#29 Ida über die Entscheidung, sich von ihrem Pferd zu trennen
Shownotes
Ida wünscht sich von ganzen Herzen ein eigenes Pferd, spart lange und schafft es mit Hilfe ihrer Eltern sich diesen Wunsch zu erfüllen. Doch wird der Traum zum Albtraum? Was die Entscheidung für ihr Pferd mit ihr und mit ihrerer Familie macht und warum sie ihre Stute letzendlich abgibt, davon erzählt uns Ida in dieser Folge.
Wichtiger Hinweis, falls es dir nicht gut geht: Die Telefonseelsorge bietet anonym, kostenlos und rund um die Uhr Unterstützung unter den Nummern 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222. Dort gibt es auch die Möglichkeit, sich per Chat oder E-Mail beraten zu lassen. Die Adresse hierzu lautet www.telefonseelsorge.de
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00:00:00: Ein kurzer Hinweis, bevor es losgeht.
00:00:02: In dieser Folge sprechen wir unter anderem über die Themen Angststörung,
00:00:06: Depression und auch Suizid.
00:00:08: Sollte es dir damit nicht gut gehen, hör sie dir bitte nicht oder
00:00:10: nur besonders achtsam an.
00:00:12: Hinweise für Unterstützung findest du außerdem in den Show Notes.
00:00:20: Psycholohü, der Podcast über Pferde und Psychologie.
00:00:24: Wir sind Carina Warnstädt, Pferdegestützer und Hypnose-Coach mit abgeschlossenem
00:00:28: Psychologiestudium und Autorin
00:00:29: und Lea Schneider, Pferdeverhaltenstrainerin und
00:00:32: Unterstützung für Selbstständige als virtuelle Assistenz.
00:00:35: Wir nehmen dich mit in unsere Gedanken zu verschiedenen Themen aus dem Bereich
00:00:38: Pferd-Mensch-Beziehung und entspannende Interviews zu den Themen
00:00:41: Pferde und Psychologie.
00:00:48: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Psycholohü.
00:00:52: Auch heute sind Lea und ich nicht allein.
00:00:54: Wir haben eine Gästin dabei.
00:00:56: Das ist Ida.
00:00:57: Ida, magst du dich einmal selbst vorstellen?
00:00:59: Hallo, ich bin Ida, ich bin 20 Jahre alt und ich fange gerade tatsächlich
00:01:05: mein Studium in Pferdemanagement an.
00:01:10: Ja, cool.
00:01:10: Das heißt, du hast ein eigenes Pferd gehabt?
00:01:14: Ja.
00:01:14: Hast du aktuell Kontakt zu Pferden, außerhalb des Studiums, quasi?
00:01:19: Ja, ich habe, nachdem ich mein Pferd verkauft habe, irgendwann
00:01:23: wieder angefangen zu reiten.
00:01:24: Ich gebe jetzt auch Reitunterricht und muss auch, damit ich das Studium anfangen
00:01:27: kann, vorher ein einjähriges Praktikum auf einem Reiter hoch machen.
00:01:32: Okay, ja, spannend.
00:01:34: Und wie bist du zu den Pferden insgesamt gekommen?
00:01:38: Das kann ich mich so gar nicht daran erinnern, ehrlich gesagt.
00:01:41: Ich war einfach ganz klein und ich wohne auf dem Dorf und dann
00:01:44: stand ich irgendwie jedes Mal an jeder Pferdewiese und dann haben meine Eltern
00:01:48: mich einfach auf das Pferd vom Nachbarn gesetzt oder von Freunden oder so.
00:01:52: Und dann durfte ich irgendwann anfangen, auch selber reiten zu lernen.
00:01:56: Okay, also quasi damit aufgewachsen und Nicht mehr aufgehört,
00:02:02: so wie die meisten von uns wahrscheinlich.
00:02:05: Und du hast jetzt gerade schon erzählt, dass du dein Pferd abgegeben hast.
00:02:10: Magst du uns einmal erzählen, was das für ein Pferd war, wie lange du das hattest
00:02:14: und wie es dann auch dazu kam, dass du es abgeben musstest?
00:02:18: Ja, also ich habe meine Stute 2018 gekauft, im Mai ungefähr.
00:02:25: Genau, ich wollte einfach seitdem ich klein war immer schon ein Pferd haben und
00:02:29: irgendwann haben meine Eltern dann tatsächlich nachgegeben.
00:02:30: Wir haben ganz lange drüber geredet, ob das auch wirklich geht und so.
00:02:34: Genau, dann hatte ich sie bis Mitte April 2020 und da musste ich
00:02:44: sie tatsächlich abgeben. Es war eine Hannoveranerstute.
00:02:46: Als ich sie gekauft habe, war sie zwölf, konnte noch nicht super viel.
00:02:49: Die war irgendwie nur als Beistellpferd und ab und zu mal für so
00:02:51: einen Ausritt oder so.
00:02:53: Genau, mit der habe ich dann so ein bisschen besser reiten gelernt,
00:02:55: mit Einzelunterricht und so weiter.
00:02:59: Okay.
00:03:00: Und das heißt, du hast sie zwei Jahre lang gehabt und in der Zeit warst du
00:03:04: vermutlich dann noch Schülerin? Genau.
00:03:06: Ich bin zur Schule gegangen in der Zeit und war dann nachmittags am Stall.
00:03:10: Meine Eltern haben mir das Gott sei Dank finanziert und ich musste nicht arbeiten.
00:03:14: Also ich habe mir tatsächlich das Pferd selber gekauft,
00:03:16: den Kaufpreis von dem Geld, was ich mir seitdem ich klein war, angespart habe,
00:03:20: aber die weiteren Kosten haben zum Glück meine Eltern getragen.
00:03:24: Ja, das klingt jetzt erst mal alles total gut.
00:03:29: Du hast dann das Pferd bekommen und das klingt jetzt erst mal, als wäre das
00:03:34: alles sehr schön und harmonisch gelaufen.
00:03:37: Wie kam es dann dazu, dass das vielleicht doch nicht so gut ausging für dich jetzt?
00:03:44: Dass wir so ein Pferd gekauft haben, war eine relativ große Entscheidung, weil wir
00:03:48: jetzt nicht super viel Geld haben und wir haben uns das am Anfang ein bisschen
00:03:52: einfacher vorgestellt, glaube ich, vom Geld her.
00:03:55: Meine Eltern haben mit Pferden gar nichts am Hut und es kam nur von mir aus.
00:03:58: Ich war da 14, als ich sie gekauft habe.
00:04:03: Man hat dann mit der Zeit gemerkt, dass es doch sehr teuer ist,
00:04:08: also nicht super teuer.
00:04:10: Wir hatten jetzt nicht super große Geldproblemen, aber dann kam immer die
00:04:13: Frage auf: Ich habe noch einen kleinen Bruder, der möchte auch mal
00:04:15: teure Dinge haben und der musste immer ein bisschen zurückstecken, einfach weil
00:04:19: wir einfach Geld fürs Pferd zur Seite legen mussten.
00:04:22: Und da gab es dann immer schon so ein bisschen Reibereien, dass meine Eltern
00:04:25: nicht so super glücklich damit waren.
00:04:27: Und ich habe ja vorhin erwähnt, mein Pferd konnte noch nicht so super viel
00:04:31: und ich habe mit der viel vom Boden aus angefangen zu arbeiten.
00:04:33: Ich konnte mir einfach kein besseres Pferd leisten.
00:04:37: Da muss dann einfach so viel Arbeit reingesteckt werden.
00:04:39: Aber weil meine Eltern das nicht so ganz verstanden haben, kam dann auch oft der
00:04:43: Satz: Ja, dann hättest du einfach deine Reitbeteiligung behalten können.
00:04:46: Mit der hast du auch nicht so viel gemacht und dann musst du mir jetzt kein Pferd
00:04:49: kaufen für viel Geld, wenn du eh nicht reitest oder so.
00:04:53: Und da gab es dann schon ein paar Reibereien.
00:04:55: Und wie gesagt, das mit dem Geld war im Hintergrund immer ein
00:04:58: bisschen so ein Ding.
00:04:59: Ich habe das jetzt nicht super mitgekriegt.
00:05:00: Ich war ja noch nicht so alt.
00:05:02: Genau, und dann wollten wir 2019 schon in den Urlaub, in den Sommerferien.
