#38 Malu Abbink von Equipsych über ihre Erfahrung mit Angst

Shownotes

In der heutigen Folge ist Malu Abbink zu Gast. Sie erzählt uns von ihrer persönlichen Erfahrung mit Ängsten beim Reiten, aber auch wie daraus ihre Marke Equipsych entstanden ist, mit der sie schon unzähligen Menschen geholfen hat, ihre Angst am Pferd zu überwinden.

Hier geht es zu Malu/Equipsych: →Zur Website von Malu/EquipsychZum AusreitkursMalu/Equipsych auf Instagram

Die erwähnte Folge zum Thema Angst

Hier kannst du uns gerne folgen und schreiben:

Zu Carinas WebsiteCarina auf InstagramCarina als Autorin auf Instagram

Zu Leas WebsiteLea auf InstagramLea als Assistenz auf Instagram

Hinterlasse dem Podcast gerne eine Bewertung und teile ihn!

Intromusik: →ElephantGreen

Transkript anzeigen

00:00:04: Psycholohü, der Podcast über Pferde und Psychologie.

00:00:07: Wir sind Carina Warnstädt, Pferdegestützer und Hypnose-Coach, mit abgeschlossenem

00:00:12: Psychologiestudium und Autorin.

00:00:13: Und Lea Schneider, Pferdeverhaltens-Trainerin und

00:00:16: Unterstützung für Selbstständige als Virtuelle Assistenz.

00:00:19: Wir nehmen dich mit in unsere Gedanken zu verschiedenen Themen aus dem Bereich

00:00:22: Pferd-Mensch-Beziehung und entspannende Interviews zu den Themen Pferde und

00:00:29: Psychologie.

00:00:31: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Psycholohü.

00:00:33: Heute sind Lea und ich wieder nicht alleine.

00:00:35: Wir haben einen Gast, und zwar geht es heute noch mal tiefer

00:00:39: rein in den Psychologie-Bereich.

00:00:42: Wie immer, stell dich gerne einmal selber vor.

00:00:45: Es ist schön, dass ich heute dabei bin.

00:00:47: Ich bin die Malu, ich bin Psychologin.

00:00:49: Vielleicht kennt ihr auch schon Equipsych, habt ihr schon mal von

00:00:52: meiner Marke gehört.

00:00:54: Genau, ich habe selber eine Geschichte auch mit dem Thema Angst und

00:01:00: ich habe das auch so gesagt, aus meiner Arbeit jetzt, mache das

00:01:05: jetzt hauptberuflich und helfe ganz viele andere Reiter auch

00:01:09: schon seit 2012 mit unterschiedlichen Ängsten und Themen mit dem Pferd.

00:01:15: Und mittlerweile habe ich auch seit jetzt drei Jahren ganz viele Trainer

00:01:20: und Reitcoaches selber ausgebildet.

00:01:22: Also es gibt viele, die mit diesem Problem kämpfen tatsächlich

00:01:26: und es gibt zu wenig Wissen noch aus diesem Fachbereich und das habe ich jetzt

00:01:30: so gesagt, zu meinem Thema gemacht und freue mich

00:01:34: auch, hier dabei zu sein und etwas mehr über dieses schöne Thema und

00:01:39: wichtige Thema auch zu erzählen.

00:01:41: Ja, das ist sehr schön, dass du da noch mal tiefer einsteigen kannst, weil wir

00:01:46: haben selber schon mal eine Folge zu dem Thema Angst gemacht, aber ich glaube, wir

00:01:49: beide haben jetzt tatsächlich für uns persönlich nicht

00:01:53: die krasse Angesterfahrung, die wir irgendwie mal überwunden haben.

00:01:56: Dementsprechend ist das schön, dass du dann noch mal ein dass du

00:02:00: einen anderen Blick drauf hast.

00:02:01: Du hast es gerade schon selber gesagt, du hast auch persönliche

00:02:04: Erfahrungen gehabt mit Ängsten.

00:02:07: Gab es da einen konkreten Auslöser oder wie ist diese Angst entstanden bei dir?

00:02:12: Nein, also da gab es keinen konkreten Auslöser.

00:02:15: Ich hatte nie Angst zum Reiten.

00:02:19: Also ganz normales Reiten auf dem Reitplatz in der Halle war alles gut.

00:02:22: Mit anderen Pferde ins Gelände gehen war auch gut, aber dann hatte ich ein Pferd

00:02:26: gekauft, ein Araber, und mit ihm hatte richtig viel Schiss, ins Gelände zu gehen.

00:02:32: Da war auch im Gelände nicht ohne.

00:02:34: Da muss man auch immer sagen, Angst ist auch nicht immer unberechtigt.

00:02:36: Also wenn ein Pferd natürlich dann sehr schreckhaft ist und steigt und

00:02:42: rückwärtsrennt und sich nicht so nett verhält,

00:02:47: ist es natürlich auch nachvollziehbar, dass dann Ängste entstehen.

00:02:50: Aber ich habe die Ängste viel zu lange schleifen lassen.

00:02:53: Ich habe mich da nicht mit konfrontiert.

00:02:55: Ich bin diesem Thema Ausreiten immer aus dem Weg gegangen und dadurch ist

00:03:01: natürlich die Angst immer schlimmer geworden, auch wenn vielleicht das

00:03:04: Training und die Beziehungen zum Pferd eigentlich besser geworden sind, aber weil

00:03:08: ich es einfach auch nicht mehr versucht habe, weil ich immer Ausreden auch

00:03:11: bedacht habe, einfach nicht auszureiten. Also wenn ich dann...

00:03:15: Es gibt immer mal Leute, die mich gefragt haben im Stall: „Gehst du heute auch mit?

00:03:19: Wir haben schönes Wetter.

00:03:20: " Und dann habe ich immer natürlich irgendwas bedacht, das ich dann gerade

00:03:24: nicht mit konnte, weil ich mir das nicht zugetraut habe, weil ich immer im Kopf

00:03:30: hatte: Okay, der ist immer schwer zu kontrollieren und der

00:03:33: ist einfach nicht zuverlässig.

00:03:35: Der war mal lieb, mal nicht.

00:03:36: Und ich wusste immer nicht, woran es lag.

00:03:39: Und dadurch sind natürlich Ängste entstanden und auch das

00:03:43: bekannte Kopfkino, dass man im Kopf schon alles ausgemalt hat: Was könnte alles

00:03:48: passieren, wenn ich mit diesem Pferd losgehe?

00:03:50: Und was, wenn er das wieder macht?

00:03:51: Das hat er ja schon mal gemacht.

00:03:53: Was, wenn er das jetzt wieder macht?

00:03:54: Und dann auf der Straße und dann passiert ein Unfall.

00:03:57: Man hat das einfach schon alles ausgemalt, was passieren könnte.

