00:06:23: Das heißt aber ja nicht, dass es die nie gab.

00:06:26: Eine konkrete Situation ist wie bei dir auch ein Sturz den ich hatte.

00:06:31: Längst nicht so dramatisch, nicht so heftig wie bei dir.

00:06:34: Da war es eine Stute, bei der ich wusste,

00:06:36: dass die sehr schnell panisch wird und rennt.

00:06:39: Das war genau das Thema, an dem wir gearbeitet haben.

00:06:42: Und das war zu einer Phase, als die

00:06:44: eigentlich schon deutlich ruhiger war und da schon deutlich Fortschritte gemacht

00:06:47: hatte und ich kurz vor dem Ende war, die Züge langgelassen habe, sie relativ

00:06:52: entspannt auch war und dann gab es von außen ein Geräusch.

00:06:56: Sie ist losgerannt, hat einen Haken geschlagen und dann lag ich da.

00:06:59: Hätte mit mit jedem Pferd, mit jedem anderen Pferd genauso passieren können,

00:07:03: war einfach eine blöde Situation, die leider im Pferdebereich einfach

00:07:07: dazugehört, wenn man nun mal mit Tieren arbeitet.

00:07:09: Aber auch da war es für mich danach

00:07:11: eine große Herausforderung, auf dieses Pferd wieder zu steigen, weil ich wusste,

00:07:17: das kann bei ihr noch mal recht häufiger passieren als bei jedem anderen Pferd.

00:07:21: Auf jedem anderen Pferd habe ich mich auch sicher gefühlt.

00:07:24: Das war tatsächlich nur auf sie bezogen.

00:07:26: Aber auch das hat eine ganze Weile

00:07:28: gebraucht, bis ich mich da wieder sicher gefühlt habe.

00:07:31: Und das hat sich natürlich immer wieder auch dann gegenseitig bedingt.

00:07:34: Wenn ich unsicher wurde, wurde sie es

00:07:36: auch, dann wurde ich wieder unsicher und so weiter.

00:07:38: Aber auch da bin ich dann einfach dazu

00:07:40: übergegangen, dass ich am Anfang mich einfach nur draufgesetzt habe und dann bin

00:07:44: ich erst mal wieder abgestiegen, zum Beispiel.

00:07:46: Oder ich bin nur drei Runden gegangen, dass man da einfach sich langsam wieder

00:07:49: ran tastet und dann war es auch am Endeffekt kein Problem mehr.

00:07:53: Das hat sich bei mir zum Glück auch wirklich nur auf dieses Pferd bezogen.

00:07:56: Bei allen anderen war es kein Problem.

00:07:59: Das sind ja jetzt Das sind auch

00:08:00: Situationen mit relativ konkretem Anlass, dass man nach so einem Unfall natürlich

00:08:04: Angst hat und das tief sitzt, ist ja absolut verständlich.

00:08:08: Aber es gibt ja auch viele Menschen, die

00:08:09: haben so das diffuse Gefühl von Angst, wo es vielleicht noch nie irgendwas

00:08:14: passiert ist, aber die trotzdem, wo die Angst tief sitzt.

00:08:18: Ja, genau. Hast du da Erfahrungen?

00:08:19: Hast du da vielleicht Tipps, wie man da mit umgehen kann?

00:08:23: Ja, also auch da muss man natürlich erst

00:08:25: mal sagen, die pauschale Antwort gibt es da nicht.

00:08:28: Aber klar, wir haben da häufig mit zu tun,

00:08:30: dass Menschen Ängste haben und erst mal gar nicht wissen, wo die herkommen.

00:08:34: Ganz grob gesagt kann das natürlich tausende Ursachen haben.

00:08:38: Zum Beispiel kann es sein, dass jemand

00:08:40: Ängste aus seinem Alltag mitnimmt und so ein bisschen auf das Pferd überträgt.

00:08:46: Es gibt aber auch häufig so Dinge, die wir

00:08:48: sehr internalisiert haben, wie hinten in der Ecke erschreckt sich das

00:08:53: Pferd immer, da sind immer Gespenster und da sind alle Pferde irgendwie ein bisschen

00:08:58: verrückt oder im Winter sind die alle so heiß und rennen gerne.

00:09:02: Die sind dann manchmal gar nicht so eingetreten, aber wir haben das so in

00:09:07: unserem Kopf drin, dass wir erwarten, dass es passiert.

00:09:10: Und allein diese Erwartungshaltung oder

00:09:12: auch, dass wir wissen, es könnte rein theoretisch in irgendeiner Situation etwas

00:09:17: passieren, kann schon dazu führen, dass wir eben Angst haben.