00:05:08: Und zwei Tage vorher sollte noch mal der Schmied kommen und mein Pferd hatte schon
00:05:11: relativ lockere Eisen und es war ein Glück, dass die überhaupt
00:05:14: noch dran geblieben sind.
00:05:16: Und dann kam der Schmied und mein Pferd wollte er nicht mehr machen auf einmal.
00:05:21: Und dann stand er da und hat gesagt: Nein, ich nehme dein Pferd nicht mehr, weil ich
00:05:25: mich vorher mal mit ihm und einer anderen Huforthopädin oder keiner Ahnung
00:05:29: was über Duplos unterhalten habe.
00:05:32: Und er meinte: Ich habe mich ja woanders umgeguckt.
00:05:34: Das wäre so hinterfotzig von mir.
00:05:36: Genau, das hat er tatsächlich so gesagt und dass er mein Pferd jetzt
00:05:39: nicht mehr machen möchte.
00:05:40: Und dann hat er mich da stehen gelassen.
00:05:42: Ich habe meine Eltern angerufen und wusste nicht, was ich machen soll.
00:05:44: Die sind zum Stall gekommen und meine Mutter hat sich dann noch ziemlich
00:05:47: mit dem angelegt, mit dem Schmied.
00:05:48: Und der sitzt halt am längeren Hebel und hat weiter gesagt: Macht er nicht.
00:05:53: Das Geld von uns braucht er nicht so dringend.
00:05:55: Und dann hatten wir keinen Schmied für das Pferd.
00:05:57: Es war ein bisschen stressig.
00:05:59: Wir sind trotzdem in den Urlaub gefahren, wir können ja nichts machen und meine
00:06:02: Freundin hat sich dann mein Pferd gekümmert.
00:06:04: Einfach ein bisschen Schonprogramm, vorsichtig, dass die Hufeisen
00:06:07: dranbleiben und keine Ahnung.
00:06:08: Und wir haben halt leider irgendwie anderthalb Wochen im Urlaub
00:06:10: damit verbracht, jeden Tag ganz Deutschland gefühlt abzutelefonieren
00:06:14: und einen Schmied zu suchen.
00:06:16: Oh Gott.
00:06:17: Ja, und der Urlaub war sehr stressig.
00:06:19: Meiner Familie ging es gar nicht gut.
00:06:22: Wir haben uns viel gestritten.
00:06:23: Ich habe auch schon lange mit psychischen Problemen zu kämpfen, meine Mutter auch.
00:06:28: Und das hat sich gegeneinander ausgespielt, dass meine Mutter irgendwann
00:06:32: nur noch weinend morgens aufgestanden ist und gesagt hat, sie bringt sich sie
00:06:35: um, sie kann das alles nicht mehr.
00:06:37: Und dann habe ich einfach im Urlaub entschieden, dass das nicht mehr geht und
00:06:41: habe einfach, auch noch hinter ihrem Rücken,
00:06:44: eine Verkaufsanzeige auf ehorses gestellt und gesagt, ich muss dieses Pferd
00:06:47: verkaufen, weil das geht nicht mehr.
00:06:49: Es war immer schon schwierig in der Familie und das hat
00:06:53: einfach das Fass zum Überlaufen gebracht und ab da ging es dann
00:06:57: einfach gar nicht mehr.
00:06:58: Und ich habe gesagt, ich muss da jetzt einen Schlussstrich ziehen, sonst
00:07:01: bricht meine Familie komplett auseinander und das ging einfach nicht.
00:07:05: Und dann habe ich mit 15 damals die Entscheidung getroffen, dass ich
00:07:08: dieses Pferd wieder abgeben muss.
00:07:10: Krass.
00:07:12: Das ist ja echt schon heftig, wenn man sich das überlegt, dass im
00:07:16: Grunde der ausschlaggebende Punkt dann dieses Erlebnis mit dem Schmied war, der
00:07:20: sich da dann alles hochgeschaukelt hat.
00:07:23: Wahnsinn.
00:07:25: Ja, das tut mir unheimlich leid.
00:07:27: Das kann ich mir sehr gut vorstellen, wie das …
00:07:31: Also ich glaube, keiner kann sich das im Detail vorstellen, aber zumindest
00:07:34: ansatzweise kann ich mir vorstellen, was das bedeutet, wenn man dann noch in dem
00:07:38: Alter so eine Entscheidung treffen muss.
00:07:39: Also großen Respekt, dass du das dann auch gemacht hast.
00:07:44: Und das war ja im Grunde ein sehr schneller
00:07:47: Entscheidungsprozess bis zu dem Moment, wo du gesagt hast, ich muss sie verkaufen.
00:07:53: Wie ging es ab da weiter?
00:07:56: Es hat sehr lange gedauert, sie zu verkaufen tatsächlich, einfach weil die
00:08:00: sie auch bei mir jetzt in dem einen Jahr, die ich sie bis dahin
00:08:04: hatte, noch nicht super viel konnte.
00:08:05: Sie war auch schon ein bisschen älter.
00:08:08: Und dann muss man erst mal schauen, dass man ein Freizeitpferd, so vermarktet, dass
00:08:13: ich auch das Gefühl habe, dass sie an jemanden kommt, der trotzdem genug
00:08:15: Ahnung hat, mit ihr umzugehen.
00:08:18: Sie war einfach vom Charakter eine sehr stutige Stute, nicht so vom Verhalten.
00:08:24: Sie war jetzt nicht zickig.
00:08:25: Die war eigentlich super toll als erstes eigenes Pferd, aber
00:08:28: die hat einfach einen eigenen Charakter gehabt, ganz deutlich beim
00:08:32: Reiten und bei der Arbeit.
00:08:33: Man musste die schon auf seiner Seite haben, damit sie überhaupt mitarbeitet.
00:08:36: Und ich wollte auch jemanden, der das versteht und der damit arbeiten kann
00:08:40: und sie dann nicht einfach weitergegeben wird, nur weil man dann nicht mehr mit ihr
00:08:45: arbeiten kann, weil es nicht so klappt, wie man das sich vorgestellt hat.
00:08:49: Genau, und dann kam über die Zeit …
00:08:52: Ich glaube, im Juli habe ich die Verkaufsanzeige reingestellt und wie
00:08:55: gesagt, sie ist erst im April abgeholt worden.
00:08:59: Es kamen viele Anfragen.
00:09:01: Es waren, glaube ich, aber am Ende nur drei oder vier Leute da, die sie
00:09:05: sich wirklich angeguckt haben.
00:09:07: Es war eine relativ lange Reise von Leuten, die sich zu viel vorgestellt haben
00:09:13: von diesem Pferd und dann einfach enttäuscht wieder weggegangen sind oder
00:09:16: Leute, die ein Freizeitpferd gesucht haben und die aber gar keine Ahnung hatten, wo
00:09:19: ich daneben stand und mir dachte: Da war irgendwie ein kleines Mädel, die war so
00:09:23: alt wie ich damals, als ich sie gekriegt habe,
00:09:25: und die hat aber ihre Mutter so einen Quatsch erzählt und ich habe mir gedacht:
00:09:28: Das kannst du nicht ernst meinen.
00:09:30: Also entweder weißt du nicht, wovon du redest oder du versuchst, deiner Mutter
00:09:32: das einfach doll einzureden und ihr habt keine Ahnung, aber da wollte
00:09:36: ich sie auch nicht hinhaben.
00:09:37: Und dann ist, ich glaube Anfang März haben wir ihre neue Besitzerin kennengelernt.
00:09:46: Die hatte damals auch noch ein Pferd, das sie verkaufen wollte.
00:09:49: Das war ein ehemaliges Rennpferd, mit dem sie nicht mehr klarkam, der einfach super
00:09:54: wild war und vor dem sie einfach Angst gekriegt hat.
00:09:56: Und dann hat sie es mit meinem Pferd ausprobiert und mein Pferd war einfach
00:09:59: irgendwann nach diesen zwei Jahren, die sie hatte, das beste Freizeitpferd.
00:10:03: Also ich bin sehr stolz darauf, wie entspannt die war und wie ruhig die war
00:10:06: und was man alles mit der machen konnte grundsätzlich.
00:10:09: Ja, und das hat dann einfach perfekt gepasst und wir haben festgemacht, sie
00:10:12: bekommt die, wenn sie ihr Pferd verkauft hat und das hat sich dann halt einfach
00:10:15: noch ein bisschen gezogen, bis ihr Pferd dann weg war und meins einziehen konnte.