00:04:02: Und ich habe mich dann irgendwann eingeredet, dass Ausreiten doch nicht so

00:04:06: unser Ding ist und das muss man doch eigentlich gar nicht.

00:04:09: Das ist ja auch nicht, dass jedes Pferd das braucht und man kann auch auf dem

00:04:13: Reitplatz trainieren und andere Sachen mit dem Pferd machen.

00:04:17: Das habe ich mir selber eingeredet eigentlich, weil ich war eigentlich mit

00:04:21: anderen Pferden immer sehr gerne im Gelände.

00:04:23: Auch wenn ich im Urlaub war, dann war ich immer irgendwo ausreiten.

00:04:26: Deswegen war ich dann natürlich schon auch ein bisschen traurig darüber, dass das

00:04:30: dann nicht so geklappt hat, so wie ich mir das vorgestellt hatte,

00:04:33: als ich das Pferd gekauft habe.

00:04:35: Ja, total verständlich.

00:04:37: Wie lange hat das so in etwa gedauert, bis du dir das selbst eingestanden hast?

00:04:41: Weil das klingt so, als hätte sich das eher über einen etwas längeren

00:04:44: Zeitraum auch entwickelt.

00:04:46: Wenn du sagst, du hast es ja auch länger vermieden, dann klingt das so.

00:04:51: Eingestanden? Ja, dass ich Angst habe, klar.

00:04:52: Aber dass ich gedacht habe, ich muss das jetzt ändern.

00:04:55: Das kam erst ein paar Jahre später, dass ich dachte,

00:05:00: vor allem, als ich dann umgezogen bin und ausgewandert bin nach Deutschland und

00:05:03: eigentlich ein schönes Ausreitgelände hatte, wo ich eigentlich nichts so hatte.

00:05:08: Da war das schon so, dass ich dachte: Mist, jetzt ist das eigentlich echt

00:05:12: schade, weil hier kann man eigentlich wunderbar ausreiten.

00:05:14: Man muss schon so ein bisschen an einer Straße entlang, aber dann hat

00:05:16: man auch wirklich schöne Wegen.

00:05:19: Und dann habe ich mich natürlich schon noch mehr geärgert, dass

00:05:22: das irgendwie nicht ging.

00:05:24: Und dann habe ich auch gedacht, es kann doch eigentlich nicht sein, dass du Leuten

00:05:27: auch mit Ängsten hilfst in deiner Arbeit und dass du das selber

00:05:31: irgendwie nicht so hinbekommst, deine eigene Angst in den Griff

00:05:36: zu bekommen bei diesem Thema.

00:05:38: Weil ansonsten, wie gesagt, auf dem Reitplatz, in der Halle

00:05:41: hatte ich da überhaupt keine Angst.

00:05:42: Ich bin auch mit ihm auf Workshops, Clinics und so weiter, also

00:05:45: Lehrgänge gefahren und das hat er alles mitgemacht und das ging auch so.

00:05:50: Deswegen war das auch so, es war nur in diesem einen Bereich und das hört man

00:05:55: tatsächlich, das höre ich von ganz vielen Reitern.

00:05:57: Es gibt so viele, die Ängste beim Ausreiten haben und teilweise

00:06:01: auch, glaube ich, weil man es nicht lernt.

00:06:03: Man lernt normalerweise nicht, wie man ausreitet zu reiten, vielleicht auf dem

00:06:10: Reitplatz, aber da hört es auch so auf.

00:06:13: Was macht man dann, wenn ein Pferd nicht mehr so gut zu bremsen ist oder was

00:06:18: macht man, wenn ein Traktor kommt und das Pferd hat Angst?

00:06:21: Das war auch immer so ein Ding.

00:06:24: Und ich habe dann tatsächlich gedacht: Ich muss jetzt hier einen Weg

00:06:27: finden, das zu lösen für mich.

00:06:30: Und damit sich dann auch den Kunden, die diese gleichen Ängste haben,

00:06:33: auch weiterhelfen können.

00:06:35: Und dann habe ich sehr viel versucht, was man halt mit Patienten

00:06:38: auch in der Klinik …

00:06:39: Also ich habe in der Zeit auch in der Klinik gearbeitet mit vielen

00:06:42: Angstpatienten, wenn schon die Panikstörungen hatten

00:06:45: und andere Angesterkrankungen.

00:06:47: Und dann haben wir geguckt: Ja, was macht man da so?

00:06:49: Also aus verhaltenstherapeutischer Sicht, wenn man Angst hat:

00:06:53: Wie kann man so stufenweise sich mit der Angst vielleicht konfrontieren?

00:06:56: Welche Entspannungstechniken gibt es da?

00:06:59: Und so weiter und so fort.

00:07:00: Aber ich habe dann immer wieder festgestellt: Ja, es ist schwierig, das

00:07:03: eins zu eins zu übertragen auf Pferd-Mensch-Kombination, weil man hat

00:07:07: auch immer noch mit dem Pferd zu tun.

00:07:10: Und es ist einfach nun mal so, dass das Pferd war auch nicht so

00:07:13: ganz leicht im Gelände.

00:07:15: Das war jetzt nicht tiefenentspannt und super, so ein Verlasspferd.

00:07:20: Es war auch, dass es sich immer wieder aufgeregt hat.

00:07:22: Aber natürlich, weil ich dann mich aufgeregt habe und Angst bekommen habe,

00:07:27: hat das alles verstärkt.

00:07:30: Deswegen war das so ein Teufelskreis, wo ich nicht rausgekommen bin.

00:07:34: Und dann habe ich gedacht, ich muss mich einfach noch viel mehr in die

00:07:37: Pferdepsychologie vertiefen und habe dann verschiedene Fortbildungen gemacht für die

00:07:41: Pferdepsychologie, Pferdekommunikation und mich da mehr vertieft

00:07:47: und auch wieder ausprobiert.

00:07:49: Und irgendwann hatte ich dann so einen Weg gefunden für mich, wo ich sagte: Ja, okay,

00:07:54: so kann ich das, glaube ich, langsam machen.

00:07:55: Und jetzt, es war, glaube ich, auch dieses Schritt, dass ich sagte:

00:07:58: Jetzt will ich das auch. Also ich möchte...

00:07:59: Ich möchte das jetzt lösen.

00:08:00: Ich möchte mit diesem Pferd ausreiten und ich warte jetzt nicht, bis ich ein anderes

00:08:05: Pferd irgendwann habe und dann hoffe ich, dass es dann geht, weil das Pferd ruhiger

00:08:08: ist, sondern ich möchte es einfach mit diesem Pferd lösen und ich möchte

00:08:12: das einfach noch erreichen.

00:08:14: Und ich glaube, das war auch das Allerwichtigste, dass man selber

00:08:17: zu sich selbst sagt: Jetzt ist Schluss.

00:08:20: Jetzt muss ich was machen.