00:09:21: Das ist natürlich das, was schwieriger ist zu bearbeiten.

00:09:25: So wie du es eben beschrieben hast, wenn man etwas Konkretes

00:09:28: hat oder eine konkrete Situation hat, dann kann man da kleinschrittlich drangehen und

00:09:32: sagen, man weitet das immer weiter aus, was eigentlich seine Angst ist.

00:09:37: Wenn wir jetzt mit so diffusen Ängsten zu

00:09:39: tun haben, dann ist es natürlich deutlich schwieriger.

00:09:44: Was man zum Beispiel machen kann, ist, es

00:09:46: gibt Menschen, die einem in dem Fall helfen können.

00:09:49: Das sind häufig Coaches.

00:09:51: Zum Beispiel da, wo ich die Ausbildung gemacht habe, die Katrin Schütz

00:09:55: bietet auch HASR-Coachings an, so heißt das, Horses Assistant Stress Reduction.

00:10:02: Das ist ein Ansatz, den sie selbst entwickelt hat auf Basis von EMDR.

00:10:09: Emdr ist eine psychotherapeutische Methode

00:10:13: zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörung und Angststörung.

00:10:17: Natürlich ist das, was im Coaching dann gemacht wird, keine Psychotherapie,

00:10:22: sondern es basiert eben nur auf diesem Ansatz, der, ganz vereinfacht gesagt,

00:10:28: beide Hirnhälften stimuliert und die sozusagen wieder in Einklang bringt.

00:10:32: Da will ich auch einmal gerne noch kurz anschließen an das, was du eben sagst,

00:10:36: dass das manchmal Ängste sind, die einfach aus dem Alltag übertragen werden.

00:10:40: Erst mal schließt das, finde ich, schön an

00:10:41: unsere letzte Folge an, wo wir über diese unsicheren Menschen gesprochen haben, die

00:10:45: dann dominant werden und so übers Ziel hinaus schießen.

00:10:50: Oder sind in dem Fall Menschen, die

00:10:53: ängstlich werden und diese Angst mit zum Pferd nehmen.

00:10:56: Und gerade wenn das gar nicht mal nur die Angst am Pferd ist, dann macht das ja auch

00:11:00: durchaus Sinn, sich tatsächlich therapeutische Hilfe zu holen,

00:11:04: sich in anderen Bereichen des Lebens besser, sicherer zu fühlen und das dann

00:11:10: auch am Ende mit zum Pferd zu nehmen, je nachdem wie ausgeprägt es natürlich ist.

00:11:13: Auf jeden Fall.

00:11:14: Deswegen, das ist natürlich so eine Spanne von bis.

00:11:17: Also ob das jetzt ein Coaching ist, konkret am Pferd, ein Coaching, einfach

00:11:23: das Selbstvertrauen zu stärken, ob das eine Psychotherapie ist, ob das ein

00:11:27: Reitlehrer oder eine Reitlehrerin ist, da es sehr viele Möglichkeiten geben,

00:11:32: anzusetzen, auch mit jemandem von außerhalb.

00:11:35: Lea, du hast ja mit Sicherheit auch schon mal mit dem Fall zu tun gehabt, dass

00:11:39: jemand dich als Trainerin dazugeholt hat, weil Ängste im Raum standen, oder?

00:11:45: Ja, das ist gar nicht mal selten.

00:11:46: Das kommt auch immer wieder vor, dass

00:11:48: Menschen oft in konkreten Situationen, vor konkreten Situationen Angst haben,

00:11:52: weil es da schon mal brenzlig geworden ist.

00:11:54: Da ist meistens noch gar nichts passiert,

00:11:57: aber es ist eben die Angst da: Oh, beim nächsten Mal geht es vielleicht schief.

00:12:00: Und da ist, glaube ich, mein wichtigster Grundsatz, dass einfach erst mal alles

00:12:04: erlaubt ist, was dem Menschen in irgendeiner Form Sicherheit gibt.

00:12:07: Mit der Einschränkung: Es schadet weder dem Pferd noch dem Menschen.

00:12:11: Das kann ein bestimmtes Equipment sein, wenn mir jemand sagt: „Ich möchte

00:12:14: unbedingt mit diesem Strick führen, weil mit dem fühle ich mich sicher." Für den

00:12:17: einen kann das ein kurzer Strick sein, der dann nicht rumbaumelt.

00:12:20: Für den anderen kann das ein langer Strick sein, dass man genug Abstand hat.

00:12:24: Das können bestimmte Übungen sein,

00:12:25: bestimmte Orte, wenn zum Beispiel der Round Pen, anders besetzt ist als die

00:12:29: Reithalle oder so, dass man da erst mal anfängt und die Sicherheit gewinnt.