00:10:20: Ja, also es war ein sehr, sehr langer Prozess zwischen Ich sage, ich verkaufe
00:10:24: sie und sie ist dann auch wirklich weg.
00:10:27: War dann wahrscheinlich auch gar nicht so einfach dann noch weiter sie zu versorgen
00:10:32: und sich mit ihr zu beschäftigen, oder wenn du eigentlich schon den Entschluss
00:10:36: getroffen hast, sie muss gehen und dann ist sie doch noch
00:10:39: Dreivvierteljahr oder wie lange es jetzt war da und du hast die
00:10:42: Verantwortung weiterhin, oder?
00:10:44: Ja, mental war das wirklich sehr, sehr anstrengend.
00:10:47: Ich hatte sie super gerne und zwischendurch an so Tagen konnte man das
00:10:52: ganz gut verdrängen und dann habe ich einfach keine Anfragen auf dem
00:10:54: Handy gehabt, keinen Anruf gehabt.
00:10:57: Und dann habe ich mein Leben irgendwie so weitergelebt und habe Das ist so
00:10:59: ein bisschen verdrängt in der Zeit.
00:11:02: Aber dann, weiß ich nicht, in der Schule konnte ich ja nicht ans Handy gehen und da
00:11:05: musste ich nachmittags immer Kunden, also potenzielle Käufer oder so,
00:11:11: zurückrufen, die mich angerufen haben oder antworten auf irgendwelche E-Mails
00:11:16: oder so, weil meine Eltern einfach dieses Pferd nicht kannten, sich nicht auskanten
00:11:19: und ich das dann mit 15 machen musste.
00:11:22: Und mental war das wirklich ziemlich großer Druck, dass mich jedes Mal jemand
00:11:26: anruft und mich nach meinem Pferd fragt, dass ich ja eigentlich so nicht abgeben
00:11:29: möchte, weil es lag ja definitiv nicht am Pferd und das war einfach
00:11:33: super schwierig, die zu vermarkten und die wirklich wegzugeben dann in dem Moment.
00:11:41: War da in der Zeit jemals der Gedanke da: Ach, vielleicht soll es ja doch nicht
00:11:45: so sein, vielleicht muss ich sie ja …
00:11:46: Oder kann ich sie dann doch behalten?
00:11:48: Oder hast du das immer geschafft, ganz objektiv zu sehen, sage ich mal?
00:11:53: Ja, der Wunsch, dass ich sie behalten kann und dass das doch schon irgendwie geht,
00:11:57: war immer da, aber die Situation in meiner Familie war halt auch konstant da.
00:12:02: Und dieser Stress und dieser Streit um dieses Pferd.
00:12:04: Und das hat das so ausgeglichen.
00:12:05: Also immer, wenn ich am Stall war, dachte ich mir: Ich kann dieses
00:12:08: Pferd nicht abgeben.
00:12:08: Und immer, wenn ich zu Hause war, habe ich mir gedacht: Ich muss dieses Pferd so
00:12:11: dringend abgeben, weil das geht nicht mehr.
00:12:13: Das war so Das war ein ziemlich großer Zwiespalt von zwei Gefühlen,
00:12:17: die sich da getroffen haben.
00:12:20: Ja, das glaube ich.
00:12:21: Und das heißt aber auch, dass in der ganzen Zeit du immer Stress zu Hause
00:12:25: hattest über den ganzen Verkaufszeitraum, sozusagen.
00:12:28: Ja, also dann ging es auch darum, dass mal Leute vorbeikommen und dass ich das ja
00:12:32: nicht alleine machen kann, als 15-Jährige da irgendwelche fremden
00:12:35: Leute auf den Hof einzuladen und dass meine Eltern immer dabei sein mussten und
00:12:39: dass ich Zeit haben musste nach der Schule.
00:12:42: Und dann war auch noch das Problem mit dem Hufschmied, dass wir irgendwie einen
00:12:45: trotzdem auffinden mussten und wir hatten dann einen, mit dem haben
00:12:48: wir dann auch vereinbart.
00:12:49: Der meinte, er hat überhaupt keine Kapazität eigentlich für uns.
00:12:53: Aber wir haben gesagt, wir verkaufen dieses Pferd, aber es muss Hufeisen
00:12:56: behalten, weil es geht nicht ohne da, wo mein Pferd stand.
00:13:00: Und dann hat er uns immer mal ab und zu zwischengeschoben.
00:13:03: Ich musste dann ab und zu mal Schule schwänzen, damit ich irgendwie hin
00:13:07: kann und mit dem Schmied mein Pferd machen kann, weil die war auch
00:13:10: nicht so super einfach. Ich konnte nicht jedem in die Hand geben.
00:13:13: Die musste auch sediert werden dafür, weil die ein bisschen schwierig war.
00:13:18: Ja, und das war irgendwie, keine Ahnung, ich habe mich
00:13:21: gefühlt wie so ein Pferdehändler, der die ganze Zeit von seinem Bürojob, also
00:13:27: Schule, zum Stall und irgendwas macht und Leuten dieses Pferd gut verkaufen muss,
00:13:31: damit irgendwann irgendwer dieses Pferd auch nimmt, weil ich
00:13:36: hatte jetzt nicht super dollen Zeitdruck, weil es wäre ja auch weitergegangen,
00:13:40: so mit dem Stress grundsätzlich.
00:13:42: Aber irgendwann musste die ja trotzdem weg und man kann ja jetzt nicht
00:13:47: jedem erzählen, dass sein Pferd gar nicht so toll ist, weil man
00:13:50: will es nicht abgeben.
00:13:51: Also irgendwann muss ja was passieren, damit sich was ändert.
00:13:55: Ja, klar. Das ist total schwierig.
00:13:58: Und ich denke mir auch dieser Druck, dass man auch die richtige
00:14:01: Person finden möchte, ist ja dann auch noch mal das, was es wahrscheinlich
00:14:05: noch schwieriger macht.
00:14:05: Ich kann ja mal sagen, ich habe tatsächlich auch schon ein Pferd verkaufen
00:14:10: müssen und mich dazu entschieden, mein Pferd zu verkaufen und kenne zumindest den
00:14:14: Part sehr gut, dass man da eben das Pferd vielleicht auf der einen Seite, ich sage
00:14:20: mal, schnell verkaufen möchte, weil die Situation das einfach hergibt,
00:14:25: aber auf der anderen Seite natürlich das Beste zu Hause für das Pferd finden will.
00:14:28: Und von daher kann ich mir zumindest das gut vorstellen, dass das sehr hart war.
00:14:33: Ja.
00:14:35: Wie war denn dann die Zeit nach dem Abschied?
00:14:38: Du hast dann ein gutes Zuhause gefunden, hast dich wohl mit der
00:14:41: Entscheidung gefühlt.
00:14:43: Und ist dann erst mal in der Familie alles wirklich so ruhiger geworden,
00:14:47: wie du dir das vorgestellt hast?
00:14:50: Es wurde generell sehr, sehr ruhig.
00:14:53: Also an dem Tag, wo wir sie verkauft haben, das war der 14.
00:14:55: 3, das weiß ich tatsächlich noch, einfach weil ich weiß nicht, ob
00:14:59: man die sich daran erinnert.
00:15:00: Der 16. 3.
00:15:02: War der Tag, an dem der Corona-Lockdown begonnen hat.
00:15:05: Das heißt, ich habe sie mit weggebracht.
00:15:07: Sie wurde abgeholt, wir sind hinterher gefahren, ich habe mich noch verabschiedet
00:15:10: von ihr und dann war ich ganz alleine.
00:15:14: Man durfte nicht mehr rausgehen.
00:15:16: Ich habe mich auch tatsächlich erst mal relativ lange in meinem Zimmer so
00:15:19: eingesperrt, weil ich keinen sehen wollte.
00:15:21: Ich habe die ganze Nacht geweint, die ganze Autofahrt geweint.
00:15:25: Und dann war ich tatsächlich sehr lange auch alleine mit den Gedanken und
00:15:28: hatte niemanden, der mich zu lenken.
00:15:30: Die Situation in der Familie war angespannt.
00:15:33: Ich glaube, meine Eltern haben sich auch ein Teil schuldig gefühlt, dass
00:15:36: es mir dann so schlecht ging.