00:08:23: Und ja, dann habe ich, wie gesagt, die Techniken, die funktioniert

00:08:29: haben, auch angewendet.

00:08:30: Ich habe natürlich viel auf Bodenarbeit gemacht, geschaut: Wie kommuniziere

00:08:35: ich am besten mit dem Pferd?

00:08:36: Wie kann ich in jeder Situation Sicherheit vermitteln?

00:08:40: Wie kann ich mich selbst runter regulieren, wenn dann

00:08:43: doch die Angst hochkommt?

00:08:44: Was kann ich tun, wenn vorher das Kopfkino schon angeht und ich diese

00:08:49: negativen Gedanken habe?

00:08:51: Und so habe ich das bei mir gelöst und geübt, also

00:08:55: wirklich in ganz kleine Schritten.

00:08:57: Irgendwann habe ich dann gesagt: So, es gibt hier so eine kleine Runde den Stall,

00:09:01: ich denke, ein Kilometer oder so.

00:09:04: Das kann ich jetzt machen. Ich kenne diesen Weg.

00:09:06: Ich bin den Weg einfach mal zu Fuß gegangen und habe einfach mal geschaut:

00:09:09: Was gibt es denn eigentlich da für Hindernisse und mögliche Sachen, wo mein

00:09:15: Pferd vielleicht extra Hilfe benötigt.

00:09:18: Wo kann ich dann vielleicht sicher absteigen und wieder aufsteigen?

00:09:22: Und dann bin ich einfach jedes Mal nach dem Reiten diese Runde auch geritten.

00:09:28: Und irgendwann war das so: Ach, das gehört einfach jetzt zum Stall.

00:09:32: Es gehört zum Reitplatz fast.

00:09:34: Das ist jetzt so ein Gebiet, wo ich mich sicher fühle mit ihm.

00:09:37: Und dann bin ich immer weitergegangen und habe mich immer wieder mehr konfrontiert

00:09:41: mit schwierigen Situationen, dass ich auch mal sagte: Jetzt gehe ich mal an einer

00:09:44: Straße vorbei, wo immer viele Traktoren sind.

00:09:47: Und notfalls steig ich ab.

00:09:50: Ich habe dann einfach einen Plan bedacht: Wie kann ich das Pferd

00:09:54: schrittweise damit konfrontieren?

00:09:56: Wie kann ich meine Ängste stellen?

00:09:58: Wie kann ich aus diese Komfortzone raus, aber ohne natürlich zu schnell zu gehen.

00:10:04: Weil was viele Angstreiter machen, ist, dass sie dann sagen: Jetzt ist Schluss,

00:10:08: jetzt ist schönes Wetter, jetzt möchte ich das auch.

00:10:10: Und dann: Okay, jetzt mache ich das mal.

00:10:12: Und dann Galopp über das Stoppelfeld ungefähr.

00:10:16: Und dann geht es natürlich schief, weil dann häufig die Panik wieder hochkommt und

00:10:21: sie sich einfach nicht ein bisschen vorbereitet haben da drauf und auch ihr

00:10:24: Pferd nicht vorbereitet haben da drauf.

00:10:26: Und dann läuft es doch nicht so gut.

00:10:27: Das heißt, dann ist der Schritt zu groß.

00:10:30: Und dann kommt meistens danach direkt wieder so ein Rückfall, dass man dann

00:10:33: sagt: Jetzt gehe ich gar nicht mehr.

00:10:35: Man muss schon wissen, wie man sich selbst regulieren kann, wie man diesen Gedanken

00:10:40: auch immer stoppt, damit man einfach nicht in diesen

00:10:43: Teufelskreis kommt von Aufregung und dass das Pferd dann auch so aufgeregt ist

00:10:48: danach und dann auch wirklich was passiert.

00:10:51: Das war so meine Herausforderung, aber ich glaube, ich habe da für mich dann

00:10:56: einen guten Weg gefunden am Ende und das habe ich dann bei den Kunden

00:11:00: natürlich auch so angewendet.

00:11:02: Ja, das klingt auf jeden Fall so und vor allen Dingen richtig gut, dass du dir ja

00:11:05: dann immer quasi Wege aufgemacht hast, positive Erfahrungen zu machen.

00:11:11: Denn das ist ja, glaube ich, das, was du gerade auch beschrieben hast, diese

00:11:14: Gefahr, dass man dann doch wieder eine negative Erfahrung macht und das ja

00:11:17: dann eher wieder die Angst verstärkt.

00:11:19: Die Gefahr ist halt riesig, wenn man das so einfach mal holterdiepolter macht.

00:11:24: Deswegen ist das natürlich klasse, dass du da für dich so

00:11:28: positive Erfahrungen erschaffen konntest.

00:11:30: Ich glaube, da kann man sehr von profitieren, sowohl das Pferd als auch der

00:11:34: Mensch, denn das finde ich sehr gut, dass du da die beiden Parteien

00:11:37: mit einbezogen hast.

00:11:39: Ich glaube, wenn man da nur an dem einen arbeitet, ist es oft schwierig,

00:11:43: da sich das dann doch wieder gegenseitig auch verstärken kann.

00:11:47: Ja, das sehe ich auch so.

00:11:49: Und ich glaube tatsächlich, dass wir häufig uns zu viel aufs Pferd fokussieren.

00:11:54: Das Pferd ist dann ein Problempferd oder schreckhaft oder einfach sehr sensibel.

00:11:59: Ja, Pferd ist vielleicht sensibel, aber das muss nicht bedeuten, dass man

00:12:03: nicht mit dem Pferd irgendwie ausreiten gehen kann.

00:12:06: Und wenn man sich tatsächlich nur aufs Pferd konzentriert und dann …

00:12:09: Ich kenne Leute, die dann ständig so ein Gelassenheitstraining machen.

00:12:12: Dann bauen die dann den ganzen Parcour auf und weiß ich was alles und die Pferden,

00:12:16: die machen das dann irgendwann mit.

00:12:18: Aber im Gelände ist dann die Situation doch wieder ganz anders

00:12:20: und die Reiter können sich dann nicht runter regulieren, weil die fühlen sich

00:12:24: bei diesen Hindernissen vielleicht sicherer auf dem Reitplatz

00:12:28: und wissen jetzt, was sie tun können, wenn ein Regenschirm da irgendwie

00:12:31: auf dem Reitplatz liegt.

00:12:32: Aber sie wissen doch immer nicht so richtig, wie sie sich in jeder Situation

00:12:36: verhalten können und wie sie sich selbst wieder runter regulieren können und auch

00:12:39: klar denken können, weil häufig ist es dann so, dass man dann selber in so eine

00:12:43: leichte Panik verfällt Und dann kann man auch gar nicht mehr so klar denken.

00:12:47: Dann ist das auch das Frontalhirn nicht mehr so richtig zu erreichen, womit man

00:12:49: klar planen kann, klar denken kann, logisch denken kann.