00:12:33: Und dann ist es einfach auch ein schmaler Grad, dass man einerseits eben in dieser

00:12:38: Komfortzone ein bisschen bleibt und erst mal Sicherheit gewinnt, da das macht, was

00:12:42: man kann, wo man sich gut fühlt, aber dann auch die kleinen Schritte weitermacht, aus

00:12:47: dieser Komfortzone heraus sich ein bisschen diese Angst stellt, sie am Ende

00:12:52: zu besiegen, kleiner zu machen, wie auch immer.

00:12:55: Und das ist gar nicht so einfach, da das richtige Maß zu finden.

00:12:59: Das muss jeder für sich selber herausfinden.

00:13:01: Das ist dann natürlich auch meine Aufgabe, den Leuten den richtigen Schubs zu geben,

00:13:05: wo sie mal sich weitertrauen können, weil ich sehe, das kann funktionieren.

00:13:09: Sie müssen sich nur trauen, in Anführungszeichen.

00:13:13: Das sagt sich immer so leicht.

00:13:14: Ja, und das ist eben dieser schmale Grad, den man da treffen muss.

00:13:18: Ja, total.

00:13:19: Also das sehe ich ja selber zum Beispiel auch.

00:13:22: Und was ich vielleicht noch anfügen würde, ist, das ist mit Sicherheit ein Bereich,

00:13:26: wo du jetzt nicht unbedingt mit arbeitest, aber den ich eben auch der

00:13:30: Psychologie kenne, was auch sehr helfen kann, sind zum Beispiel Atemübungen.

00:13:35: Die kann man super auch in Situationen

00:13:37: machen, die eben stressig sind, sich selber so ein bisschen runterzufahren und

00:13:42: dann wieder auch klarer zu sehen und auf das Pferd einwirken zu können.

00:13:46: Ja, das kann auch bedeuten, dass man

00:13:48: einfach mal ein Lied singt, weil wenn man singt, dann atmet man.

00:13:52: Ein Rat, den wir von unserer Reitlehrerin mal bekommen haben.

00:13:56: Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst.

00:13:58: Ja, aber auch so, das ist mir schon mehr

00:14:00: einfach bei Leuten tatsächlich, die selber dann angefangen haben, einfach von sich,

00:14:02: weil erstens beruhigt es dich selber und du atmest.

00:14:05: Ja, genau. Du atmest gleichmäßig.

00:14:08: Ein anderer Ansatz kann es natürlich auch

00:14:10: sein, dass man gar nicht erst mal beim Menschen anfängt, sondern vielleicht beim

00:14:13: Pferd, je nachdem, was jetzt das Problem ist, dass man zum Beispiel sein Pferd erst

00:14:18: mal in die Hand eben von Trainern gibt, dass die erst mal mit dem Pferd arbeiten,

00:14:22: dass sie vielleicht die kritische Situation erst mal ein bisschen entspannen

00:14:26: können und dann kommt man erst als Mensch dazu oder man macht das parallel.

00:14:29: Man arbeitet einerseits an der Angst des

00:14:31: Menschen, andererseits an dem Problem oder an der Schwierigkeit des Pferdes und setzt

00:14:37: sich dann erst wieder zusammen, es für beide einfach leichter zu machen.

00:14:41: Ja, genau.

00:14:41: Das ist ja im Grunde auch was, was wir letztes Mal schon besprochen haben.

00:14:44: Es kann ja durchaus sein, dass die

00:14:46: Situation nur in der Kombination von Pferd und Mensch überhaupt so eskaliert

00:14:52: und bei einer fremden Person das gar nicht so hochschaukelt.

00:14:57: Ja, das ist ja genau dieses Stichwort hochschaukeln.

00:14:59: Dann ist der Mensch unruhig, dann wird das Pferd unruhig, dann wird der Mensch noch

00:15:03: unsicherer und dann pusht sich das so immer mehr hoch.

00:15:06: Und dann kann es wirklich hilfreich sein,

00:15:08: das einfach mal zu durchbrechen durch einen Außenstehenden.

00:15:11: Ja, vor allen Dingen, weil das ja manchmal in einer so kurzen Zeit sich hoch

00:15:15: schaukeln kann, dass man da gar nicht mehr zwischen eingreifen kann.

00:15:18: Vor allen Dingen, wenn im Zweifel die Angst auch einfach lähmt, dass der Mensch

00:15:22: an dem Pferd überhaupt nicht mehr reagieren kann, weil er so überfordert ist

00:15:26: mit dem, was da gerade passiert und es dann tatsächlich eskaliert Oder

00:15:30: andersherum auch eben auch wieder das, was wir letztes Mal gesagt haben, dass der

00:15:34: Mensch vielleicht aus der Angst heraus auch dann zu extremeren Mitteln greift,

00:15:38: als notwendig wären oder auch als er eigentlich möchte.