00:15:39: Dann war ich einfach wirklich ein bisschen
00:15:42: isoliert, einfach weil alle sich gerade ein bisschen Abstand gegeben haben
00:15:46: und weil es so ein bisschen schwierig war.
00:15:49: Und ich habe dann tatsächlich sehr lange gebraucht, da so ein bisschen
00:15:52: drüber hinwegzukommen.
00:15:53: Und wie gesagt, ich war einfach super alleine in der Zeit und das hat es
00:15:57: einfach wirklich schwierig gemacht.
00:15:58: Ich glaube, sonst wäre Das ist auch nicht ganz so schlimm geworden.
00:16:00: Ich hatte auch Freunde, mit denen ich vor dem
00:16:04: Lockdown viel gemacht habe und irgendwann, als es dann wieder lauf war, habe ich mich
00:16:07: mit denen dann auch irgendwann wieder getroffen für so ein
00:16:10: bisschen und dann ging es mir auch wieder ein bisschen besser, weil
00:16:12: man sich ablenken kann.
00:16:14: Aber wenn man dann den ganzen Tag allein in seinem Zimmer sitzt,
00:16:18: nicht weiß, wie es weitergeht.
00:16:19: Und dann hat man sein Handy noch voller Bilder und wenn man durchs Internet
00:16:23: scrollt, ist auch noch alles voller Pferdevideos und keine Ahnung, weil ich da
00:16:27: ja bis zu dem Zeitpunkt wirklich ganz doll und intensiv nachgeguckt habe und es war
00:16:32: alles super interessant und hat mir super viel Spaß gemacht und dann halt
00:16:34: ab dem Zeitpunkt gar nicht mehr.
00:16:35: Und ich wollte nicht mehr an mein Handy gehen.
00:16:38: Ich wollte nicht mehr irgendwelche Leute sehen, weil ich habe alle meine Freunde
00:16:41: irgendwie an dem Stall gehabt, wo ich sie stehen hatte.
00:16:43: Ich habe auch voltigiert zu der Zeit.
00:16:45: Das war auch am gleichen Stall.
00:16:47: Und mein ganzes Leben hat sich nur diesen Stall und nur mit den Leuten da abgefunden
00:16:52: und dann habe ich mich halt einfach erst mal eine Zeit lang wirklich
00:16:54: ganz stark isoliert.
00:16:57: Gut, das hat mir dann tatsächlich in der Schule ein bisschen geholfen, weil dann
00:17:00: habe ich mich einfach damit abgelenkt, dass ich den ganzen Tag gelernt habe,
00:17:03: weil ich dann auch irgendwann meine Abschlussprüfung
00:17:06: hatte in der zehnten Klasse.
00:17:09: Ja, Wahnsinn.
00:17:10: Also das ist ja wirklich alles einmal quasi weggebrochen.
00:17:12: Die sozialen Kontakte im Stall, das Pferd und dann noch zusätzlich
00:17:18: das restliche Leben sozusagen durch den Lockdown, also alles, was
00:17:21: man außerhalb machen konnte.
00:17:23: Hast du denn da irgendwas gefunden, wo du dich trotzdem mit beschäftigen konntest,
00:17:29: was dir dann gutgetan Jahren hat?
00:17:31: Ich glaube, tatsächlich nicht so richtig.
00:17:34: Ich weiß gar nicht mehr, was ich in der Zeit so viel gemacht habe.
00:17:38: Ich weiß, dass ich ganz viel mein Handy aussortiert habe.
00:17:41: Ich habe zwei Instagram-Kanäle, eins fürs Pferd immer schon gehabt
00:17:45: und eins für mich privat.
00:17:47: Und dann habe ich einfach den fürs Pferd ganz weit weggeschoben und alles, was auf
00:17:51: meinem privaten Account mit Pferden zu tun hatte, irgendwie weggemacht und habe mir
00:17:55: versucht, irgendwelche neuen Themen zu suchen, mit denen ich
00:17:58: mich beschäftigen kann.
00:17:58: Ich habe dann irgendwie Ich fang, irgendwelche Rezepte von TikTok
00:18:02: aufzuschreiben, weil ich dann ein Kochbuch daraus machen wollte.
00:18:04: Oder keine Ahnung.
00:18:05: Ich habe mir irgendwelche Dinge gesucht und wie gesagt, dass Schule
00:18:09: dann weiterging und wir viel Material zum Lernen gekriegt haben.
00:18:13: War ganz gut und dann habe ich einfach die Abschlussarbeiten in Mathe von den
00:18:17: letzten, ich weiß gar nicht, sieben Jahren oder so durchgerechnet.
00:18:20: Hat sich auch ausgezahlt.
00:18:22: Ich hatte am Ende in Mathe eine Eins, aber …
00:18:25: Na immerhin.
00:18:27: Ja, aber das war das Einzige, wo man sich dann so ein bisschen ablenken konnte,
00:18:30: was anderes halt nicht wirklich ging.
00:18:33: Ja, verstehe ich gut.
00:18:35: Und das ist jetzt über zwei Jahre …
00:18:38: Nein, sogar schon 2020, über vier Jahre.
00:18:40: Wie geht es dir heute damit?
00:18:44: Ich würde sagen, das ist immer noch ein sehr schwieriges Thema.
00:18:47: Auch jetzt beim Reden fällt es mir sehr, sehr schwer, drüber zu sprechen.
00:18:51: Ich bin erstaunt, dass ich noch nicht geweint habe dabei tatsächlich.
00:18:55: Solange schaffe ich es normalerweise nicht.
00:18:58: Es hat sich sehr doll eingebrannt, dass in der Familie so ein großes Loch entstanden
00:19:03: ist und das hat sich tatsächlich auch einfach nie wieder gefüllt, dieses Loch.
00:19:08: Es ist nie wieder richtig gut gewesen.
00:19:11: Ich habe mit meiner Mutter immer noch ein sehr, sehr schlechtes Verhältnis.
00:19:14: Also zwischendurch geht es, aber genau dieses Thema ist für uns
00:19:18: beiden ein bisschen schwierig.
00:19:19: Sie fühlt sich schuldig, möchte aber die Schuld nicht so ganz übernehmen.
00:19:22: Ich schiebe die Schuld vielleicht noch sehr doll auf sie
00:19:25: und nicht auf die grundsätzliche Situation und wie es so gewesen ist.
00:19:29: Und Genau, mit meinem Vater und mit meinem Bruder komme ich noch ganz gut zurecht,
00:19:34: aber irgendwie ist der Stress seitdem jetzt nicht
00:19:39: weggegangen in der Familie und das ist immer noch relativ schwierig.
00:19:42: Auch dieses Thema Pferde ist sehr schwierig.
00:19:44: Ich habe mich danach erst mal ganz lange von Pferden distanziert.
00:19:48: Ich habe auch kurz nach dem Verkauf …
00:19:51: Also bestimmt ein Jahr lang konnte ich kein Pferd sehen, ohne dass
00:19:53: ich danach geweint habe.
00:19:54: Und ich bin ja dann irgendwann wieder angefangen zu reiten im Schulbetrieb.
00:19:58: Da habe ich auch jedes Mal, wenn ich wieder gekommen Ich bin geweint und
00:20:00: gesagt, ich liebe diesen Sport, aber ich finde es ganz schwierig, mental zu
00:20:05: verarbeiten, dass ich habe ein eigenes Pferd und darf jeden Tag komme und
00:20:09: wann ich will und machen, was ich will.
00:20:11: Und das ist so meine Bezugsperson.
00:20:14: Das war meine beste Freundin dieses Pferd und dann gehe ich in den Schulbetrieb und
00:20:17: ich kriege, keine Ahnung, irgendeinen Pony zugeteilt, reite einmal die Woche in der
00:20:21: Gruppe von sieben Kindern wieder, weil ich wollte jetzt auch nicht direkt
00:20:25: wieder eine Reitbeteiligung haben.
00:20:26: Ich wollte nicht das Gefühl, mich ersetze dieses Pferd
00:20:29: direkt, aber ich wollte den Sport nicht aufhören und es war ganz
00:20:32: lange, ganz, ganz schwierig.
00:20:34: Genau, dann ging das so ein bisschen weiter und besser mit Pferden.
00:20:40: Dann war ich auch wieder öfter am Stall.