00:12:53: Und dann ist so gesagt, unser Reptilienhirn so gesagt an und

00:12:59: wir frieren ein und können nichts mehr und sitzen da drauf und werden so wirklich

00:13:04: Beifahrer und warten einfach mal ab, was das Pferd macht.

00:13:08: Oder wir werden manchmal auch unsicher und wütend.

00:13:13: Es gibt auch Reiter, die dann auf einmal sehr laut werden, wenn sie dann Angst

00:13:16: haben und versuchen, sich da durchzusetzen mit Kraft und Aggression und

00:13:20: Gewalt, also diesem Kampfmodus.

00:13:23: Das führt dann wieder zur Überforderung.

00:13:26: Das heißt, man muss auch einfach an sich arbeiten und auch verstehen: Was ist das

00:13:31: denn eigentlich für eine Angst, die ich habe?

00:13:33: Weil das ist auch bei allen unterschiedlich.

00:13:35: Nicht alle haben Angst, runterzufallen und sich schwer zu verletzen.

00:13:38: Manchmal haben auch die Reiter nur Angst, dass das Pferd sich irgendwie verletzt.

00:13:42: Oder ist das Pferd in einem Unfall verursacht

00:13:45: und andere irgendwie zu Schaden kommen.

00:13:47: Also die Ursache der Angst und auch die Angst in sich ist bei allen wieder

00:13:52: unterschiedlich und deswegen muss man die erst mal verstehen, bevor man die

00:13:56: Angst auch wirklich auflösen kann.

00:13:58: Und da hilft es nicht nur einfach, mit dem Pferd mal zu üben und mal zu

00:14:02: gucken, ob es besser wird.

00:14:04: Ja, das kann ich mir gut vorstellen.

00:14:05: Also was du jetzt gerade gesagt hast mit den verschiedenen Ängsten.

00:14:08: Ich habe gerade, während du geredet hast, gedacht, ich glaube,

00:14:12: manchmal ist da vielleicht auch noch mal so die Komponente dabei:

00:14:14: Was denken die anderen.

00:14:15: Das hast du, glaube ich, in deiner Geschichte so ein bisschen erzählt.

00:14:19: Oder habe ich rausgehört – ich hoffe, ich habe das nicht falsch interpretiert –, mit

00:14:23: dem, dass sie dich gefragt haben, ob du mitkommst, dass da vielleicht auch

00:14:25: noch so das mit reingespielt hat.

00:14:26: Ich will, ich weiß nicht, keine Schwäche zeigen oder ich

00:14:30: will ja eigentlich auch gut ankommen, gut angenommen werden.

00:14:34: Selbst wenn das bei dir nicht der Fall war, aber ich könnte mir vorstellen, dass

00:14:37: das auch da häufig ein Thema ist und dass das Umfeld da vielleicht auch nicht immer

00:14:42: so positiv einwirkt, dass die Angst wirklich schrittweise angegangen wird.

00:14:50: Man sagt tatsächlich nicht so ganz gerne: Ich habe da Angst, ich

00:14:56: werde jetzt nicht mitkommen.

00:14:58: Und vor allem Die Leute haben mich im Stall schon als irgendwie

00:15:02: eine gute Reiterin gesehen.

00:15:04: Ich habe es dann mal gesagt, ich habe meiner

00:15:07: Reitlehrerin das mal gesagt und die hat auch so:

00:15:10: Du reitest super gut und guck mal, du kannst ja mit dem Pferd hier, hier reitest

00:15:15: du mit Halsring herum und es funktioniert doch, der ist doch brav und

00:15:19: du machst das doch gut mit ihm und du kannst doch reiten.

00:15:23: Und die hat diese Angst irgendwie so gar nicht nachvollziehen können.

00:15:27: Ich glaube, wenn man selber noch so richtig Reitanfänger ist und vielleicht so

00:15:30: einen ganzen unsicheren Sitz auf dem Pferd hat oder so, dann können Reiter das

00:15:33: vielleicht auch nachvollziehen: Okay, du bist vielleicht noch nicht so weit.

00:15:36: Und das ist auch okay, dass sie noch nicht so fühlen.

00:15:39: Aber wenn du schon relativ viel Erfahrung hatte und auch wirklich mit dem Pferd gut

00:15:44: zurecht kamen, sonst, die haben es einfach nicht verstanden und es war natürlich

00:15:48: dann schwierig, auch da Hilfe zu finden.

00:15:50: Und dann ist es natürlich leichter zu sagen: Boah, nein, das mögen wir nicht so.

00:15:54: Das ist nicht unser Ding oder mein Pferd ist glücklicher auf dem Reitplatz und

00:15:57: ist immer nur gestresst im Gelände.

00:15:59: Also das ist dann leichter, natürlich zu sagen: „Es ist wirklich nur meine Angst.

00:16:06: Ja, und ich glaube auch, dass es noch immer teilweise so ein Tabuthema ist,

00:16:10: dass viele es auch nicht so akzeptieren.

00:16:11: Ich habe auch immer wieder Kunden, die sagen: Ja, wenn ich dann das mal laut

00:16:15: gesagt habe, dann kriege ich wieder so Sprüche zu hören, wie: „Dann solltest du

00:16:19: vielleicht gar nicht reiten oder such dann doch ein anderes Hobby oder

00:16:21: verkauft doch dieses Pferd. Das wird eh nichts mit euch.

00:16:24: " Und das ist natürlich dann auch nicht so richtig motivierend.

00:16:28: Und dann ist es natürlich logisch, dass die Leute sich damit zurückziehen und

00:16:32: sagen: Okay, das versuche ich mit mir auszumachen

00:16:34: oder weiterhin so zu vermeiden.

00:16:36: Dann bin ich versucht, das natürlich so, dass anderen das nicht bemerken.

00:16:40: Und ja, da hast du das auch richtig schon gesagt.

00:16:43: Das hat auch häufig damit zu tun: Ich möchte keine Schwäche zeigen,

00:16:46: weil wir häufig auch das gelernt haben, dass das gefährlich ist.

00:16:50: Wenn wir diese Schwäche zeigen, dann kann das vielleicht

00:16:53: ausgenutzt werden von anderen.

00:16:57: Das spielt natürlich auch eine Rolle.

00:17:01: Ja, das fand ich tatsächlich gerade auch noch mal einen guten Punkt, den du gesagt

00:17:03: hast, dass das von außen unverstanden ist.

00:17:08: "Du hast ja doch freiwillig dieses Hobby ausgesucht.

00:17:10: Du hast doch diese Leidenschaft Pferd.

00:17:13: Wie kannst du denn jetzt da Angst vorhaben?

00:17:14: " Aber das ist tatsächlich echt was, was von außen

00:17:19: oft wirklich unverstanden ist, wie man das Hobby Pferd lieben kann und trotzdem Angst

00:17:25: hat und dass es ja dann umso schöner ist oder umso wichtiger, dass man da

00:17:28: einen guten Weg für sich raus findet.