00:15:42: Ja, da finde ich immer einen schönen

00:15:44: Ansatz auch Auch, dass man vielleicht sich nicht zu sehr auf dieses Problem

00:15:48: versteift, zu wenig diesen Leistungsanspruch.

00:15:51: Das kann ja auch schon Leistungsanspruch

00:15:53: im Sinne von „Ich möchte aber spazierengehend sein, wenn das aber das

00:15:56: Problem ist, dass man das vielleicht einfach mal und

00:16:00: sich nicht da ständig selber den Stress macht, das muss aber doch funktionieren,

00:16:04: sondern auch einfach mal so die Zeit genießt, die man mit seinem Pferd hat.

00:16:08: Und wenn man dann mal in Ruhe putzt, wenn das Pferd das auch genießt,

00:16:11: dass man einfach erst mal noch mal ein bisschen in die Beziehungsarbeit geht und

00:16:14: einfach genießt, die Zeit zu haben und auf der anderen Seite auch, sich eben

00:16:20: nicht nur zu versteifen, wo gibt es noch Themen, an denen wir noch arbeiten müssen,

00:16:24: sondern sich vor Augen zu führen: Was kann ich denn schon?

00:16:26: Was klappt denn schon gut?

00:16:28: Da hast du ja auch das Tagebuch zu

00:16:30: entwickelt, das drei gute Dinge Tagebuch, oder?

00:16:32: Vielleicht möchtest du da noch mal kurz was zu sagen zu dem Hintergrund.

00:16:36: Ja, genau. Voll gerne.

00:16:38: Also das basiert auf einer Übung, die aus der positiven Psychologie kommt.

00:16:43: Das ist im Grunde ja das, was du eben auch schon erklärt hast, wenn wir

00:16:48: uns mal weg von dem Negativen bewegen und hin zu dem Positiven, dann kann das ganz

00:16:53: viel an unserer Einstellung und an unserem Mindset verändern.

00:16:56: Das wiederum wirkt sich dann natürlich auch darauf aus, wie wir wahrgenommen

00:17:00: werden und wie wir unser Umfeld wahrnehmen.

00:17:03: In dieser positiven Psychologie gibt es eben die Drei-Gute-Dinge-Übung.

00:17:08: Die ist ganz einfach eigentlich und wirklich einfach umzusetzen, denn

00:17:14: im Grunde genommen nimmt man sich einfach nur etwas Zeit am

00:17:17: Abend und überlegt: Was war denn gut an dem Tag?

00:17:21: Das können ganz kleine Sachen sein.

00:17:24: Vielleicht habe ich draußen einen Schmetterling gesehen und das fand ich

00:17:27: total schön und das kann ich dann aufschreiben.

00:17:29: Und sich das einfach noch mal vor Augen zu führen, was gut war

00:17:34: und weg von dem Negativen zu kommen, kann schon eben dazu führen, auf lange

00:17:38: Sicht gesehen, dass man eine positivere Einstellung entwickelt.

00:17:42: Und ich habe dieses

00:17:43: Tagebuch dann eben entwickelt, aus dieser Übung heraus, mit

00:17:48: der Idee, dass diese Übung über einen langen Zeitraum

00:17:52: tatsächlich genutzt wird und es auch wirklich aufgeschrieben wird.

00:17:56: So kann man es nämlich nachher noch mal

00:17:58: anschauen und sich noch mal vor Augen führen, was denn alles gut war.

00:18:01: Aber vor allen Dingen auch mit der Idee,

00:18:04: dass man es für konkrete Themen nutzen kann, denn meistens ist die

00:18:09: Drei-Gute-Dinge-Übung sehr generalisiert, wie ich eben gesagt habe.

00:18:12: Vielleicht habe ich einen Schmetterling gesehen.

00:18:14: Es ist aber deutlich weniger hilfreich

00:18:18: für eine bestimmte Situation, wenn ich das so generell

00:18:23: nutze, als wenn ich es wirklich auf ein bestimmtes Thema übertrage.

00:18:27: Also zum Beispiel in dem Angstkontext Kontext, wenn ich Angst

00:18:31: mit dem Pferd habe, dass ich mir wirklich überlege: „Okay, das ist mein Thema, und

00:18:36: ich suche mir jeden Tag, an dem ich beim Pferd war, drei gute Dinge, die in diesem

00:18:41: Kontext passiert sind, die ich mir aufschreibe, damit ich wirklich die

00:18:45: Schritte, Wertschätze, die wir gemacht haben.