00:20:42: Da, wo ich reite, ist auch Ferienbetrieb.
00:20:44: Da war ich dann auch ab und zu wieder Betreuer und das hat sich so ein bisschen
00:20:47: wieder gefügt, dass ich einfach wieder neue Stallfreunde gefunden habe.
00:20:50: Die alten sind dann tatsächlich ein bisschen weggebrochen vom alten Stall,
00:20:53: weil damit kann ich auch bis heute nichts zu tun haben.
00:20:55: Ich war da auch, seitdem ich meine Sachen geholt habe, nie wieder.
00:20:58: Ich habe mich auch aus dem Volti-Team verabschiedet, in dem ich war, einfach
00:21:02: weil ich nicht an diesen Stall gehen kann.
00:21:05: Es geht einfach nicht mehr.
00:21:09: Deswegen habe ich jetzt einfach neue Freunde.
00:21:10: Ich habe dann angefangen, für den neuen Reitverein, den neuen
00:21:15: Reithof, einfach die Schulpferde so ein bisschen mitzureiten.
00:21:17: Aber auch jedes Mal, wenn ich da ein Pferd geritten bin, was am Ende irgendwie
00:21:20: verkauft wurde – ich wusste das von Anfang an, das heißt, ich reite die bis sie
00:21:24: verkauft ist, weil die weiter trainiert werden sollen und die
00:21:29: Schul dass sie sich nicht so an die binden sollen oder das Pferd bis dahin eine
00:21:34: feste Bezugsperson haben soll oder so.
00:21:35: Ich wusste, dass sie verkauft werden jedes Mal, aber jedes Mal, wenn ich gesehen
00:21:39: habe, wie ein Pferd im Anhänger vom Hof fährt, das ist immer noch super schwierig,
00:21:42: auch wenn ich zu den Pferden gar nicht so eine enge Bindung hatte, auch wenn
00:21:45: man mit denen viel gearbeitet hat.
00:21:46: Aber es war mehr die Situation, die einen da irgendwie zurückgeführt hat an früher
00:21:51: und nicht, dass ich jetzt so traurig war, dass ein Pferd verkauft wird, weil
00:21:55: das ist normal und das wusste ich.
00:21:56: Aber genau, dieses Pferd im Anhänger ist irgendwie so ein Bild,
00:22:00: was ich nicht sehen kann.
00:22:02: Ja klar, da kommen die ganzen Erinnerungen wieder hoch, kann ich total verstehen.
00:22:06: Aber irgendwann ist ja dann der Zeitpunkt gekommen, wo du gesagt hast, ich möchte
00:22:11: sogar beruflich mit den Pferden arbeiten.
00:22:15: Das sieht ja jetzt erst mal ein bisschen konträr zu dem aus, was
00:22:18: du gerade erzählt hast.
00:22:20: Wie ist es dazu gekommen und vielleicht auch, was hat deine
00:22:23: Familie dann dazu gesagt?
00:22:25: Dass ich was mit Pferden machen möchte, war eigentlich immer schon klar.
00:22:28: Seitdem ich klein bin, ich wollte Reitunterricht geben.
00:22:30: Ich wollte Pferdewirtin werden ganz lange, weil ich nicht wusste, dass
00:22:34: es diesen Studiengang gibt.
00:22:36: Und deswegen kam auch so ein bisschen die Idee von meinen Eltern, weil sie gesagt
00:22:38: haben, auch ohne Ausbildung als Pferdewirtin, man verdient nicht viel, ist
00:22:42: körperlich sehr anstrengend.
00:22:43: Und dann kam so ein bisschen die Idee: Ja, wenn du jetzt ein eigenes Pferd hast,
00:22:47: dann hast du ja was zum Kümmern.
00:22:48: Und das war auch noch so ein bisschen die Idee dahinter, dass ich dann diesen
00:22:52: Berufswunsch so ein bisschen weglasse.
00:22:54: Der ist aber nie weggegangen.
00:22:55: Also mein Plan ist dann irgendwann, von der Pferdeflegerin zu
00:22:59: Bereiterin gegangen, einfach weil mir der Sport so viel Spaß macht und weil ich dann
00:23:03: so viel mit meinem Pferd selber ausgebildet habe, würde ich mal sagen.
00:23:06: Also ist ein bisschen übertrieben, aber einfach die Arbeit mit Pferden
00:23:10: mir so viel Spaß gemacht hat.
00:23:12: Genau, und dann hatte ich irgendwann die Phase, als ich
00:23:16: im letzten Jahr vor dem Abi war.
00:23:18: Und da habe ich dann noch mal einfach mit dem ganzen
00:23:23: Schulstress-Abschlussarbeiten und da ist mir das auch mit dem Schulbetrieb und mit
00:23:27: den Pferden wieder über den Kopf gewachsen.
00:23:28: Und dann kam noch mal so ein ganz großer Rückschritt, weil es mir vom
00:23:33: Stresslevel einfach so schlecht ging, dass auch andere Sachen wieder nach vorne
00:23:38: gekommen sind und mich belastet haben.
00:23:39: Und dann habe ich einfach, ich glaube, ein Dreivierteljahr oder so
00:23:42: komplett wieder aufgehört zu reiten.
00:23:45: Ich bin einfach vom Hof weggeblieben.
00:23:46: Ich habe tatsächlich auch nie mehr mal Bescheid gesagt.
00:23:49: Ich war einfach von allem auf den anderen Tag nicht mehr da
00:23:53: und habe mich so distanziert und habe in der Zeit auch irgendwann angefangen,
00:23:57: ins Fitnessstudio zu gehen und habe mir dann eingebildet, dass das dann mein neuer
00:24:01: Traumberuf ist, im Fitnessstudio arbeiten.
00:24:02: Und ich war dann auch zu Bewerbungsgesprächen für
00:24:05: duale Studiengänge und so was.
00:24:08: Und dann war ich bei einem Bewerbungsgespräch und der Mann, der das
00:24:11: gemacht hat, war super nett und hat mich dann gefragt, was ich mir denn
00:24:14: vorstelle, was ich da so tue.
00:24:15: Und ich habe ihm dann erzählt: Man hilft ja Leuten und man trainiert
00:24:18: Leute und keine Ahnung was.
00:24:19: Und er meinte: „Nein, das machst du hier alles nicht.
00:24:22: Man steht an der Rezeption, man weist Leute ein und man macht mit denen
00:24:25: Verträge." Aber sonst hätte ich da einfach arbeitstechnisch
00:24:30: nicht so viel zu tun gehabt.
00:24:31: Und dann habe ich gedacht, das kann es nicht sein.
00:24:33: Das habe ich mir ganz anders vorgestellt.
00:24:34: Ich möchte später was arbeiten, wo ich was machen muss, wo ich mich bewege
00:24:38: wirklich und nicht, wo ich rumstehe und Leuten dabei zugucke.
00:24:42: Und da kam dann irgendwann wieder der Schalter, dass ich gedacht habe: Nein,
00:24:45: mich interessiert einfach mein ganz Leben lang nur Pferde.
00:24:49: Ich habe mir jetzt versucht, ein bisschen einzureden, was anderes zu machen,
00:24:53: aber es geht einfach nicht.
00:24:54: Und dann habe ich jemanden kennengelernt, der auch Pferdemanagement studiert hat
00:24:58: und dann habe ich den Studiengang entdeckt und dachte mir, das ist
00:25:01: genau das, was ich machen möchte.
00:25:03: Das ist genau die Themen, die mich interessieren, wo man dann
00:25:06: später mit arbeiten kann. Das wäre auch ein Bürojob am Ende.
00:25:10: Ich muss nicht unbedingt irgendwann für immer körperlich arbeiten und
00:25:15: Ich habe gedacht, das ist super.
00:25:16: Und wenn es mit den Pferden irgendwann doch nicht klappt, dann ist es trotzdem
00:25:19: Management, was man im Endeffekt macht und damit kann ich auch sonst wo hingehen.
00:25:23: Genau, dann habe ich mich doch noch umentschieden und habe ganz lieb bei dem
00:25:27: Hof, wo ich dann einfach weggegangen bin, gefragt, ob ich nicht da ein Praktikum
00:25:29: darf, damit ich das Studium anfangen kann danach.
00:25:34: Und die haben mich auch ganz lieb wieder zurückgenommen.
00:25:35: Also die kannten auch meine Situation mit meinem Pferd und mit
00:25:38: dem Stress mit dem Abi.