00:17:30: Ja, das ist einfach eine Leidenschaft.

00:17:32: Das Pferd ist kein Sportgerät oder ein Fahrrad, das man austauschen kann.

00:17:37: Man hat sich ein Pferd gekauft und liebt dieses Pferd auch.

00:17:43: Pferden werden häufig so Familienmitglieder, so wie Hunde

00:17:46: und Katzen vielleicht auch.

00:17:48: Und das kann natürlich dann so sein, dass irgendwas passiert und dann

00:17:52: entwickelt sich die Angst.

00:17:53: Die Angst ist nicht immer da, vielleicht.

00:17:55: Und dann will man das Pferd natürlich auch nicht einfach so

00:17:59: abschieben und sagen: Jetzt habe ich Angst bekommen, jetzt liebe ich dich nicht mehr.

00:18:04: Und das ist, glaube ich, was es so schwer macht und vielleicht für auch nicht Reiter

00:18:09: so schwer nachzuverziehen ist: „Warum machst du ein Hobby, was Stress

00:18:13: bedeutet für dich und Angst?

00:18:14: " Man hängt einfach an diesem Pferd.

00:18:21: Rational betrachtet ist das ja vielleicht auch erst mal ein bisschen komisch.

00:18:25: Kann ich auch verstehen, wenn ich jetzt kein Pferd hätte und das nicht verstehen

00:18:29: würde, oder der generell Haustiere, was das bedeutet und was das

00:18:33: einem selber bringen kann.

00:18:34: Ich glaube, ich würde dich wahrscheinlich auch im ersten Moment denken: „Ja es ist

00:18:36: doch irgendwie total widersinnig, dass du dir da jetzt irgendwie noch so Stress

00:18:39: antust und da noch sogar mit Ängsten zu tun hast.

00:18:42: " Ich meine, generell, wir setzen uns auf ein Fluchtier, das

00:18:46: mehrere hundert Kilo wiegt.

00:18:47: Das ist eigentlich nicht so ganz logisch.

00:18:51: Ist eigentlich auch total verrückt.

00:18:53: Manchmal denke ich auch: „Sollen wir überhaupt noch reiten?

00:18:57: Sonsten, wie wir das überhaupt machen?

00:18:58: Aber Und ja, irgendwie haben die Menschen das immer schon irgendwie gemacht.

00:19:04: Das Reiten, das gab es ja gefühlt immer, dass Leuten die Pferden erst mal so

00:19:11: natürlich, als sie kein Auto hatten, natürlich auch benötigt haben, aber

00:19:17: ich glaube, auch viele haben das früher auch schon geliebt.

00:19:20: Und es ist natürlich eigentlich Quatsch, weil Menschen mit Flugangst, zum Beispiel,

00:19:26: sagt man auch nicht: „Ja, dann flieg doch nie in den Urlaub.

00:19:30: Irgendwo hinfahren und schön ist.

00:19:33: In Deutschland kann man auch Urlaub machen" aber das ist dann auch, dass man

00:19:37: sagt: Gut, dann mach doch mal einen Kurs gegen Flugangst, und dann kannst du

00:19:41: vielleicht auch mal nach Spanien fliegen oder so.

00:19:45: Das wäre für mich auch ungefähr das Gleiche.

00:19:48: Klar, natürlich, du musst ja nicht fliegen.

00:19:50: Du kannst ja ein sehr tolles Leben führen, ohne jemals

00:19:56: ein Flugzeug zu betreten, glaube ich.

00:19:59: Geht bestimmt.

00:20:00: Und so ist es auch mit Reiten.

00:20:02: Man kann natürlich ein schönes Leben führen, ohne jemals ausreiten zu gehen.

00:20:06: Man kann ja auch genug Spaß haben mit der Bodenarbeit oder

00:20:10: keine Ahnung, vielleicht nur die Pferden anzuschauen, wenn sie auf der Weide sind.

00:20:15: Aber die Leute haben Wünsche und fühlen sich irgendwie angezogen, doch

00:20:22: irgendwas zu machen, doch mal vielleicht die Welt zu erkunden oder auch mit dem

00:20:26: Pferd die Welt zu erkunden und die Halle mal zu die verlassen.

00:20:31: Ja, das stimmt.

00:20:32: Und ich meine, das ist ja auch wirklich was Schönes.

00:20:35: Und das heißt, hast du denn damals – ich habe das eben

00:20:38: nicht so ganz verstanden – schon selber auch im Reitsport geholfen,

00:20:42: Menschen mit Ängsten?

00:20:44: Oder ist das dann daraus entstanden, dass du gesagt hast: Hey, ich habe jetzt

00:20:47: gemerkt, das klappt ja voll gut, dann will ich das jetzt anderen

00:20:50: beibringen und erklären?

00:20:51: Oder war das zeitgleich?

00:20:54: War das schon so?

00:20:56: Ich habe seit 2012 Reitunterricht gegeben.

00:20:59: Das habe ich so nebenbei gemacht.

00:21:01: Dann war ich noch im letzten Zug mit meinem Psychologiestudium

00:21:05: und das war dann eigentlich schon immer so, dass die ängstlichen Schüler immer bei

00:21:09: mir gelandet sind, einfach weil man Psychologie studiert hat.

00:21:13: Aber klar hatte ich dann natürlich mit meine

00:21:19: eigenen Ängste vielleicht auch zu kämpfen und ich hatte da nicht mit zu kämpfen,

00:21:22: weil ich habe einfach das nicht gemacht.

00:21:24: Wenn man es vermeidet, hat man auch keine Angst.

00:21:27: Und dann macht man andere Dinge mit dem Pferd und ich habe die Reiter dann

00:21:31: natürlich trotzdem weitergeholfen.

00:21:33: Aber natürlich war das Thema Ausreiten, ist auf jeden Fall mein

00:21:37: Lieblingsthema beim Reiten.

00:21:39: Und auch im Coaching ist das mein Lieblingsthema.

00:21:41: Und ich glaube, ich ziehe auch immer wieder viele Kunden an, die genau dieses

00:21:46: Thema haben, weil ich selber natürlich davon betroffen war

00:21:50: und das für mich gelöst habe.

00:21:52: Also das ist schon so, dass es danach natürlich, also als ich das dann gelöst

00:21:56: habe, dass es dann halt noch besser geworden ist, mehr geworden ist und

00:22:00: dann auch, ja, ich habe dann immer mehr Kunden geholfen.

00:22:05: In Corona-Zeiten habe ich dann festgestellt, man kann das auch als

00:22:09: Onlinekurs oder so was anbieten und die Leute auch online weiterhelfen.

00:22:14: Also mentale Blockaden lassen sich auch lösen im Gespräch.