00:18:48: Und das können eben ganz kleine Sachen sein.

00:18:50: Vielleicht haben wir eine halbe Minute ruhig am Putzplatz gestanden.

00:18:54: Das ist für uns vielleicht dann ein ganz großer Schritt oder vielleicht ist es auch

00:18:58: nur ein kleiner Schritt, weil beim letzten Mal nur 25 Sekunden waren.

00:19:02: Aber dass man eben genau diese kleinen Dinge wertschätzt, sieht und auch

00:19:07: wirklich aufschreibt, weil das Schreiben natürlich das Ganze noch mal mehr

00:19:12: verinnerlicht und auch mehr für uns greifbar macht.

00:19:14: Und das ist so die Idee hinter dem Drei-Gute-Dinge-Tagebuch.

00:19:18: Ja, da kann ich auch aus eigener Erfahrung

00:19:20: sagen, dass das wirklich hilft, den Fokus ein bisschen umzulenken.

00:19:24: Und gerade wenn man das aufschreibt, kann man ja auch einfach noch mal

00:19:26: zurückblättern und sich an Situationen erinnern: Oh, das war damals schön oder

00:19:31: auch wie viel weiter ich noch gekommen bin?

00:19:34: Ja, genau.

00:19:35: Und man sieht einfach auch wirklich schön seine eigene Entwicklung.

00:19:38: Das ist total viel wert.

00:19:39: Das Tagebuch werden wir mich auf jeden Fall auch in den Show Notes verlinken.

00:19:43: Ja, wenn wir jetzt noch mal zurück zum eigentlichen Thema Angst kommen,

00:19:47: dann hätte ich noch eine konkrete Frage, die ich sehr spannend fände, mal auf dich

00:19:52: bezogen, Lea, weil du ja auch viel mit Kindern arbeitest.

00:19:56: Siehst du da einen Unterschied bei der

00:19:58: Angst zwischen den Kindern und den Erwachsenen?

00:20:00: Bei Kindern

00:20:01: ist es einerseits oft so, dass die deutlich unbedachter sind, deutlich

00:20:07: unvoreingenommener und irgendwie eben nicht so viel Angst haben.

00:20:12: Und bei anderen Kindern wiederum ist der der Respekt, vielleicht auch Angst vor

00:20:18: diesem großen Tier Pferd natürlich noch viel größer als bei Erwachsenen, einfach

00:20:23: weil natürlich auch die Größenverhältnisse noch krasser sind.

00:20:26: Also das finde ich sehr unterschiedlich, wobei ich sagen

00:20:30: würde, die überwiegende Mehrheit ist tatsächlich deutlich unbekümmerter.

00:20:36: Und das ist auch, was ich generell aus meiner Erfahrung sagen würde: Je älter die

00:20:39: Menschen werden, desto unsicherer werden sie tendenziell eher.

00:20:43: Natürlich nicht alle.

00:20:44: Bei manchen ist es auch andersherum.

00:20:47: Die haben so viel Erfahrung, dass sie gar nichts mehr erschüttert.

00:20:49: Aber so grundsätzlich würde ich behaupten,

00:20:51: dass die Menschen, wenn sie älter werden, auch eher unsicherer werden.

00:20:55: Ich glaube, ein großer Einschnitt ist da tatsächlich auch noch mal, wenn sie selber

00:20:58: Kinder bekommen, dass ab da die Unsicherheit deutlich größer wird.

00:21:02: Wie ist da so deine Erfahrung?

00:21:04: Ja, also ich habe natürlich jetzt weniger

00:21:06: mit Kindern im Unterricht zu tun, aber natürlich eben mit Erwachsenen.

00:21:10: Tatsächlich würde ich das auch so aus der Erfahrung eher unterschreiben.

00:21:14: Also natürlich Ausnahmen bestätigen die Regel, wie immer.

00:21:17: Aber ich glaube schon auch, dass mit der

00:21:19: Zeit oder mit dem Alter viele Dinge noch mal eine andere Perspektive bekommen.

00:21:24: Und gerade das auch, was du gesagt hast, wenn sie selber Kinder haben,

00:21:27: dass dann noch mal die Angst auch steigt, bei vielen, nicht bei allen.

00:21:32: Und ich glaube, wenn wir dann noch mal weiter im Alter gehen, kommt

00:21:36: wahrscheinlich auch irgendwann einfach der Punkt, wo man auch unsicherer wird, was

00:21:40: seine eigenen körperlichen Fähigkeiten angeht.

00:21:43: Also natürlich brauchen wir da jetzt nicht von 70 Jahren plus zu sprechen.