00:25:39: Und die waren einfach alle super lieb zu mir und haben mich einfach
00:25:41: wieder aufgenommen.
00:25:42: Und dann, als ich meinen Eltern davon erzählt habe, dass ich jetzt
00:25:46: meine ganzen Bewerbungsgespräche für irgendwelche Fitnesssachen abgesagt habe
00:25:49: und ein Praktikum mache und was andere studiere, war …
00:25:52: Also mein Vater hat sich gefreut und er meinte: „Dann brauchst du jetzt ein
00:25:55: Auto, wenn du mal zum Praktikum musst.
00:25:57: Und der fand das ganz cool.
00:25:58: Meine Mutter war ein bisschen schockiert, weil ich mich schon
00:26:03: wieder umentschieden habe.
00:26:06: In ihren Augen weiß ich noch nicht, was ich will und
00:26:10: entscheide mich einfach ständig und gucke, dass ich in meinem gewohnten Umgebungsfeld
00:26:14: bleibe, weil sie der Meinung ist, ich will nur nicht was in die Fitnessrichtung
00:26:17: machen, weil ich dann irgendwo hin müsste, wo ich mich noch nicht auskenne.
00:26:21: Und ich glaube, sie wollte das einfach nicht so wahrhaben, dass ich doch noch
00:26:24: immer was mit Pferden machen möchte, obwohl sie mich jetzt schon seit Jahren
00:26:25: da versucht hat, von abzubringen.
00:26:28: Aber ich glaube, jetzt hat sie sich damit abgebunden, dass das ein Studiengang ist
00:26:31: und dass das auch in Ordnung ist und nicht nur eine Ausbildung.
00:26:34: Also einfach, weil das für sie nicht das Richtige gewesen wäre.
00:26:38: Ich habe trotzdem vor und nach meinem Studium vielleicht noch eine Ausbildung
00:26:42: zum Bereiter zu machen, einfach weil mich das eigentlich noch
00:26:45: mehr interessiert, aber ich möchte einfach irgendwas Festes haben, wo ich später
00:26:49: weiter damit arbeiten kann, auch im Büro oder so, wenn es
00:26:50: körperlich nicht mehr geht.
00:26:55: Ich finde, das klingt nach einem sehr gut durchdachten Plan, ehrlich gesagt.
00:26:58: Also gar nicht so, als hättest du dir das jetzt so spontan überlegt oder so.
00:27:02: Nein, es hat auch lange gedauert, die Überlegung, aber für meine Eltern kam es
00:27:05: sehr spontan, weil ich einfach nichts davon gesagt habe, weil ich nicht
00:27:09: irgendwie wieder mit diesem Pferdethema anfangen wollte und
00:27:12: dann nach zwei Wochen doch nicht mehr sicher war, weil es mental
00:27:15: nicht geht oder keine Ahnung.
00:27:17: Und dann war es für die sehr plötzlich.
00:27:19: Für mich war es sehr lange durchdacht und ich habe auch schon ganz viele Telefonate
00:27:22: in der Zeit geführt mit der Uni und mit dem Praktikumsbetrieb, wo ich dann
00:27:26: am Ende war, wie wir das machen.
00:27:28: Und dann habe ich es erst meinen Eltern gesagt.
00:27:29: Deswegen war es die halt wirklich sehr, sehr plötzlich.
00:27:32: Ja, verstehe ich.
00:27:34: Hattest du denn in diesem gesamten Zeitraum, von dem wir jetzt gesprochen
00:27:38: haben, auch irgendwie mal therapeutische oder sonstige Unterstützung?
00:27:41: Du hast es vorhin mal angerissen, dass du psychisch auch eh schon Probleme hattest.
00:27:46: Ich weiß nicht, inwiefern du davon erzählen möchtest.
00:27:49: Oder hast du dich da komplett alleine durch gebissen?
00:27:52: Nein, also ich war ganz am Anfang, kurz nachdem das mit meinem Pferd war, hat
00:27:58: meine Mutter mich schon mal zu aus einer Jugendberaterin geführt.
00:28:02: Die war aber, glaube ich, nicht wirklich Therapeutin, sondern mehr so für …
00:28:06: Ich weiß auch nicht, aber auf jeden Fall war die, glaube ich, keine
00:28:07: gelernte Therapeutin.
00:28:09: Die war auch super lieb und die hat mich auch gut verstanden.
00:28:11: Da bin ich dann irgendwann nicht mehr hingegangen, weil es dann darum ging, Dass
00:28:15: meine Mutter mal mitkommt und dass wir mal zusammen über die Situation sprechen und
00:28:18: meine Mutter dann meinte: Nein, jetzt wenn Leute behaupten, sie wäre daran schuld und
00:28:23: das stimmt ja nicht, die reden mir Dinge ein oder ich erzähle denen einfach
00:28:26: Quatsch, dann durfte ich da nicht mehr hingehen und dann war es 2022.
00:28:33: Mein Tag war mir wirklich an einem ganz, ganz dollen Tiefpunkt.
00:28:37: Das war dann auch in der Phase, wo ich nicht geritten bin oder wieder aufgehört
00:28:43: habe zwischendurch mit dem Reiten.
00:28:46: Da ging es mir wirklich sehr schlecht und dann haben meine Eltern tatsächlich einen
00:28:50: Abschiedsbrief von mir gefunden oder so was in der Art.
00:28:53: Ich habe so Tagebuch darüber geführt und dann haben sie mich tatsächlich zu einem
00:28:58: Jugendtherapeuten gebracht, der mich dann sehr schnell angenommen hat
00:29:00: aufgrund dessen dieses Tagebuchs.
00:29:04: Und da war ich dann ungefähr ein Jahr lang erst mit Notfallsitzungen und dann
00:29:10: mit festen Terminen in Therapie.
00:29:12: Da wurde bei mir dann auch eine soziale Angststörung und schwere Depression
00:29:15: diagnostiziert, die muss ich aber schon ewig gehabt haben.
00:29:18: Also die Symptome sind jetzt nicht seit ein paar Jahren, sondern wirklich
00:29:21: schon seit sehr, sehr vielen Jahren da.
00:29:24: Meine Eltern haben das einfach immer nur abgetan mit Pubertät und meine Eltern
00:29:28: würden das, glaube ich, einfach nicht wahrhaben.
00:29:30: Und dann war ich ein Jahr lang in Therapie und dann
00:29:34: waren die Therapiesitzungen, die bezahlt wurden von der Krankenkasse, erst mal voll
00:29:38: und mir ging es auch erst mal deutlich besser.
00:29:40: Und auch immer noch ist es seitdem deutlich besser.
00:29:44: Und dann habe ich mit dem Therapeuten einfach abgesprochen, dass ich jetzt nicht
00:29:47: direkt weitermache, sondern erst mal schaue, wie dieses Praktikum läuft und
00:29:50: dann gibt er mir eventuell neue Termine, weil es deutlich einfacher ist,
00:29:53: falls ich die erst mal nicht brauche.
00:29:56: Und es ist alles ein bisschen kompliziert mit Terminen, die die Krankenkasse dann
00:29:59: bei ihm und das war nur ein Jugendtherapeut.
00:30:02: Wenn ich dann irgendwann in richtige Therapie, also richtige Therapie, aber für
00:30:05: Erwachsene weitergehe, dass es schwieriger ist, Platz zu finden, wenn
00:30:09: ich noch eine laufende Therapie woanders habe laut Krankenkasse.
00:30:14: Und genau deswegen, Dann habe ich jetzt erst mal mein Praktikum gemacht und
00:30:17: ich hätte einfach jederzeit wieder zurückgehen können.
00:30:20: Bis ich 21 bin, darf ich zudem noch hin und mir noch neue Sitzungen einholen.
00:30:27: Aber bis jetzt habe ich das nicht gemacht, weil ich die Zeit nicht hatte und ich auch
00:30:30: der Meinung war, dass ich mental zumindest so weit stabil bin,
00:30:35: dass ich anderen Kindern vor allen Dingen da den Platz nicht nehmen möchte und dann
00:30:38: lieber vielleicht irgendwann schaue, dass ich noch mal in Therapie gehe
00:30:42: für erwachsene Leute und jetzt nicht so vereinzelt irgendwelchen Kindern den
00:30:46: Therapieplatz bei so einem Jugendtherapeuten nehme.