00:22:17: Da muss man nicht immer am Pferd direkt arbeiten und man kann super

00:22:21: viel über Videoanalysen machen.

00:22:23: Wenn man so einen Eindruck hat, wie die Leute mit dem Pferd umgehen, wie sie

00:22:26: reiten oder wie sie auch Bodenarbeit machen, dann kann man auch sämtliche

00:22:29: Aufgaben mitgeben und das filmen lassen.

00:22:32: Das funktionierte eigentlich auch super gut online und dann hatte ich natürlich

00:22:36: viel mehr Zugang auch zu einer viel größeren Gruppe an Reitern, als

00:22:41: nur die immer in der Nähe waren bei mir.

00:22:44: Und so ist das eigentlich dann gelaufen, dass ich dann gesagt habe: So,

00:22:47: jetzt kann ich viel mehr Menschen helfen.

00:22:49: Ich habe dann auch mit Instagram angefangen und wurde dann immer bekannter.

00:22:55: Und dann gab es natürlich auch immer viele Anfragen von Reitlehrern und

00:23:00: Pferdetrainern und Pferdeverhaltens-Trainer,

00:23:03: die dann gesagt haben: Ich habe auch immer genau dieses Thema.

00:23:06: Eigentlich ist das Pferd ganz toll und ich komme auch mit dem Pferd zurecht.

00:23:11: Ich kriege das auch hin, aber die Besitzer haben weiterhin Ängste und trauen sich

00:23:15: Sachen nicht zu und üben auch zwischendurch nicht, weil sie

00:23:19: nur reiten, wenn ich da bin.

00:23:21: Und wie kann ich das dann lösen? Was kann ich dann sagen?

00:23:23: Weil irgendwie komme ich da nicht weiter.

00:23:25: Und Was machst du dann genau mit denen?

00:23:27: Und dann ist die Idee entstanden, als ich dann auch mal so ein bisschen reingeschaut

00:23:32: habe: Ja, was lernen die Reitlehrer eigentlich in der Ausbildung?

00:23:34: Ja, nichts über die Psychologie des Reiters.

00:23:37: Also gar nichts.

00:23:39: Und eigentlich auch nicht über die Pferdepsychologie in der Regel.

00:23:42: Und deswegen habe ich dann gedacht: Ja, das sollte es eigentlich schon geben, weil

00:23:46: das so ein wichtiges Thema ist, wenn man mit so einem

00:23:49: großen Tier arbeitet, das auch so empfindlich ist auf unseren emotionalen

00:23:55: Zustand, also wie wir uns fühlen.

00:23:58: Die Pferden, die spüren alles.

00:24:00: Und deswegen ist es super wichtig, dass wir uns Reiter gut regulieren können

00:24:04: und dass wir unsere Ängste und unsere Grenzen kennen und dass wir wissen, wie

00:24:09: wir uns verhalten können, auch in verschiedene Situationen mit dem Pferd.

00:24:14: Und dann habe ich gesagt: Das ist so wichtig, da muss ich...

00:24:17: Mache eine Fortbildung draus.

00:24:18: Und aus Fortbildung ist dann eine ganze Ausbildung entstanden für

00:24:22: Pferdetrainer, aber auch für Reiter, die selber Ängste haben.

00:24:25: Sie können auch selber dann sagen: Ich löse meine eigene Ängste damit.

00:24:29: Ich werde meinen dem eigenen Coach am Ende und kann danach vielleicht

00:24:32: auch noch anderen helfen.

00:24:34: Und so hat sich das immer weiterentwickelt und mittlerweile

00:24:40: wird die Marke einfach immer größer, haben wir immer mehr ausgebildete Coaches, die

00:24:44: auch anderen Reitern helfen, häufig auch das Thema Ausreiten tatsächlich.

00:24:48: Das kommt sehr, sehr häufig vor, aber natürlich auch andere Sachen.

00:24:52: Und ich glaube, das ist einfach ein sehr wichtiges Thema und ich

00:24:56: freue mich, dass einfach mehr Reiter jetzt auch offen geworden sind, sich mit sich

00:25:01: selbst zu befassen und auch zu versuchen, der beste Partner für ihr Pferd zu

00:25:06: werden, aber auch auf mentaler Ebene.

00:25:10: Du hast ja jetzt Erfahrung mit, weiß ich nicht, wie vielen Menschen gesammelt.

00:25:15: Das Thema Angst ist ja auch irgendwie ein sehr diffuses Thema.

00:25:19: Vielleicht kannst du einmal erzählen, wie sich bei vielen Leuten oder auch bei dir

00:25:24: selber die Angst überhaupt gezeigt hat und warum Angst so ein hartnäckiges Thema

00:25:29: ist, dass es immer wieder hochkommt.

00:25:32: Also Angst zeigt sich natürlich so auf verschiedene Ebene, also

00:25:35: auf körperliche Ebene.

00:25:37: Dann kennt man dieses Herzrasen.

00:25:39: Man kann nicht so gut mehr atmen, also das wird einem schwer und

00:25:43: man fängt an zu zittern.

00:25:45: Also diese weichen Knien, wenn man dann vom Pferd runterspringt und denkt: Oh,

00:25:49: habe ich es gerade mal überlebt? Schwitzen und so weiter.

00:25:53: Das spürt man schon im Körper, diese Muskelanspannung, die man dann hat.

00:25:57: Das sind so meistens die Beschwerden oder auch die Bauchschmerzen, die man schon

00:26:00: hat, wenn man in den Stall fährt.

00:26:02: Was die Leute bemerken, was sie unangenehm finden und was sie

00:26:05: auch versuchen zu vermeiden.

00:26:07: Dann gibt es diese kognitive Ebene, was im Kopf dann abspielt.

00:26:11: Das sind diese Katastrophen-Gedanken, was alles passieren könnte Diese Bilder, die

00:26:16: man vielleicht auch im Kopf hat, das Kopfkino, so gesagt.

00:26:19: Auch diese negativen Gedanken über einen selbst, Glaubenssätze, die man über sich

00:26:25: selbst hat, über sein Können, vielleicht auch als Reiter.

00:26:27: Man sagt: Ich bin aber keine gute Reiterin oder Ich schaffe das

00:26:30: alles nicht, und so was.

00:26:33: Und dann auch so diese Verhaltensebene, dass man wirklich eine Panikattacke

00:26:38: bekommt, manchmal sogar, oder dass man anfängt, Ausreden zu bedenken,

00:26:42: Dinge nicht zu machen.

00:26:44: Also es gibt viele Angstreiter, die nur Bodenarbeit machen.

00:26:51: Ich habe auch viele Bodenarbeitstrainer immer in der Ausbildung, weil sie sagen:

00:26:55: Ja, die Leute, die zu mir kommen, die trauen sich fast nicht mehr zu reiten, und

00:26:58: die reden sich selbst manchmal auch ein, dass sie auch nicht mehr reiten wollen.