00:21:48: Da sind ja viele auch gar nicht mehr unbedingt am Pferd, aber ich habe das

00:21:52: Gefühl, dass das auch schon früher anfängt.

00:21:54: Da kann ich natürlich jetzt nicht aus eigener Erfahrung sprechen.

00:21:56: Ja, aber das ist auch das, was ich sehe tatsächlich.

00:21:59: Ja, also das ist zumindest das, was man

00:22:02: auch schon mal gespiegelt bekommt, finde ich.

00:22:04: Und ich bin definitiv jetzt auch schon deutlich ängstlicher, als ich früher war.

00:22:08: Das kann ich schon so sagen.

00:22:10: Ja, jetzt haben wir ja sehr viel über ängstliche Menschen gesprochen.

00:22:14: Wir haben es kurz schon mal angerissen, das Thema ängstliche Pferde.

00:22:17: Da kann ich auch noch mal den Bogen zurückschlagen zuvorhin zu dem Thema: Es

00:22:21: ist erst mal alles erlaubt, was hilft, im Sinne, dass es Sicherheit vermittelt.

00:22:26: Gerade im Umgang mit Equipment ist das zum

00:22:28: Beispiel auch einfach wichtig: Wie sicher bin ich da?

00:22:30: Wenn ich jetzt zum Beispiel die lange

00:22:32: Longe in der Hand habe und ich brauche aber erst mal zehn Minuten, die ordentlich

00:22:35: zu sortieren in meiner Hand, ist das natürlich auch erst mal ein

00:22:39: Risikofaktor, der die Situation gefährlicher macht

00:22:43: und andererseits natürlich aber auch ein Unsicherheitsfaktor.

00:22:46: Wenn ich mich mit meinem Equipment sicher und wohlfühle, dann kann ich auch meinem

00:22:49: Pferd viel besser diese Sicherheit vermitteln.

00:22:51: Das ist, denke ich, ein großer Faktor.

00:22:53: Das kann sich, wie eben schon gesagt, einmal auf das Equipment beziehen.

00:22:57: Fühle ich mich mit einem Halfter wohler?

00:22:59: Arbeite ich lieber am Kappzaum?

00:23:00: Und ein großer Faktor, der mir in der

00:23:03: Arbeit natürlich auch immer wieder wichtig ist, ist die eigene Körpersprache.

00:23:06: Vielleicht möchtest du da noch mal ein bisschen drauf eingehen?

00:23:08: Ja, gerne.

00:23:09: Also das ist wirklich was, was ich häufig sehe bei gerade ängstlichen Pferden,

00:23:15: dass es einen ganz großen Unterschied macht, wie sicher jemand

00:23:19: mit sich selbst auch ist, also mit der eigenen Körpersprache.

00:23:23: Und gerade bei sehr unsicheren Pferden ist

00:23:26: es natürlich so, wenn der Mensch eine Unsicherheit ausstrahlt durch seine

00:23:31: Körpersprache, dass das Pferd das häufig auch aufnimmt.

00:23:35: Und dann sind wir wieder bei dem Punkt,

00:23:36: dass sich das wieder gegenseitig hochschaukelt.

00:23:39: Und da finde ich es total wichtig, dass der Mensch sich klar darüber ist, was er

00:23:43: mit seinem Körper ausdrückt dem Pferd gegenüber.

00:23:45: Da sind wir wieder bei dem Thema auch

00:23:48: Körperbewusstsein und ich glaube, das sind Dinge, die man

00:23:50: auch gut, ich sage mal, in trockenübungen üben kann.

00:23:54: Also sei es jetzt das, was du eben angesprochen hast, den Strick zu

00:23:57: sortieren, die Longe zu sortieren oder sei es auch mal zu reflektieren,

00:24:00: welche Position nehme ich denn dem Pferd gegenüber ein?

00:24:03: Wie halte ich meinen Körper?

00:24:05: Ich glaube, da kann man auch ganz viel

00:24:06: schon unabhängig von dem Pferd üben, damit man es dann mit ans Pferd nehmen kann.

00:24:11: Genau und jetzt sind wir ja wieder in den

00:24:12: konkreten Trainingssituation oder im Umgang mit dem Pferd.

00:24:16: Aber auch bei diesem Thema Angst finde ich es noch mal wichtig, zu reflektieren: Wie

00:24:20: verbringt denn mein Pferd seine restliche Zeit?

00:24:23: Fühlt es sich wohl in der Haltungsform?

00:24:25: Fühlt es sich wohl in der Gruppe an Pferden, die es steht?

00:24:28: Da kann ich zum Beispiel wieder

00:24:29: anschließen meine Geschichte von meinem Sturz.