00:30:50: Obwohl du da auch ein gutes Recht zu hast.
00:30:52: Ja, natürlich.
00:30:55: Nur, dass du das noch mal gehört hast: Wenn da irgendwie Bedarf ist,
00:30:59: darfst du das Angebot auch annehmen.
00:31:01: Also gerade so sporadische Sitzungen, wenn man schon die Therapie abgeschlossen hat,
00:31:06: sind ja schon mal ganz gut, das noch mal so ein bisschen aufzufrischen.
00:31:09: Da musst du keine Scheu oder Scham haben, dass du da jemandem was wegnimmst
00:31:15: Vor allen Dingen, wenn es sowieso nur eine Auffrischungssitzung ist, dann
00:31:18: geht es ja wirklich meistens nur einzelne Therapiestunden und die
00:31:22: darfst du auch gerne für dich beanspruchen, sage ich jetzt einfach mal.
00:31:27: Ja, das wird mir so auch gesagt, aber wie gesagt, ich bin einfach im Moment der
00:31:29: Meinung, dass ich mental soweit stabil bin, dass ich das
00:31:33: auch irgendwo selber bewältigen kann und dass ich jetzt ein bisschen Praktikum und
00:31:37: nebenbei ein bisschen Reitunterricht geben und jetzt Anfang vom Studium einfach auch
00:31:41: nicht gewusst hätte, wo ich die Zeit her nehmen soll, da ab und zu
00:31:43: auch noch irgendwie zu fahren.
00:31:44: Ich weiß auch nicht, ich habe das jetzt so lange alleine probiert und bis
00:31:49: jetzt geht es auch ganz gut alleine.
00:31:50: Und ich glaube, wenn ich wirklich merke, dass es nicht mehr geht, dann
00:31:53: würde ich auch wieder zurückgehen.
00:31:54: Aber so lange habe ich das Gefühl, ich brauche es nicht super dringend und
00:31:58: natürlich bräuchte ich es bestimmt irgendwo immer noch,
00:32:02: aber nicht so dringend, dass ich die Notwendigkeit sehe, mich da
00:32:06: wieder einschreiben zu lassen.
00:32:10: Ja, es ist ja gut, dass du die Sicherheit hast, dass du weißt, du
00:32:12: kannst dahin zurückgehen.
00:32:13: Ich glaube, das ist sehr wichtig, dass man da nicht im Leeren hängt, wenn
00:32:18: man dann doch das Gefühl hat, man braucht Hilfe.
00:32:21: Ja, wir haben ja eben schon gehört, wie es dir jetzt heute so insgesamt damit geht,
00:32:25: dass du deine Stute abgeben musstest.
00:32:27: Aber was mich jetzt noch interessieren würde, wäre, ob du denn heute noch Kontakt
00:32:31: zu der Besitzerin hast, ob du vielleicht auch die Stute noch mal besucht hast oder
00:32:35: wie es dir damit geht, wahlweise Kontakt oder keinen Kontakt zu haben.
00:32:42: Ja, also ich habe im Juli 2020, also kurz nachdem, wie sie
00:32:46: verkauft haben, war ich direkt noch mal da und durfte sie auch noch mal reiten, habe
00:32:54: mir noch mal den Stall ein bisschen genauer angeguckt, in der Verfassung, wo
00:32:58: ich dann nicht mehr die ganze Zeit am Weinen war und sowieso
00:32:59: nichts mehr mitgekriegt habe.
00:33:02: Genau, die Besitzerin war super lieb.
00:33:03: Die hat gesagt, ich darf jederzeit vorbeikommen, ich kann
00:33:06: ihr jederzeit schreiben.
00:33:07: Sie hat mir am Anfang, ich glaube, bestimmt noch ein halbes Jahr lang,
00:33:10: immer regelmäßig Bilder geschickt und Updates und erzählt, wie es so läuft und
00:33:15: wo sie gerade irgendwie Probleme haben, was sie neu versuchen.
00:33:19: Hat mich noch immer noch irgendwelche Sachen gefragt, wie es
00:33:21: denn bei mir früher war.
00:33:23: Hat mir auch an Weihnachten irgendwie immer noch mal ab und zu geschrieben.
00:33:26: Das hat sich jetzt von ihrer Seite sehr, sehr zurückgezogen.
00:33:31: Kann ich auch verstehen.
00:33:32: Nach vier Jahren muss man auch nicht mehr der alten Besitzerin immer noch ständig
00:33:37: schreiben und erzählen, wie es läuft.
00:33:38: Das ist sie mir einfach nicht schuldig.
00:33:40: Genau, und dann war ich 2023, irgendwann.
00:33:49: Im August, meine ich, bin ich noch mal hingefahren mit meinem Freund.
00:33:55: Wir haben dann einfach in der Nähe Urlaub gemacht für ein paar Tage und ich habe sie
00:33:59: einfach am ersten einmal besucht mit ihm.
00:34:01: Ich wollte ihm auch mein Pferd oder mein ehemaliges Pferd einfach auch einmal
00:34:05: zeigen noch, einfach weil er sie für mich so sehr zu meinem Leben gehört oder gehört
00:34:10: hat und ich wollte sie einfach einmal vorstellen.
00:34:13: Ich habe mit der Besitzerin noch geschrieben davor.
00:34:17: So ein paar Wochen habe einfach einmal lieb gefragt, ob ich sie
00:34:20: noch einmal sehen dürfte.
00:34:21: Sie meinte: Natürlich, ist gar kein Problem.
00:34:22: Wir sind da angekommen.
00:34:24: Die Besitzerin war da viel am Quatschen mit ihren Freunden am
00:34:29: Stadion und ich durfte einfach mein Pferd ein bisschen streichern und habe die ganze
00:34:31: Zeit geweint, weil ich mir vorgenommen habe, dass das so
00:34:34: der letzte Abschied ist, den ich von ihr habe.
00:34:37: Oh, jetzt wird’s doch emotional. Alles gut.
00:34:41: Nimm dir die Zeit.
00:34:43: Genau, ich war da aber tatsächlich auch krank.
00:34:45: Ich wusste es noch nicht, aber ich hatte am nächsten Tag
00:34:47: einen positiven Corona-Test.
00:34:49: Ich hatte ganz hoch Fieber und lag halt den restlichen Urlaub, den
00:34:53: wir da gemacht haben, eigentlich nur flach im Bett.
00:34:55: Und da ist man ja einfach auch emotional nicht ganz so
00:34:59: stark dabei, zumindest ich nicht.
00:35:01: Ich werde da immer sehr emotional, wenn ich auch hohes Fieber habe
00:35:04: oder ich weine einfach.
00:35:06: Und das war da auch genauso.
00:35:09: Ich war eine Stunde und da habe mir die Augen und den Kopf geheult und am Ende
00:35:12: noch kurz hatte ich irgendwann wieder ein bisschen klare Gedanken, habe noch mal mit
00:35:15: ihr geredet, mich bedankt, dass ich da sein durfte,
00:35:19: habe noch mal peinlicherweise irgendwie es mir rausgerutscht, Wenn es nicht klappt
00:35:23: und Wenn du sie doch nicht haben möchtest, ich nehme sie sofort zurück.
00:35:26: Ich bin jetzt erwachsen, ich verdiene jetzt ein bisschen Geld.
00:35:29: War, glaube ich, ein bisschen unangebracht, aber
00:35:33: ich schieb’s auch, dass ich krank war, dass ich nicht so ganz nachgedacht habe.
00:35:36: Sie war aber ganz lieb und dann haben wir uns verabschiedet.
00:35:38: Ich habe meinen Urlaub weitergemacht.
00:35:39: Ich schreibe einfach mit der Besitzerin nicht mehr seitdem und habe davor auch
00:35:44: einfach nicht so viel Kontakt mehr gehabt und jetzt habe ich zwar ihre Nummer noch,
00:35:47: nicht sie ab und zu noch den WhatsApp-Status oder eine Instagram-Story,
00:35:51: aber da postet sie auch einfach nicht so viel vom Pferd, sondern einfach im
00:35:54: Moment nur so ein bisschen privaten Kram.
00:35:57: Ich glaube, dass ich Sie auf Instagram mittlerweile tatsächlich
00:36:02: entfernt habe, weil ich es einfach nicht mehr sehen möchte, weil ich merke, das
00:36:05: ist immer noch ein ganz großes Thema.