00:27:01: Aber am Ende stellt sich dann doch heraus, dass sie eigentlich gerne

00:27:04: auch wieder reiten würden.

00:27:06: Aber sie trauen sich das nicht mehr und sie suchen irgendwie andere Wege und

00:27:09: Möglichkeiten, was mit dem Pferd zu machen und landen dann bei mir.

00:27:14: Aber die Ängste sind irgendwie trotzdem da und irgendwann werden die so schlimm sein,

00:27:17: dass die Ängste auch am Boden da sind.

00:27:20: Ich habe so viele, die auch sich am Boden nicht sicher fühlen mit dem Pferd

00:27:24: und sich manchmal gar nicht mehr trauen, das Pferd von der Weide zu holen.

00:27:28: Es wird häufig immer schlimmer, wenn man die Angst ignoriert und wenn

00:27:32: man so tut, das wäre nichts.

00:27:34: Das heißt, man muss schon auf diese drei Ebene vielleicht immer mal

00:27:37: wieder reinhören bei sich.

00:27:38: Habe ich vielleicht diese Symptome auch?

00:27:40: Und klar, Angst kommt immer mal hoch.

00:27:42: Das ist eine ganz normale Reaktion.

00:27:44: Ganz normale Emotionen, wie auch Wut, Traurigkeit, Freude.

00:27:47: Das gehört zu uns.

00:27:49: Und das ist völlig normal, wenn wir unsere Komfortzone verlassen und irgendwas Neues

00:27:53: machen, dass wir so eine Angst auch haben.

00:27:57: Und das ist auch natürlich, wenn wir mit Fluchttieren arbeiten, da passiert immer

00:28:01: mal was, dass das Herz mal rast und dass wir immer kurz eine Angstreaktion haben.

00:28:07: Völlig normal. Es gehört dazu.

00:28:08: Es geht aber darum: Wie geht man damit um?

00:28:11: Also wird die Angst immer größer und nimmt immer mehr Raum ein und lässt man sich

00:28:15: immer weiter einschränken von der Angst.

00:28:18: Oder sagt man: Okay, ich hatte da Angst.

00:28:21: Ja, ist so, aber jetzt heute ist wieder eine andere Situation.

00:28:25: Ich weiß, was ich tun kann, wenn das noch mal passiert und ich fühle mich da sicher.

00:28:29: Also darum geht es auch häufig.

00:28:33: Ja, ich glaube, das ist total wichtig, dass

00:28:37: man das für sich hinter diesem Weg rausfindet.

00:28:39: Und gerade weil das ja tendenziell eher schlimmer wird, wenn man es

00:28:43: vermeidet, als dass es besser wird.

00:28:45: Du hast vorhin schon mal gesagt, du hast ja auch für dich selber viele Techniken

00:28:49: ausprobiert, aus der kognitiven Verhaltenstherapie und

00:28:52: auch Entspannungstechniken.

00:28:54: Hast du denn da was, wo du sagst, das kann man für sich mal selber ausprobieren, dass

00:28:58: man einfach irgendwie was in der Hand hat, wo man ganz einfach mal selber einsteigen

00:29:03: kann und sagen kann, da ist irgendwie eine Möglichkeit für mich selber, mich runter

00:29:08: zu regulieren oder zu erkennen, was da bei mir passiert, dass ich das

00:29:11: durchbrechen kann oder so?

00:29:14: Ich glaube, das häufig passiert, ist, dass wir nicht im Hier und Jetzt sind.

00:29:19: Wir sehen den Traktor vielleicht in der Ferne schon und wir ahnen schon: Jetzt

00:29:24: wird gleich das und das und das passieren.

00:29:26: Und wir sind schon in diesem Film drin.

00:29:29: Und die Pferde sind aber im Hier und Jetzt.

00:29:31: Sie denken nicht darüber nach, was passiert, wenn gleich das und das ist.

00:29:35: Das tun die nicht.

00:29:36: Ich glaube, das ist immer gut, dass man sich selbst wieder im Hier und Jetzt

00:29:41: zurückholen kann.

00:29:43: Und manchmal hilft es dann auch, einfach mal so laut Stopp zu sagen

00:29:46: und zu sagen: Okay, jetzt fokussiere ich meine Aufmerksamkeit wieder

00:29:50: auf, was ist jetzt gerade?

00:29:51: Was spüre ich jetzt?

00:29:53: Was macht mein Pferd gerade?

00:29:54: Wie geht es? Wie groß sind die Bewegungen?

00:29:56: Was macht es mit dem Kopf?

00:29:58: Wie atmet es? Also Was sehe ich mich herum?

00:30:02: Was kann ich sehen, hören, riechen?

00:30:04: Dass man wirklich sagt: Ich bin wieder im Hier und Jetzt und ich schaue jetzt, wie

00:30:08: ich die Situation in kleine Schritte oder das Problem in kleine Schritte lösen kann.

00:30:12: Kann ich irgendwie ausweichen?

00:30:13: Kann ich irgendwie absteigen?

00:30:15: Was soll ich jetzt machen?

00:30:16: Dass man wieder in dieses Denken kommt, dass man nicht in diese

00:30:21: Panik verfällt und sagt: Oh, gut, Schluss.

00:30:25: Nur noch Panik und gleich wird es losgehen und passiert was Schlimmes, aber dass

00:30:29: man sagt, sich wieder zurückholt.

00:30:30: Und dann reicht's manchmal tatsächlich, ganz laut Stopp zu rufen und sage: Jetzt

00:30:35: bin ich wieder, und dann hast du das Gehirn wieder so Impuls bekommen, so,

00:30:38: jetzt kann ich meine Aufmerksamkeit wieder auf was anderes lenken.

00:30:43: Ja, super.

00:30:44: Das ist ja auch wirklich was, was man tatsächlich einfach umsetzen kann.

00:30:46: Das heißt also, einmal sich selber quasi stoppen und wieder ins Hier und Jetzt

00:30:50: zurückholen und dann versuchen, das rational statt emotional zu betrachten

00:30:55: und kleinschrittlich auch vorzugehen.

00:30:56: Habe ich das jetzt richtig verstanden?

00:30:58: Ja.

00:30:59: Ja, super.

00:31:01: Und es ist natürlich so, wie mehr Wissen man hat zum Thema Pferdeverhalten und wie

00:31:07: sicherer man auch ist als Reiter, dass man einen guten Sitz hat zum Beispiel, wie

00:31:12: bessere Strategien man auch hat, in verschiedenen Situationen

00:31:15: gut zu reagieren.

00:31:16: Das heißt, das ist auch wichtig, dass man sich da natürlich weiter fortbildet.

00:31:20: Und das gibt auch Sicherheit.

00:31:23: Ja, das stimmt auf jeden Fall.

00:31:26: Wir haben jetzt eigentlich schon so einen super Punkt gefunden, Um

00:31:29: das Ganze abzuschließen.