00:24:31: Die Stut, von der ich da erzählt habe, ist irgendwann in einen anderen Stall

00:24:35: umgezogen und war plötzlich wie ausgewechselt.

00:24:38: Die war die Ruhe weg.

00:24:39: Also auch das kann ein großer Faktor sein.

00:24:42: Wie sind die äußeren Umstände?

00:24:43: Wie lebt mein Pferd?

00:24:45: Wie verbringt es sie 23 Stunden am Tag, die ich nicht bei ihm bin?

00:24:48: Ja, das kann einen riesen Unterschied machen.

00:24:51: Und tatsächlich, auch wenn ich das eben so

00:24:53: gesagt habe, da hinten ist die gruselige Ecke.

00:24:55: Das kennt man ja wirklich.

00:24:57: Es gibt auch Ställe, wo das berechtigt ist.

00:24:59: Also Ich denke da zum Beispiel an einen Stahl, wo die Straße an den Reitplatz

00:25:03: anknüpft oder irgendwas für das Pferd unüberschaubar ist.

00:25:06: Also es kann für unsichere Pferde auch

00:25:09: Trainingssituationen oder Orte geben, die mehr oder weniger geeignet sind.

00:25:15: Und das ist jetzt zwar nicht erst mal in

00:25:17: erster Linie die Haltung, aber auch das kann natürlich an einem Stahl

00:25:21: große Unterschiede machen oder auch die Stahlgröße darf man nicht unterschätzen.

00:25:26: Für so ein Pferd kann es ein riesen Unterschied sein, ob das ein eine große

00:25:30: Reitanlage ist mit 100 Pferden, wo ständig irgendwie ein anderes Pferd an der Halle

00:25:35: vorbeigeführt wird, oder ob es ein kleiner Privatstall ist,

00:25:38: der wirklich irgendwo ruhig in der Natur gelegen ist.

00:25:40: Also auch unabhängig noch mal von der

00:25:44: Herdenkonstellation, kann auch da der Ort einen riesen Unterschied machen.

00:25:47: Ja, da gibt es ja tausend Einflüsse, die da irgendwie mit reinspielen.

00:25:51: Da darf man gerne immer mal wieder

00:25:53: hinterfragen: Was könnte noch ein Faktor sein, der da eine Rolle spielt?

00:25:58: Wenn wir wieder bei der Trainingsituation

00:26:00: Situation sind, ist natürlich wieder die Frage: Wie motiviert ist mein Pferd?

00:26:03: Wie lobe ich es?

00:26:05: Wie bestätige ich es?

00:26:06: Auch das kann einen großen Unterschied machen, dass ein eher unsicheres Pferd zu

00:26:11: einem eher extrovertierten Pferd wird, indem man es bestätigt, indem man es lobt.

00:26:15: Und auch hier wieder die letzte Folge, der

00:26:17: Hinweis: „Ihr dürft auch euch selber feiern.

00:26:20: Auch eure Angst, oder gerade beim Thema Angst, wenn ihr da einen Fortschritt macht

00:26:25: und sei er noch so klein, dann nehmt den wahr und lobt euch selber dafür.

00:26:29: Klopft euch selber auf die Schulter.

00:26:30: Das ist, gerade wenn es eben Angst geht, ein riesen Ding.

00:26:34: Auf jeden Fall. Und vielleicht, wenn wir gerade noch mal

00:26:36: kurz bei den Pferden bleiben, das finde ich auch noch mal ganz spannend.

00:26:40: Also ich arbeite ja gerne mit dem Clicker.

00:26:42: Ich weiß, das ist ein Thema, das

00:26:44: sehr zwischendurch zwiegespalten in der Pferdewelt angesehen wird, aber ich habe

00:26:48: halt einfach die Erfahrung gemacht, dass gerade unsichere Pferde in solchen

00:26:53: Situationen die Bestärkung durch den Clicker sehr gut aufnehmen, weil es

00:26:57: einfach für das Pferd sehr klar ist, der Klick bedeutet, ich habe was gut gemacht

00:27:01: und das ist sehr konkret für den Moment, der gerade bestätigt werden soll.

00:27:06: Deswegen bin ich ein ganz großer Fan von Clickertraining im Kontext von

00:27:12: Gelassenheitsraining oder allem, was eigentlich dem Pferd Angst machen kann,

00:27:15: zum Beispiel auch Medical Training, da einfach dem Pferd ein gewisses

00:27:18: Mitspracherecht zu geben und dem Pferd aber auch zu zeigen, was es wirklich gut

00:27:23: macht und da dann zu mehr Souveränität und auch Gelassenheit zu kommen.

00:27:28: Ja, das ist ein wichtiger Punkt.