00:36:08: Und auf WhatsApp habe ich die Nummer noch, einfach weil ich irgendwie
00:36:12: das Gefühl haben möchte, dass ich noch irgendwo eine Verbindung habe.
00:36:16: Aber so richtig ist der Kontakt, würde ich mal sagen, mittlerweile abgebrochen.
00:36:21: Aber wie gesagt, das Ganze ist jetzt viereinhalb Jahre schon fast her.
00:36:27: Da muss auch einfach kein Kontakt mehr da sein Ja, ich kann das aber gut verstehen.
00:36:32: Es ist ja schön, dass du den Kontakt hattest und dass du weißt, dass
00:36:34: es ihr jetzt auch gut geht.
00:36:36: Ich glaube, das ist ja immer die größte Sorge.
00:36:38: Ja, mein Gewissen ist auch einfach nur so ein bisschen beruhigt, weil ich weiß,
00:36:44: dass das bei ihr sogar noch viel schöner ist als bei mir damals.
00:36:48: Sie hat noch mehr Wiese, sie hat noch mehr Pferdefreunde.
00:36:52: Sie will auch einfach nicht mehr ganz so viel von diesem Pferd.
00:36:54: Ich habe dann so ein bisschen Ehrgeiz damals entwickelt
00:36:57: mit einem eigenen Pferd plötzlich.
00:37:00: Ich habe sie jetzt nicht überfordert, denke ich mal, aber
00:37:04: ich glaube, sie ist da ganz gut aufgehoben mit Strandausritten und viel durch den
00:37:08: Wald reiten, mit Ab und zu mal springen und einfach nur das entspannte
00:37:11: Freizeitpferd sein, was sie einfach gebraucht hat, wie der Spaß am Reiten zu
00:37:15: haben und ich glaube, mein Pferd hat da einfach eine Aufgabe gefunden.
00:37:18: Und deswegen berührt mich das irgendwo so ein bisschen, dass es zumindest wirklich
00:37:23: das perfekte zu Hause geworden ist und ich nicht im Nachhinein denke, dass sie
00:37:28: woanders oder bei mir irgendwie besser aufgehoben wäre.
00:37:30: Ja, ich glaube, das ist das Allerwichtigste, dass du
00:37:32: dich damit soweit wohlfühlst.
00:37:35: Ja, dann ist das doch ein ganz schöner Abschluss für diese Folge.
00:37:39: Wir haben für alle unsere Gäste zum Ende drei Fragen, die wir jedem stellen.
00:37:44: Die erste davon für dich wäre: Was hilft dir denn im Alltag, runterzufahren?
00:37:48: Wie kannst du dir deine Auszeiten nehmen?
00:37:51: Ich nehme tatsächlich meine Auszeiten viel am Handy.
00:37:55: Ich gucke irgendwie viel TikTok, dass ich einfach viel Informationen
00:38:00: kriege, die schnell auf mich einprasseln, dass ich so ein bisschen
00:38:03: nicht mehr den Kopf habe für die Sachen, die mich vorher gestresst haben.
00:38:06: Meistens reicht das irgendwie auch schon, dass ich mich
00:38:09: dann so kurz mit anderen Sachen bregnen lasse und die anderen Sachen so ein
00:38:14: bisschen in den Hintergrund fallen.
00:38:15: Und dann, wenn ich später wieder daran denke, merke ich, so schlimm war es nicht.
00:38:18: Oder es ist auch schon vorbei, ich muss mich nicht mehr drüber aufregen.
00:38:22: Ich weiß auch nicht, ich brauche immer ein bisschen neue Input, damit alte Sachen
00:38:26: sich so ein bisschen abkühlen können. Okay.
00:38:28: Und was würdest du sagen, war das Schönste an deiner bisherigen Woche?
00:38:34: Das Schönste?
00:38:35: Ich habe diese Woche mein Studium gestartet und ich habe ja vorhin schon mal
00:38:41: erwähnt, mit der sozialen Angststörung.
00:38:43: Und ich glaube, das Schönste ist einfach, dass ich jetzt nach drei Tagen Uni
00:38:47: mich tatsächlich schon relativ wohl da fühle und dass ich einfach
00:38:52: nicht mehr so eine Angst da habe und dass ich das so ein bisschen genießen kann,
00:38:55: dass ich jetzt was lerne, was mich wirklich interessiert.
00:38:57: Und ich glaube, das war so das Schönste, dass ich nicht mit
00:39:00: der Angst nach dem ersten Tag herausgegangen bin, wie
00:39:02: ich auch reingegangen bin.
00:39:04: Schön.
00:39:05: Ja, das ist ein schöner Start tatsächlich dann in den neuen Lebensabschnitt.
00:39:11: Dann haben wir noch eine allerletzte Frage zum Schluss: Was wäre dein
00:39:14: Wunsch für die Pferdewelt?
00:39:16: Was möchtest du gerne allen Pferdemenschen mitgeben?
00:39:20: Ich fände es schön, wenn sich Leute einfach noch mehr informieren,
00:39:27: glaube ich, und einfach noch ein größeres Interesse an ihrem Hobby zeigen, einfach
00:39:32: weil ich gerade merke an so einem Sportstall, wo ich gerade reite, dass das
00:39:37: Sichtfeld und die Interessen sehr, sehr klein sind und dass man irgendwie gar
00:39:40: nicht auch mal sich woanders informieren möchte und nicht noch mal andere Dinge
00:39:45: lernen möchte über Pferde, einfach sich wirklich eine
00:39:49: eigene Meinung bilden zu können.
00:39:50: Und ich finde das eigentlich sehr, sehr wichtig, dass man
00:39:53: sich, soweit es geht, wirklich informiert und nicht nur mit
00:39:56: genau dem, was man gerade macht, sondern auch was andere machen und was da
00:40:00: vielleicht der Vorteil ist und dass man wirklich eine eigene Meinung hat
00:40:05: und sich nicht einfach von den Leuten, die man kennt, so ein bisschen was erzählen
00:40:08: lässt und das dann einfach für einen so stimmt, ohne dass man
00:40:11: da selber irgendwie ein bisschen Interesse zeigt, weil ich finde das auch einfach
00:40:14: super wichtig und den Pferden gegenüber sehr wichtig, dass man sich einfach
00:40:19: viel weiter informiert, als man es eigentlich bräuchte, nur damit man
00:40:23: zumindest eine eigene Meinung hat.
00:40:24: Und ich finde, dann kann man auch erst mit einem Pferd zu 100% gewissenhaft
00:40:28: umgehen, einfach weil man für sich die richtige Entscheidung gerade trifft und
00:40:31: nicht nur das, was man kennt, macht.
00:40:36: Ja, das schließt, glaube ich, ganz gut an die Antwort von vielen anderen auch.
00:40:40: Ich glaube, da sind sich alle tatsächlich recht einig, dass man gerne auch mal
00:40:44: über den Tellerrand hinaus schauen darf.
00:40:46: Vielen Dank, dass du hier so ehrlich erzählt hast, auch wenn es nicht immer
00:40:50: ganz einfach war zwischendrin für dich. Ja, sehr gerne.
00:40:52: Danke, dass ich hier darüber reden durfte.
00:40:54: Ich glaube, das ist auch für mich ein ganz gutes Training mit
00:40:59: der Situation umzugehen.
00:41:01: Ja, das war jetzt wirklich noch mal eine sehr persönliche Geschichte auf eine
00:41:05: andere Art, die wir hier, glaube ich, noch nicht gehört haben.
00:41:07: Aber ja, wie gesagt, vielen Dank, dass du so offen warst und dich dazu bereit
00:41:11: erklärt hast, davon zu erzählen.
00:41:14: Danke fürs Zuhören bei dieser Folge von Psycholoü.
00:41:17: Wenn sie dir gefallen hat, hinterlass uns doch eine positive Bewertung
00:41:20: und teile die Folge.
00:41:22: Wir freuen uns über Feedback, Themenwünsche und deine
00:41:24: Gedanken zum Thema.
00:41:25: Du findest Carina auf Instagram unter @Begegnung_Pferd und @carinawarnstaedt.
00:41:28: autorin
00:41:30: Und Lea unter @LeaSchneider_Pferdetraining und virtuelleAssistenz_Lea.
00:41:35: Alle Links findest du auch in den Show Notes.
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