00:31:31: Ich möchte dir aber gerne, bevor du noch unsere drei Abschlussfragen bekommst, die

00:31:36: jeder Gast hier bekommt, noch die Chance geben, wenn du möchtest,

00:31:40: noch etwas zu sagen, was dir wichtig ist.

00:31:42: Wenn wir alles abgedeckt haben, super, aber vielleicht gibt es noch etwas, was

00:31:46: dir wichtig ist, was du noch sagen möchtest, was wir

00:31:48: jetzt nicht gefragt haben.

00:31:50: Ich glaube, wir Reite sollten mehr auch in uns selbst investieren, in unsere

00:31:55: Selbstfürsorge, und nicht immer alles ins Pferd stecken.

00:31:59: Das Pferd bekommt immer das Beste vom Besten und wir essen am Ende des Tages

00:32:03: irgendwie Nudeln mit Ketchup und schmeißen ...

00:32:06: Rein, wenn wir Kopfschmerzen haben, aber gehen nicht zum Arzt.

00:32:09: Das ist noch ungefähr, ne? Ich glaube, alle kennen solche Reiter.

00:32:13: Und ich glaube, wir sollen wirklich bei uns selbst anfangen,

00:32:18: weil am Ende des Tages ist man dann eigentlich ein besserer Partner für das

00:32:22: Pferd, weil die Pferden bemerken einfach, wenn es uns nicht gut geht.

00:32:26: Ich glaube, wir sollen uns mehr investieren in uns, das Reiter,

00:32:33: und vielleicht manchmal so ein bisschen weniger in Schabracken oder so.

00:32:37: Ja, das ist tatsächlich auch immer wieder,

00:32:42: haben schon einige Gäste gesagt, Achtet auch mal auf euch selbst.

00:32:46: Sorgt nicht nur für eure Pferde, sondern auch für euch.

00:32:49: Ich glaube, das ist echt ein Thema, was immer wieder kommt.

00:32:53: Ja, wunderbar.

00:32:53: Dann würde ich sagen, gehen wir zu unseren drei Fragen.

00:32:56: Die erste wäre nämlich, was dir persönlich im Alltag hilft, runterzufahren.

00:33:01: Womit nimmst du dir deine Auszeiten?

00:33:04: Ich wohne an einem traumhaften Ort und bin auch sehr gerne einfach

00:33:08: draußen und tue mal gar nichts.

00:33:11: Einfach mal sitzen und einfach mal nichts tun.

00:33:15: Das ist, was viele Menschen nicht gönnen.

00:33:17: Viele schauen dann auch direkt aufs Handy, weil sie Panik bekommen, dass sie keinen

00:33:20: Input haben, aber einfach mal wahrnehmen, was passiert.

00:33:25: Einfach mal hören, was man alles hört an Vögeln und Geräuschen.

00:33:30: Und ich gehe auch gerne mit dem Hund mal raus.

00:33:33: Das sind so Dinge, die ich gerne tue, einfach mal runterzufahren.

00:33:39: Ja, sehr schön.

00:33:41: Das kann ich auch gut verstehen.

00:33:42: Ich glaube, die Natur bringt einem da sehr viel Ruhe.

00:33:45: Ja, dann kommen wir auch schon zur zweiten Frage.

00:33:48: Wir nehmen mal wieder an einem Montag auf.

00:33:51: Von daher ist die Frage: Was war denn das Schönste an deiner letzten Woche?

00:33:56: Meine letzte Woche?

00:33:58: Muss ich jetzt überlegen.

00:34:00: Ich bin letzte Woche zurückgekommen aus Portugal.

00:34:02: Das war eigentlich gar nicht so schön, dass ich zurückgekommen bin.

00:34:06: Ich wäre da noch ein bisschen geblieben, weil mein letzter Tag am Montag in

00:34:10: Portugal war richtig schön noch.

00:34:12: Das hat mir sehr, sehr gefahren.

00:34:15: Da habe ich auch sehr viel reiten.

00:34:16: Ich glaube, das war das Schönste, noch das Reiten.

00:34:21: Ja, gut.

00:34:23: Dann hast du unsere letzte Frage im Grunde schon ein bisschen beantwortet, aber ich

00:34:28: stelle sie trotzdem noch mal: Was wäre denn dein Wunsch für die Pferdewelt?

00:34:31: Was möchtest du allen Pferdemenschen mitgeben?

00:34:35: Ja, da kann ich mir noch mal wiederholen.

00:34:39: Also investiert auch in euch selbst, in eure Entwicklung, in eure Selbstbesorge,

00:34:45: damit man auch wirklich für das Pferd da sein kann

00:34:51: und nicht nur in so einem Hamsterrad gefangen ist und alles gibt, fürs

00:34:55: Pferd und selber kaputt geht.

00:34:57: Das ist ein sehr schöner Abschlusssatz und im Grunde auch das, was wir hier

00:34:59: auch immer und immer wieder sagen.

00:35:01: Von daher passt das super gut.

00:35:04: Ich würde sagen, alle Infos zu dir und zu deinem Angebot werden wir

00:35:08: wieder in die Show Notes packen.

00:35:09: Das heißt, wenn jetzt jemand Interesse daran hat, mehr zu erfahren, was du

00:35:13: machst, was du anbietest, mit dir Kontakt aufnehmen möchte, dann kann er oder sie

00:35:17: gerne in den Show Notes schauen und da direkt zu deinen Kanälen kommen.

00:35:22: Und ja, dann war das eine sehr, sehr schöne und informative

00:35:26: Folge, würde ich sagen.

00:35:27: Und ich bedanke mich einfach sehr dir, dass du dir die Zeit genommen hast und

00:35:32: hier so offen mit uns gesprochen hast.

00:35:34: Ja, sehr gerne. Hat mich sehr gefreut, dabei zu sein.

00:35:37: Ja, super.

00:35:39: Auch von mir noch einmal danke und dann bis zum nächsten Mal.

00:35:44: Tschüss.

00:35:46: Danke fürs Zuhören bei dieser Folge von Psycholohü.

00:35:50: Wenn sie dir gefallen hat, hinterlass uns doch eine positive Bewertung

00:35:53: und teile die Folge.

00:35:55: Wir freuen uns über Feedback, Themenwünsche und deine

00:35:57: Gedanken zum Thema.

00:35:58: Du findest Carina auf Instagram unter @Begegnung_Pferd und @carinaWarnstaedt.

00:36:02: Autorin.

00:36:02: Und Lea unter „LeaSchneider_Pferdetraining und „virtuelleAssistenz_Lea.

00:36:07: Alle Links findest du auch in den Show Notes.

00:36:10: Folge dem Podcast auf der Plattform deiner Wahl und aktiviere die Benachrichtigung,

00:36:14: keine weitere Folge zu verpassen.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.