00:27:30: Das muss ja nicht mal zwingend ein Clicker sein, aber positive Verstärkung ist gerade

00:27:34: beim Thema Angst enorm wichtig, sowohl für das Pferd als auch aber für den Menschen.

00:27:39: Genau und das finde ich auch noch mal wichtig: Es gibt diese für mich falsch

00:27:43: verstandene Idee von „Wenn mein Pferd ängstlich ist, dann darf ich es nicht

00:27:48: streicheln und keine beruhigenen Worte sagen und auf gar keinen Fall Leckerli

00:27:51: füttern, weil dann verstärke ich die Angst.

00:27:54: Ich weiß nicht, wie du das siehst.

00:27:55: Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht,

00:27:57: dass das in meinen Augen nicht so ganz, was richtig verstanden wird, weil für mich

00:28:02: in solchen Situationen wichtig ist, das Pferd wieder runterzukriegen.

00:28:05: Und wenn ein Pferd sich zum Beispiel

00:28:06: irgendwo fest starrt und in diesem Freeze-Modus drin ist, dann finde ich es

00:28:12: wichtig, das Pferd erst mal überhaupt da rauszubekommen.

00:28:14: Und ich habe noch nie erlebt, dass man

00:28:16: einem Pferd tatsächlich Angst antrainieren kann, indem man die Angst bestärkt.

00:28:21: Ich weiß nicht, vielleicht hast du da andere Erfahrungen gemacht, aber ich finde

00:28:24: das so ein Mythos, von dem ich nicht so viel halte.

00:28:27: Ja, gebe ich dir auf jeden Fall recht,

00:28:29: wobei gerade was das Thema Lob und Bestätigung angeht, dass Timing eben auch

00:28:33: einfach eine große Rolle spielt, was vielen Menschen, glaube ich, schwer fällt.

00:28:37: Das wäre aber jetzt, glaube ich, in dieser Folge ein bisschen zu weit ausgeholt.

00:28:41: Aber grundsätzlich, indem man ein Pferd eben streichelt, während es Angst hat,

00:28:46: dann lohnt man nicht die Angst in dem Sinne.

00:28:49: Dann muss man eben seinen Weg finden: Wie

00:28:51: bekomme ich dieses Pferd aus dieser Angst wieder raus?

00:28:53: Und wenn das für das eine Pferd ist, ruhig zu stehen und es durch Berührung zu

00:28:57: entspannen, dann ist das doch ein super Weg.

00:28:59: Das kann für ein anderes Pferd ein ganz anderer Weg sein.

00:29:02: Manche lösen sich eher über Bewegung, aber

00:29:05: das ist vielleicht auch noch mal ein guter Hinweis, dass es eben nicht diese eine

00:29:08: Lösung gibt bei Angst, sondern dass die Wege ganz individuell aussehen können.

00:29:12: Genau. Ich finde es nur wichtig zu sagen, dass

00:29:15: man da keine Hemmungen haben muss, wenn man das ausprobieren möchte, zum Beispiel,

00:29:19: ob das dem Pferd hilft, dass man nicht die Angst haben muss.

00:29:22: Wenn ich mein Pferd jetzt streichle in

00:29:24: einer Angstsituation, dass ich dann diese Angst bestätige und das Pferd das häufiger

00:29:29: zeigt Ja, das, finde ich, ist ein sehr schönes Schlusswort.

00:29:32: Wir können ja vielleicht noch mal kurz zusammenfassen.

00:29:34: Der Weg aus der Angst ist eben ein sehr individueller.

00:29:38: Der kann für jeden anders aussehen.

00:29:40: Ich denke, wichtig ist, dass man ihn

00:29:41: kleinschrittig gestaltet, sich selber und auch sein Pferd immer wieder lobt

00:29:45: und sich durchaus auch Hilfe holen kann oder muss, je nachdem, wie ausgeprägt es

00:29:50: ist und dass es keine Scham geben sollte, sich diese Hilfe zu holen.

00:29:54: Dann danken wir euch fürs Zuhören.

00:29:56: Wir hoffen, ihr seid auch beim nächsten Mal wieder dabei.

00:29:59: In den Show Notes findet ihr die Kontaktmöglichkeiten zu uns, die Links zu

00:30:02: unseren Webseiten und zu unseren Instagramseiten.

00:30:05: Gebt uns gerne Feedback, wie euch die

00:30:06: Folge gefallen hat und was ihr daraus mitnehmen könntet.

00:30:09: Außerdem freuen wir uns, wenn ihr den

00:30:10: Podcast bewertet und dann hören wir uns hoffentlich beim nächsten Mal..

00:30:14: Tschüss. Tschüss.

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